Q3-Zahlen: Allianz übertrifft die Erwartungen der Analysten

Allianz-Chef Oliver Bäte Quelle: Allianz

Die Allianz leidet derzeit wie viele andere Versicherer unter den Folgen der Corona-Pandemie. Und dennoch scheinen die Münchener die Krise bislang recht gut wegzustecken. Bei der Präsentation der Q3-Zahlen hat der Konzern die Erwartungen der Analysten noch übertroffen.

So hatten die Marktbeobachter im dritten Quartal 2020 mit einem Gewinn von rund 2,64 Mrd. Euro. Am Ende stand das operative Ergebnis von 2,907 Mrd. Euro nur knapp drei Prozent unter dem Vorjahresniveau (Q3: 2,984 Mrd. Euro). „In einem Umfeld, das weiterhin herausfordernd bleibt, haben wir solide Ergebnisse erzielt“, bilanziert Konzernchef Oliver Bäte.

Dennoch verzichtet der Münchener Versicherer weiterhin auf eine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr. Zudem stellte der Konzern den im Frühjahr ausgesetzten Aktienrückkauf endgültig eingestellt. Damit verzichtet die Allianz darauf, eigene Aktien im Wert von 750 Mio. Euro am Markt aufzukaufen.

„Die Allianz leidet derzeit wie viele andere Versicherer unter den Folgen der Corona-Pandemie. Und dennoch scheinen die Münchener die Krise bislang recht gut wegzustecken. Bei der Präsentation der Q3-Zahlen hat der Konzern die Erwartungen der Analysten noch übertroffen. Etwas überraschend ist allerdings, dass weiterhin kein quantitativer Ausblick für das im laufenden Jahr zu erwartende Ergebnis gegeben wird.“

Thorsten Wenzel, Versicherungsanalyst der DZ Bank

Blickt man auf die Zwischenbilanz des bisherigen Jahresverlaufs, klingen die Zahlen herrscht hingegen mehr Ernüchterung. So ging der Umsatz in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um 1,9 Prozent auf 104,9 Mrd. Euro (VJ: 106,9 Mrd. Euro) zurück. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich um 14,6 Prozent auf 7,776 Mrd. Euro (VJ: 9,107 Mrd. Euro) ein.

Die Allianz erklärt den deutlichen Gewinnrückgang vor allem mit den finanziellen Belastungen durch die Corona-Krise, welche der Versicherer derzeit auf rund 1,3 Mrd. Euro beziffert. Die Schaden-Kostenquote stieg deutlich in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres um 1,9 Prozentpunkte auf 96,0 Prozent.

In der größten Sparte, dem Schaden- und Unfallgeschäft, sanken die Umsätze im dritten Quartal um 1,8 Prozent auf 12,9 Mrd. Euro. Die Haupttreiber des Rückgangs waren laut Versicherer die Allianz Partners, der kriselnde Industrieversicherer AGCS und Euler Hermes. Mit Blick auf das Gesamtjahr steht jedoch bislang ein Umsatzplus von 1,4 Prozent auf 46,7 Mrd. Euri (VJ: 46,1 Mrd. Euro).

„Ich bin mit der stabilen Ertragskraft unseres Versicherungsgeschäfts zufrieden. Klammert man die COVID-19-Effekte aus, so sehen wir eine solide Verbesserung der zugrundeliegenden Schaden-Kosten-Quote. Wir haben Zeichnungsdisziplin und technische Exzellenz fest in unsere Kultur verankert und fokussieren uns auf Produktivitätsverbesserungen.“

Giulio Terzariol, Finanzvorstand der Allianz SE

Allerdings geht Allianz-Finanzvorstand Giulio Terzariol nicht davon aus, dass die neue Welle von Lockdowns den Versicherer deutlich weniger treffen wird als die Corona-Maßnahmen im Frühjahr dieses Jahres. Allerdings sind derzeit rund 130 Klagen um die Betriebsschließungsversicherung (BSV) gegen den Versicherer anhängig. Erst jüngst hatte das Münchner Luxushotel Bayerischer Hof die Allianz auf die Zahlung von rund sechs Mio. Euro verklagt. Kurz zuvor hatte sich der Konzern mit der Münchner Gaststätte „Paulaner am Nockherberg“ außergerichtlich geeinigt.

Unabhängig vom Ausgang der Prozesse will die Allianz die bisherigen Bestandsverträge in der BSV loswerden und bietet ihren Kunden – branchenübergreifend – neue Verträge an. Sollten diese das neue Angebot nicht annehmen, werden die bestehenden Verträge gekündigt. Setzt sich allerdings die bisherige Linie der Gerichte fortsetzen, könnten weitere Kosten auf die Allianz zukommen, welche bislang noch nicht einkalkuliert sind.

Ähnliches gilt auch für den milliardenschweren Rechtsstreit, wo sich die Allianz mit Klagen von Pensionsfonds konfrontiert sieht, die mit mehreren Hedgefonds in der Coronakrise drastische Verluste erlitten haben. Die in New York eingereichten Schadenersatz-Klagen summieren sich auf rund vier Mrd. Dollar, berichtet das Handelsblatt. Finanzvorstand Terzariol gibt sich indes gelassen und hält „die Klage für total unbegründet“.

Mit Blick auf das Gesamtjahr gibt sich der Allianz-Vorstand daher weiter optimistisch: „Das ist kein Rekordjahr, aber wir werden trotzdem sehr gute Ergebnisse liefern“. Dass ursprüngliche Gewinnziel zwischen 11,5 und 12,5 Mrd. Euro (2019: 11,9 Mrd. Euro) hatte sich die Allianz vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie bereits im April verabschiedet.

So rechnen Analysten zwar noch immer mit einem Gewinn von rund 10,3 Mrd. Euro für das Gesamtjahr 2020. Aber: „Es sind keine normalen Zeiten“, betont Terzariol. Es sei deshalb sehr schwer vorherzusagen, wie sich das vierte Quartal entwickeln werde.

Autor: VW-Redaktion

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