Bürger gegen VW: Der Prozess der Superlative hat begonnen und die Versicherer sind dabei
 VWheute Sprint 

Der Prozess der Bürger gegen VW hat begonnen und wurde in die Stadthalle Braunschweig verlegt. Quelle: Stadthalle Braunschweig

Es ist Weihnachten für Anwälte. In Braunschweig hat der Prozess der Verbraucher, 449.000 Betroffene gesammelt in einer Musterfeststellungsklage (MfK), gegen VW begonnen.  Das Geschehen und Interesse ist so groß, dass die Verhandlung in die Stadthalle Braunschweig verlegt werden musste. Die Versicherungsindustrie ist mittendrin.

Die Ausgangslage ist klar. Die Verbraucher hoffen auf gerichtlich anerkannte Feststellungen für anschließende Schadensersatzklagen. VW will nicht noch weiter wegen ihrer Vergehen bluten müssen. Möglich gemacht hat den Prozess die Option der Mfk, bei der viele Betroffene sich unter dem Dach einer Verbraucherschutzorganisation zusammenfinden, um gemeinsam gegen ein Unternehmen zu klagen.

Der Vzbv ist von den neuen Möglichkeiten angetan: „Die neue Verfahrensart ist eine große Chance, für eine Vielzahl von Geschädigten in einem Verfahren Fragestellungen zu klären“, sagt Sebastian Reiling, beim VZBV für Musterfeststellungsklagen zuständig.

Ausgang ungewiss

Die Fronten zwischen VW und den Verbraucherschützern sind verhärtet, VW hat bereits rund 30 Mrd. Euro wegen dem Skandal aufwenden müssen, nicht nur hierzulande.

Die Verbraucherschützer sind siegesgewiss. „Durch die Rückrufaktion des Kraftfahrbundesamts steht fest, dass Volkswagen geschummelt hat. Und nach unserer Rechtsauffassung ist der Schaden in dem Moment eingetreten, in dem ein betroffenes Auto gekauft wurde“, erklärt der Vzbv laut Spiegel Online (SPON).

VW hält dagegen, das die Autos trotz der Abschalteinrichtung der Abgasreinigung „technisch sicher“ seien und genutzt werden können. „Aus unserer Sicht haben die Kunden keinen Schaden erlitten, erklärt der Konzern laut SPON. Wie das mit den Milliardenzahlungen und Schuldbekenntnisse in anderen Länder zusammenpasst, wird der Prozess zeigen.

Neben dieser grundsätzlichen Diskussion schließt sich die Frage an, ob ein möglicher Schaden durch das Softwareupdate des Autokonzerns beseitigt wurde. Es droht ein langer Prozess.

Und die Versicherungsbranche

Für die Versicherer ist die MFK ein teures Vergnügen. Laut einer Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben bis Ende 2018 etwa 144.000 Diesel-Fahrer ihre Rechtsschutzversicherung genutzt, es entstanden rund 380 Mio. Euro Aufwand für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten. Der Beitrag dürfte nicht gefallen sein.

Weitere Sammelklagen und Kosten könnten folgen. „Der Abgas-Skandal hat dazu geführt, dass es auch in Deutschland Sammelklagen gibt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die klagefreudigen Deutschen sich zusammentun, um weitere Unternehmen aus anderen Branchen vor Gericht zu bringen. Dass die Deutschen von der neuen Möglichkeit, Sammelklagen einzureichen, gerne Gebrauch machen, haben sie damit eindrucksvoll bewiesen“, konstatiert Hartmuth Kremer-Jensen, Mitglied der Geschäftsführung bei Aon in Deutschland, bereits vor einiger Zeit.

Autor: VW-Redaktion