Euler Hermes rechnet mit mehr Firmenpleiten in Deutschland

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Düstere Aussichten zum Jahresbeginn: Die schwächelnde Konjunktur dürfte sich 2020 auch bei den Firmenpleiten niederschlagen. So rechnet der Kreditversicherer Euler Hermes in diesem Jahr mit einem Anstieg um drei Prozent auf knapp 20.000 (2019 erwartet: 19.370) Insolvenzen aus, wie aus dem jährlichen „Global Insolvency Report“ hervorgeht.

Besonders beunruhigt zeigen sich die Ökonomen der Allianz-Tochter auch die Entwicklung bei den Großinsolvenzen bei Unternehmen mit einem Umsatz oberhalb der 50-Millionen-Euro-Grenze. In den ersten neun Monaten 2019 sind diese nach Angaben des Kreditversicherers weltweit zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (248) nur um einen Fall auf 249 gestiegen. Allerdings seien die Umsätze der insolventen Großunternehmen auf über 145 Mrd. Euro geklettert (VJ: 106 Mrd. Euro). Damit liegen diese mehr als 39 Mrd. Euro und rund 38 Prozent höher als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

„Der Dominoeffekt bei Großinsolvenzen auf die Lieferkette ist meist sehr groß. Je höher die Umsätze der Pleitekandidaten, desto größer die Schäden bei den einzelnen Lieferanten. Deshalb sollte man sich von großen Namen nicht täuschen lassen“, konstatiert Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Gerade in Deutschland hat es zuletzt zahlreiche namhafte Großunternehmen getroffen, manche von ihnen bereits zum zweiten Mal. Der Anstieg der großen Insolvenzen lag in Deutschland in den ersten neun Monaten bei 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bei den Umsätzen war der Anstieg mit plus 81 Prozent auf rund 339 Mio. Euro noch dramatischer. Dabei sorgten vor allem die Pleiten des Touristik-Konzerns Thomas Cook mit seiner Flug-Tochter Condor, des Modeunternehmens Gerry Weber oder des Windrad-Herstellers Senvion für mediale Aufmerksamkeit.

Weltweit rechnet der Kreditversicherer in diesem Jahr mit einem Anstieg der Insolvenzen um rund sechs Prozent. Allein in Westeuropa steigen die Insolvenzen 2020 laut Euler Hermes um voraussichtlich drei Prozent an (2019: zwei Prozent). Viele Länder wachsen in Zeiten der Konjunkturflaute langsamer, als es notwendig wäre, um die Insolvenzen stabil zu halten.

Zudem habe sich in Westeuropa in der Vergangenheit gezeigt, dass diese Schwelle bei einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von rund 1,7 Prozent liegt. Zum Insolvenzanstieg in Europa tragen insbesondere Dänemark (plus sechs Prozent), Spanien, die Niederlande und Irland (jeweils plus fünf Prozent) sowie Italien (plus vier Prozent) bei. Aber auch Großbritannien sieht im Brexit-Sog einen erneuten Zuwachs von rund 3 Prozent bei den Pleiten entgegen.

Rühmliche Ausnahme in Europa seien aallerdings die französischen Nachbarn, für die die Volkswirte 2020 nach langen wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten eine Stagnation der Insolvenzen prognostizieren. „Es gibt drei Gründe, warum Frankreich plötzlich mit vorne liegt“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Allianz und Euler Hermes.

„Zum einen hat das Land wichtige ökonomische Entscheidungen getroffen. Zum anderen zahlt sich das rund 17 Milliarden Euro schwere Konjunkturpaket mit Steuererleichterungen für Rentner aus, das Präsident Macron im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht hat, um die ‚Gelbwesten‘ wieder von der Straße zu holen. Dies hat den privaten Konsum angekurbelt. Zu guter Letzt profitiert die französische Wirtschaft in Zeiten von Handelskonflikten und schwächelndem Welthandel auch von einer weitaus geringeren Exportabhängigkeit als beispielsweise Deutschland“, konstatiert der Ökonom.

Autor: VW-Redaktion

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