Europas Riesen: Axa führt vor Allianz, Talanx überholt Prudential

"Wir bringen unsere uneingeschränkte Solidarität mit dem ukrainischen Volk zum Ausdruck, das in diesen äußerst schwierigen Zeiten unglaubliche Stärke und Tapferkeit zeigt", erklärt Insurance Europe. Quelle: Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

Axa, Allianz, Generali, Zurich. Seit Jahren ist das die Rangordnung der mächtigsten Versicherer Europas. Auch die Pandemie hat die Karten unter den Big Playern nicht neu gemischt, berichtet das spanische Unternehmen Mapfre in einer Analyse. Der Versicherungsstandort D indes gewinnt an Bedeutung. Mit der Talanx macht ein weiteres deutsches Unternehmen international Plätze gut.

In der Pandemie-Situation sank das Prämienvolumen der 15 größten europäischen Versicherungsgruppen im Jahr 2020 um –4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während die Nettoergebnisse um –19,8 Prozent zurückgingen. Dennoch verzeichneten laut Mapfre 8 der 15 Gruppen in der Nicht-Leben-Rangliste ein Wachstum des Prämienvolumens im Jahr 2020.

Auch das Gesamtprämienvolumen der 15 Versicherungsgruppen in diesem Segment verzeichnete einen leichten Anstieg von 0,7 Prozent im Vergleich zu 2019. Das Segment Leben war 2020 besonders von der durch die Pandemie ausgelösten Krise und dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld betroffen. Dies führte dazu, dass die größten europäischen Versicherungsgruppen in diesem Geschäftssegment einen Rückgang der Prämieneinnahmen von –11,0 Prozent verzeichneten. Laut Mapfre mussten fast alle untersuchten Versicherungsgruppen Rückgänge hinnehmen.

Rückgänge für französische Bancassurance-Anbieter

Die erste Änderung im Mapfre-Ranking erfolgt direkt hinter der Zurich, wo sich nun die deutsche Talanx anstelle von Prudential einreiht. Außer dem Schweizer Traditionsversicherer stammt die gesamte Top 10 aus den großen Ländern Frankreich, Deutschland, Italien und Vereinigtes Königreich.

Seit 2010 sind die Prämien der Gruppen, die die Rangliste 2020 bilden, um 9,3 Prozent gestiegen – mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 0,8 Prozent.  Axa, Allianz und Generali führen die Rangliste in dieser Klassifizierung an und vereinigen satte 44 Prozent der Prämien aller Gruppen auf sich, die die aggregierte Rangliste im Jahr 2020 bilden.

Im Gegensatz zu 2019 verzeichneten die meisten Gruppen im Jahr 2020 einen Prämienrückgang und nur vier von ihnen eine positive Entwicklung. Die französischen Bancassurance-Unternehmen Crédit Agricole Assurances, CNP Assurances und BNP Paribas Cardif verzeichneten die größten Rückgänge (–20,4 %, –19,5 % bzw. –13,1 %).

Die größten europäischen Versicherer.

Axa bleibt oben

Die Axa behauptete ihre Position als größte europäische Versicherungsgruppe im Jahr 2020 mit einem Prämienvolumen von 93,92 Milliarden Euro, was einem Rückgang von –5,9% gegenüber 2019 entspricht. Die höheren Einnahmen aus den gewerblichen Sparten außerhalb der Lebensversicherung reichten nicht aus, um Rückgänge in der Privatversicherung auszugleichen, der vor allem auf die geringere Neugeschäftstätigkeit während der Einschlusszeiten zurückzuführen ist. Die Lebensversicherung entwickelte sich in allen Märkten negativ, im Gegensatz zu den Krankenversicherungsprämien, die in allen geografischen Gebieten anstiegen.

Die Allianz ist im Ranking die zweitgrößte europäische Versicherungsgruppe mit einem Prämienaufkommen von 82,99 Milliarden Euro, was einem leichten Anstieg von 0,1 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Einnahmen aufgrund von Preiserhöhungen leicht an. In der Lebens- und Krankenversicherung sanken sie aufgrund von Einschränkungen im Zusammenhang mit der Pandemie und ungünstigen Wechselkursen.

Die Triester Generali liegt mit 70,7 Milliarden Euro Prämieneinnahmen an dritter Stelle, 1,3 % mehr als im Vorjahr. Der Anstieg im Bereich Nicht-Leben (+2,9 %) fiel höher aus als im Bereich Leben (+0,6 %) – trotz Bemühungen um fondsgebundene Produkte in den wichtigsten Märkten. Im Sachgeschäft konnte die insgesamt positive Entwicklung in allen Ländern, in denen die Gruppe tätig ist, den deutlichen Rückgang im Europ Assistance-Geschäft ausgleichen.

Die Zürich-Gruppe bleibt an vierter Stelle mit einem Prämienvolumen von 42,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 1,5 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr.  In US-Dollar, der Währung, in der die Gruppe ihre Abschlüsse erstellt, gab es einen leichten Anstieg von 0,3 % aufgrund der Dynamik im Nicht-Leben-Geschäft, während der Bereich Leben vor allem aufgrund der von den Regierungen auferlegten Einschränkungen im Zusammenhang mit COVID-19 zurückging.

Talanx greift an

Die ersten Veränderungen in der Klassifizierung im Vergleich zu 2019 gab es an fünfter und sechster Stelle, wo Talanx und Prudential die Plätze tauschten. Die Talanx-Gruppe erzielte 2020 einen Umsatz von 41,11 Mrd. Euro, 4,1 % mehr als im Vorjahr und damit den zweitgrößten Anstieg nach der R+V (+8,9 %). 

„Dieser Anstieg ist auf eine gute Leistung in den Nichtlebenssparten zurückzuführen, sowohl in der Erst- als auch in der Rückversicherung, was den Aufstieg auf den fünften Platz in der Rangliste unterstützt.  Das Wachstum kam vor allem aus den Segmenten Industrieversicherung (Spezialgeschäft) und Schaden- und Unfallrückversicherung, während Retail Deutschland und Retail International einen Rückschlag erlitten, der zum Teil auf die durch die Pandemie ausgelöste Krise zurückzuführen ist“, berichtet Mapfre.

Zum Hintergrund: Die Prudential-Gruppe meldete einen Prämienrückgang von –5,6 % in Dollar, was einem Rückgang von –7,4 % in Euro entspricht und dazu beitrug, dass die Gruppe in der Rangliste um einen Platz fiel und auf dem sechsten Platz landete. Im Oktober 2019 schloss Prudential die Ausgliederung von M&G plc aus der Gruppe ab, Monate nachdem sie die Abspaltung ihres britischen und europäischen Geschäfts von anderen internationalen Aktivitäten angekündigt hatte, wodurch zwei unabhängige Unternehmen entstanden.

Nach dieser Umstrukturierung gruppiert Prudential plc sein Geschäft in Asien, den Vereinigten Staaten und Afrika und konzentriert sich auf Lebensversicherungen und Vermögensverwaltung. Infolgedessen ist die Hongkonger Versicherungsbehörde die neue Aufsichtsbehörde der Gruppe.

Die Umsätze gingen 2020 sowohl in Asien zurück, was auf einen erheblichen Rückgang der Verkäufe in Hongkong zurückzuführen ist (wo die Grenze zum chinesischen Festland für den größten Teil des Jahres 2020 geschlossen war), als auch in den Vereinigten Staaten, wo das Unternehmen Jackson einen beträchtlichen Anstieg der Verkäufe von variablen Annuitäten verzeichnete. Das allerdings konnte den Rückgang bei den festen Annuitäten und den festen Indexannuitäten nicht ausgleichen.  Im Januar 2021 gab der Verwaltungsrat seine Entscheidung bekannt, Jackson im zweiten Quartal 2021 durch eine Abspaltung von der Gruppe zu trennen. 

Autor: Michael Stanczyk