Courage oder Hybris: Swiss-Life-Deutschlandchef Arnold will Neugeschäftswert um über 40 Prozent steigern

Swiss-Life Niederlassung in München. Quelle: Unternehmen.

Wie der Mutterkonzern hat auch die Swiss Life Deutschland ehrgeizige Ziele. Sie will in den nächsten drei Jahren die Zahl der Finanzberater um neun Prozent auf mehr als 6.500 Personen und die Neugeschäftsproduktion im Sektor Versicherung um ein Fünftel steigern. Auch sonst sind die Pläne gewaltig: für Selbstzweifel oder Abweichungen ist kein Raum. Kann das aufgehen?

Nach seinen Vorstellungen soll das Fee Income von 2022 bis 2024 um sieben bis acht Prozent auf 800 bis 830 Mio. Euro steigen. Für das Geschäftsfeld „Versicherungen“ erwartet er bei der Neugeschäftsproduktion ein Plus um 20 Prozent auf über 4,7 Mrd. Euro und beim Wert des Neugeschäfts von Plus 42 Prozent auf 240 Mio. Euro.

„Wir sind vielleicht sogar wegen Corona gewachsen“.

Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland.

Dabei soll sich das Ergebnis so verbessern, dass die Abführung an die Muttergesellschaft – die kürzlich ihre ehrgeizigen Ziele vorstellte – auf 190 bis 210 Mio. Euro für die nächsten drei Jahre steigt. In der Summe waren zwischen 2018 und 2021 rund 145 Mio. Euro abgeführt worden. Die neue Strategie setze dabei auf den Erfolgen der vergangenen drei Jahre auf. „Wir sind trotz oder vielleicht sogar wegen Corona gewachsen“, so Arnold. Bereits 2019 habe man flächendeckend die Video-Beratung eingeführt. „Davon haben wir von der ersten Minute des Lockdowns profitiert.“ Mit dem vorausgegangenen „Swiss Life 2021“ seien die Ziele sowohl in der Finanzberatung wie auch im Versicherungsgeschäft „in weiten Teilen sogar übererfüllt“ worden.

Mehr Berater, mehr Geschäft?

Die Zahl der Finanzberater (34 d und 34 f GVO) wuchs binnen drei Jahren um gut ein Drittel auf 5.100 Personen. „Das Durchschnittsalter liegt bei 35 Jahren“, betont der Deutschlandchef.

Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland.

Branchenweit sind es im Mittel 51 Jahre. Neben klassischen Personalgewinnungselementen wie Praktika „beherrschen wir die Kunst, Communities zu bilden“. Die Fluktuationsquote sei nach der „dreijährigen Findungsphase niedrig einstellig“. Dem jungen Vertrieb gelingt dann auch die Ansprache junger Kunden – seit 2018 wurden 365.000 Neukunden für die Finanzberatung und 300.000 für die Versicherungen akquiriert. Fast 80 Prozent des Neugeschäfts wird mit Kunden im Alter zwischen 18 und 39 Jahren getätigt; die Hälfte ist unter 30 Jahre alt. „Das Wachstum in diesem Kundensegment werden wir weiter vorantreiben und exzellente Kundenerlebnisse schaffen“, sagt Arnold. Ein hohes marktdifferenzierendes Potenzial sieht er im Geschäft mit den Konsortialpartnern (MetallRente, KlinikRente und ChemieRente), wo die Angebote und Services zur Absicherung der Arbeitskraft weiterentwickelt werden sollen. Zudem soll die weitere digitale Anbindung der Konsorten die Vertriebskraft zusätzlich stärken.

Ziele der Swiss Life Deutschland, Quelle: Unternehmen

Mit Blick auf Berichte, wonach 33 von 80 Lebensversicherern in Deutschland eine negative Zinsmarge aufweisen sollen, sagte Arnold: „Wir fühlen uns mit unserem Bestand pudelwohl und freuen uns, diesen noch viele Jahre betreuen zu können.“ Die eigene Zinsmarge sei positiv, weil man sich sehr rechtzeitig um das Asset-Liability-Management gekümmert habe und „lang gegangen sind mit Immobilien“.

Investition in IT und Nachhaltigkeit

Arnold will die Digitalisierung und Hybridisierung bei der Finanzberatung ausbauen. Nachdem die gesamte Wertschöpfungskette bereits digitalisiert sei, werde jetzt in das eigene Kundenportal und das digitale Schadenmanagement investiert. Ergänzend werde ein umfassendes vertriebliches Datenmanagement und intelligentes CRM-System entwickelt, das dabei helfe, auf Kundenereignisse zu reagieren. Geschäftsmodellübergreifend plant die Swiss Life Gesamtinvestition von rund 50 Millionen Euro in die IT-Infrastruktur zur Vereinfachung von Geschäftsprozessen.

Ein weiterer Kernpunkt in der Strategie ist die Nachhaltigkeit. Bis 2024 wird das Unternehmen in der gesamten Gruppe die CO₂-Emissionen pro Mitarbeitenden (Vollzeitäquivalent) um weitere 35 Prozent vorrangig durch die Reduktion von Dienstreisen und den Einsatz nachhaltiger Mobilitätslösungen reduzieren. Durch die Unterstützung anerkannter Projekte zur CO₂-Kompensation soll die Swiss Life bereits ab 2022 das Net Zero-Ziel in der eigenen Geschäftstätigkeit erreichen. Im Bereich der Lebensversicherung plane man den konsequenten, schrittweisen Ausbau nachhaltiger und ESG-konformer Produkte. Die fondsgebundene Vorsorge „Investo“ biete bereits ESG-konforme Produkte nach Artikel 8 und 9 der Transparenz-Verordnung. Auch das Immobilienportfolio der Swiss Life wird hinsichtlich Nachhaltigkeit angegangen. Bei den Immobilien im Direktbesitz sollen bis 2030 die durchschnittlichen CO₂-Emissionen pro Quadratmeter um weitere 20 Prozent gesenkt werden.

Wer persönlich hören möchte, was Arnold zu den Zielen sagt, der kann sich das Video ansehen:

Autorin: Monika Lier

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