Swiss-Re-Manager Nabholz: „Eine Pandemie wie Covid-19 hatten wir tatsächlich noch nie in dem Ausmaß“

Konzernsitz der Swiss Re am Mythenkai in Zürich. Quelle: Swiss Re

Wenn die Swiss Re heute ihre Geschäftsbilanz für 2020 vorlegt, blicken Marktbeobachter vor allem auf die Schadenbelastung durch die Corona-Pandemie. Fest zu stehen scheint, dass es für den Schweizer Rückversicherer ein schlimmes Jahr gewesen sein dürfte.

So rechnen Finanzanalysten damit, dass der Konzern für das gesamte 2020 mit rund einer halben Milliarde US-Dollar in den roten Zahlen geblieben ist. Dennoch will der Verwaltungsrat unter dem scheidenden Präsidenten Walter Kielholz seinen Aktionären eine Dividende von 5,90 Franken zahlen.

Demnach hat die Swiss Re in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2020 unter dem Strich einen Verlust von 691 Mio. US-Dollar verbucht. Wesentliche Gründe dafür sind die Schadenbelastungen durch Corona und Naturkatastrophen. Zum Vergleich: Nach dem ersten Halbjahr 2020 stand bei der Swiss Re noch Verlust von 1,135 Mrd. US-Dollar in den Geschäftsbüchern. Die Schäden aus Naturkatastrophen und Man-made-Ereignissen beliefen sich Unternehmensangaben zufolge im gleichen Zeitraum auf 1,5 Mrd. US-Dollar.

„Eine Pandemie wie Covid-19 hatten wir tatsächlich noch nie in dem Ausmaß. 1918 war sie sicher noch schlimmer, aber nicht in diesem modernen Umfeld, wo wir sehr viele medizinische Möglichkeiten haben. Wegen der Letalität und des Verbreitungsfaktors ist die Spanische Grippe dennoch sicher eines der Grundszenarien“, konstatiert Christoph Nabholz, Chief Research Officer beim Swiss Re Institute, im Interview mit der Wirtschaftswoche.

Zudem komme „einiges zusammen, was Covid-19 speziell macht. Die Globalisierung. Da hat man gesehen, wie schnell das Virus sich global verbreitet. Unglaublich, wie schnell das ging. Aber auch das Monitoring ist neu. Wie nah wir dran sind, wie schnell die Zahlen geliefert werden. So einen Live-Tracker hat man noch nie gesehen. Die Wissenschaft hat sich ebenfalls enorm verändert. Dass man sagt, wir arbeiten zusammen, das ist ein globales Problem. Das finde ich enorm. Und dann natürlich die Impf-Strategie: Binnen weniger als zwölf Monaten einen Impfstoff auf den Markt zu bringen, der dann zugelassen wird, und zwar regulär. Das ist schon super speziell“, so der Experte.

Dennoch müsse der Rückversicherer sein „Pandemie-Modell wieder rekalibrieren. Denn die Länder werden hoffentlich aus der Erfahrung lernen. Das Virus wird uns weiter begleiten. Die jährliche Impfung wird sicher auf uns warten“, prognostiziert Nabholz.

Zudem bringe der „Klimawandel in diesem Umfeld neue Gefahren mit sich. Er wird dazu beisteuern, dass wir auch in Zukunft andere Epidemien sehen wie etwa das Zika-Virus. Das sind Moskito-basierte Viren. Aber die haben sich auch verbreitet mit dem Klimawandel. Ich hoffe, dass wir dem Thema Klimawandel begegnen. Wir hatten ja schon ein richtiges Momentum. Das ist leider durch Covid-19 untergegangen. Ich hoffe, das Momentum kommt zurück“.

Autor: VW-Redaktion

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