Fondskongress: 30 Prozent grüne Rendite

Grüner wird’s nicht? – Oh doch, prophezeiten Portfoliomanager auf dem Fonds Professionell Kongress 2020 in Mannheim. Gerade weil derzeit so viele politische Maßnahmen in aller Welt auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, müsse man frühzeitig auf die Gewinner dieser Entwicklung setzen. Auch fondsgebundene Lebensversicherungen werden davon profitieren. Stargast Gerhard Schröder warnte indes, auf Kohle und Öl gänzlich zu verzichten.

Er sei sich bewusst, dass seine Meinung als „gestrig“ abgestempelt werde. „Doch aktuell beziehen wir 80 Prozent unserer Energie aus fossilen Energieträgern“, sagte der Bundeskanzler a. D. Seiner Meinung sollte man klimaschädliche Unternehmen nicht verschwinden lassen, sondern alles dafür tun, um diese klimafreundlich zu machen. Er spielte auf das Unternehmen an, wo er im Aufsichtsrat sitzt – dem russischen Ölmulti Rosneft. Dieser investiere gleichzeitig Millionen in grüne Energie, so Schröder. Also dürfe man große „vermeintliche klimaschädliche“ Konzerne nicht schwächen, denn man sei auf deren Investitionen angewiesen.

Andreas Fruschki (l.) und Dr. Hans-Jörg Naumer, beide bei Allianz Thematic

Was bedeutet das konkret für Fondsmanager? „Viele sagen, ich habe Titel von Öl und Kohle verkauft, also kann mir nichts passieren“, schildert Andreas Fruschki, Lead-Portfoliomanager & Head of Thematica Equity, einem Fonds von Allianz Global Investors. Aber so einfach geht das nicht, man müsse aktiv in die neue Energieerzeugung investieren. „Solar und Windkraft haben ihren ersten Hype gehabt und ihre Kinderkrankheiten überwunden, sodass man in diese Anlagen wieder einsteigen kann.“

Vor-Ort-Berichterstattung von David Gorr

Seine Vorgehensweise ist simpel. Er schaut sich Mega-Trends wie Urbanisierung an. Die Folgen daraus sind u.a. Verkehrschaos und schlechte Luft. Welche Lösungen gibt es dafür? Intelligente Verkehrslösungen und eben Elektromobilität, also wird in diese Bereiche investiert. Die Themen müssen nicht immer spannend sein wie z.B. künstliche Intelligenz, die Themen müssen nur performen können. Und das wird vor allem grüne Technologie, glaubt Karen Ward von J.P. Morgan Asset Management. „Denn wir werden noch viel Stimulus von der Politik erhalten, sodass wir rechtzeitig die Gewinner und Verlierer identifizieren müssen.“

Michael Schoenhaut, Manager von Global Income Fund, und Karen Ward Chefstrategin EMEA, beide J.P. Morgan Asset Management

Der US-Vermögensverwalter BlackRock setzt inzwischen auch auf die grüne Karte. Richtig ernst werden die das nicht nehmen, glaubt Carmen Kuster, ein Chartered Alternative Investment Analyst (CAIA). „Ich glaube das Amundi, aber nicht BlackRock.“ Es gebe viel grüne PR, obwohl inzwischen auch die Performance mit alternativen Investments sich sehen kann. Darauf sind auch viele Versicherer aufgesprungen. Einige wie die Meag, der Vermögensverwalter der Munich Re, haben bereits 2003 einen Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt. Geführt wird dieser seit drei Jahren von Xiaoye Huang. Die studierte Wirtschaftsmathematikerin hält im „MEAG Nachhaltigkeit“ Titel wie Microsoft, Mastercard oder Alphabet als größte Positionen. Aber auch Versicherer befinden sich im Portfolio und damit Konkurrenten von Munich Re, wie Huang zugibt. Schließlich gehören Versicherer zu den nachhaltigsten Unternehmen.

Der Coronavirus führte bislang nicht dazu, dass sie bestimmte Aktien verkaufen oder kaufen musste. Tourismustitel halte der Fonds ohnehin nicht, sagt Huang. Der Publikumsfonds weist für das vergangene Jahr eine Rendite von 30 Prozent auf. Viele Indizes und Fonds liefen im Börsenjahr 2019 gut, der Dax verbuchte ein Plus von 25 Prozent. Huang wünscht sich, das viel mehr Menschen in Deutschland in Aktien investieren würden. Denn wirkliche Alternativen bei den aktuellen Niedrigzinsen gebe es ihrer Meinung nach nicht.

Autor: David Gorr

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