Bürgerversicherungsdiskussion voraus: Debeka erhöht Beiträge deutlich

Konzernsitz der Debeka in Koblenz. Quelle: Debeka

Die Debeka wird ihre Beiträge ab 2021 um 17,6 Prozent deutlich erhöhen. Da die Koblenzer mit Abstand der größte PKV-Anbieter sind und die gesetzlichen Gegebenheiten für alle Anbieter gelten, ist mit weiteren Erhöhungen und in der Folge mit Systemdebatten zu rechnen.

Die Debeka will bei Arbeitnehmern und Selbständigen besondere Härten mitten in der Corona-Pandemie vermeiden. Vor diesem Hintergrund bietet der Versicherer diesen Personen die Möglichkeit, zwei Jahre lang in einen günstigeren Tarif mit geringeren Leistungen zu wechseln und danach problemlos in den ursprünglichen Tarif zurückzukehren.

In einer Pressemitteilung schreiben die Koblenzer, dass die angekündigten Beitragsanpassungen in der Privaten Krankenversicherung „zu einem erheblichen Teil“ auf die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank zurückgehen. Ohne diesen Effekt fiele der Anstieg nur „etwa halb so hoch aus“. Eine weitere Ursache ist neben den niedrigen Zinsen auch der medizinische Fortschritt, der „höhere Kosten verursacht“. Der Gesetzestext sagt aus, dass der Beitrag in einem Tarif erst dann erhöht werden darf, wenn die Versicherungsleistungen nachweislich um mehr als zehn Prozent höher liegen als ursprünglich kalkuliert.

Ein Einfluss der 2020 ausgebrochenen Corona-Pandemie ist nicht gegeben, weil bei der aktuellen Erhöhung nur Leistungen bis 2019 berücksichtigt werden. Die privaten Krankenversicherer mussten wegen der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 mehr für Versicherungsleistungen ausgegeben als im Vorjahres. Nach Angaben des PKV-Verbandes stiegen die Ausgaben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 14,34 Mrd. Euro.

Trotz der aktuellen Anpassung seien die Beiträge bei der Debeka für „langjährig Versicherte“ seit der Jahrtausendwende im Schnitt „nur um 2,8 Prozent“ pro Jahr gestiegen. „Wir würden unseren Mitgliedern solche plötzlichen Anpassungen gern ersparen. Es wäre für alle Beteiligten besser, wir dürften die Beiträge in kleineren Schritten und somit maßvoller erhöhen. Das lässt die Gesetzeslage aber leider nicht zu“, erläutert Thomas Brahm, der Vorstandsvorsitzende der Debeka. Die Kritiker bezweifeln indes, dass mehrere und kleinere Anpassungen für die Versicherten tatsächlich von finanziellem Vorteil wären, beispielsweise der Anwalt Knut Pilz.

GKV noch schlimmer?

Die Beiträge in der Privaten Krankenversicherung (PKV) steigen langfristig nicht stärker als in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Zu diesem Ergebnis kommt eine aktualisierte Studie des Forschungsinstituts IGES zum Thema „Beitragsentwicklung in der PKV“.

„Die bisherige öffentliche Diskussion über das Ausmaß von Beitragssteigerungen in der PKV stützt sich vor allem auf Momentaufnahmen einzelner Jahre oder oft nur auf Einzelfälle. Die Studie nimmt deshalb die langfristige Beitragsentwicklung von PKV-Versicherten in den Blick. Sie liefert so valide Ansätze, um die gesundheitspolitische Diskussion zu versachlichen“, erklärt Martin Albrecht, Geschäftsführer des IGES Instituts und Leiter der Studie.

Ob das eine weitere Diskussion um die Bürgerversicherung aushebelt, darf bezweifelt werden. Der Streit wird, vielleicht wegen Corona verzögert, erneut ausbrechen.

Autor: VW-Redaktion