Euler Hermes: Großinsolvenzen in Deutschland nehmen zu

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook sorgte jüngst für große mediale Aufmerksamkeit. Allerdings scheint dies derzeit kein Einzelfall zu. So nimmt die Zahl der Insolvenzen bei großen Unternehmen nach Angaben von Euler Hermes aktuell wieder deutlich zu.

Demnach zählte der Kreditversicherer allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 zählte der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes 27 Pleiten von deutschen Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 19 Fälle gewesen, dies entspricht einem Zuwachs von 42 Prozent, konstatiert Euler Hermes.

Quelle: Euler Hermes

Zudem lag der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen im Vorjahreszeitraum noch bei 187 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 129 Mio. Euro. Die Tendenz ist also bereits seit Jahren steigend, wobei im Jahr 2017 die durchschnittlichen Schäden aus den großen Insolvenzen mit über 300 Mio. Euro bereits ein erstes Rekordhoch markierten. Dieser Ausreißer in der ansonsten linearen Entwicklung war durch die Insolvenz von Air Berlin bedingt.

„Besonders viele große Insolvenzen gab es im bisherigen Jahresverlauf im Handel sowie in der Automobilindustrie, dem Dienstleistungssektor sowie Metall-, Textil- und Energiebranche. Vorsicht ist gerade auch bei großen Namen geboten – sie schützen im Zweifelsfall nicht vor der Pleite. Einige sehr namhafte Unternehmen sind 2019 sogar bereits zum zweiten Mal in die Insolvenz gerutscht – ein Trend, der dies unterstreicht“, konstatiert Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

„Den größten Zuwachs bei den Pleiten sieht man aktuell in der Energieversorgung und im Bildungssektor sowie der Agrarwirtschaft. Aber auch das verarbeitende Gewerbe, Freizeitaktivitäten, die Transportbranche und die unternehmensnahen Dienstleistungen verzeichneten steigende Fallzahlen. In den Bereichen Gesundheit und Soziales, sonstige Dienstleistungen, Information und Kommunikation sowie Wasser- und Abfallwirtschaft haben merklich weniger Unternehmen Insolvenz angemeldet“.

Die meisten Insolvenzen verzeichnete laut Kreditversicherer in den ersten acht Monaten des Jahres der Handel (2.182 Fälle), gefolgt vom Baugewerbe (2.118), Hotels & Restaurants (1.511), unternehmensnahe Dienstleistungen (1.387) und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (1.248), dem verarbeitenden Gewerbe (1.030) und der Transportbranche (866).

Dennoch zeige sich die deutsche Wirtschaft „angesichts der zahlreichen Unsicherheiten und Risiken weiterhin relativ robust. Diese Widerstandskraft kommt allerdings nicht von den Unternehmen wie häufig in der Vergangenheit, sondern vor allem von positiven Impulsen durch die Binnennachfrage – insbesondere vonseiten des Konsums und den Bauinvestitionen. Noch zehren viele Unternehmen aber von ihren Puffern, die sie sich in guten Zeiten angelegt haben. Deshalb gehen wir 2019 weiterhin von stagnierenden Pleitezahlen aus und 2020 dann von einem leichten Anstieg“, so Van het Hof.

Autor: VW-Redaktion

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