Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen erreicht Rekordniveau
Positive Entwicklungen in den meisten Anlageklassen führten zu einem Anstieg des Pensionsvermögens im Dax 40 von rund 245 Mrd. Euro um ca. 22 Mrd. Euro auf etwa 267 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt Mercer in einer aktuellen Analyse. Der Rechnungszinssatz hielt sich allerdings nicht auf dem hohen Vorjahresniveau. Vor allem im November und Dezember 2023 habe er deutlich nachgegeben.
„Es kam für Investoren im Jahr 2023 darauf an, die veränderten Chancen am Kapitalmarkt zu erkennen und situationsgerecht zu handeln“, berichtet Jeffrey Dissmann, Leiter Investments bei Mercer Deutschland. „Viele Investoren nutzen das höhere Zinsniveau zum Ausbau der Zinsabsicherung der Verpflichtungen. Manche müssten jedoch weiterhin Kapitalmarktrisiken eingehen, um den gestiegenen Anpassungsbedarf aus der Inflation zu decken – am Aktienmarkt hat sich das zum Jahresende auch durchaus ausgezahlt.“
Nach den Kursverlusten des Jahres 2022, die sich auf die Pensionsvermögen im Dax mit etwa 20 Prozent ausgewirkt hatten, haben sie sich im letzten Jahr wieder leicht erholt. Das Pensionsvermögen im Dax 40 (in aktueller Zusammensetzung) ist von rund 245 Mrd. Euro um etwa 22 Mrd. Euro auf ca. 267 Mrd. Euro gestiegen, liegt aber immer noch weit unter dem Höchststand von fast 300 Mrd. Euro Ende 2021.
Der Wert der Pensionsverpflichtungen in den IFRS-Abschlüssen der DAX-Unternehmen ist von rund 307 Mrd. Euro um ca. 23 Mrd. Euro auf etwa 330 Mrd. Euro gestiegen, schreibt Mercer in der Untersuchung. Die geänderte Zusammensetzung des Dax 40 macht hiervon rund eine Mrd. Euro aus. Der Wert der Pensionsverpflichtungen ist durch die geänderte Dax-Zusammensetzung weniger stark gestiegen als der Wert des Pensionsvermögens (2 Mrd. Euro, s. o.).
Hauptursache für den verbleibenden Anstieg von etwa 22 Mrd. Euro ist der Rückgang des Rechnungszinssatzes. In welchem Ausmaß der Zins im einzelnen Unternehmen reduziert werden musste, hängt vom verwendeten Verfahren, der Zusammensetzung des Personenbestandes, denn konkreten Zusagen und weiteren Faktoren ab.
Bei der Mercer Yield Curve, dem Verfahren von Mercer zur Ermittlung des Rechnungszinssatzes nach IFRS, ist der Rechnungszins für eine typische durchschnittliche Restlaufzeit von 15 (bzw. 20) Jahren von 4,21 Prozent (bzw. 4,25 Prozent) auf 3,57 Prozent (bzw. 3,63 Prozent) gesunken. Der Rechnungszins wird im Dax 40 im Durchschnitt aber weniger deutlich abgesenkt. „Unter Berücksichtigung der verschiedenen Zinsermittlungsverfahren und der Erfahrungen aus der Vergangenheit gehen wir davon aus, dass der Rechnungszins im Dax 40 zum 31. Dezember 2023 etwa einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert lag. Damit lässt sich der größte Teil des Anstiegs der Verpflichtungswerte erklären“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland.
Der Deckungsgrad, also das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen, hatte laut Mercer Ende 2022 ein Rekordhoch von 80 Prozent erreicht. Dieser Wert wurde Ende 2023 mit 81 Prozent noch überschritten. Zum Vergleich: In den Jahren 2008 bis 2020 lag der Deckungsgrad nie über 70 Prozent, 2021 erreichte er 72 Prozent. Diese hohen Deckungsgrade 2022 und 2023 spiegeln nicht nur das Verhältnis der Kursentwicklung des Planvermögens zur rechnerischen Entwicklung der Pensionsverpflichtungen wider, sondern liegen auch im allgemeinen Trend zur Ausfinanzierung begründet, berichtet Mercer.
Weil es in Deutschland keine Pflicht zum Aufbau eines Pensionsvermögens gibt, liegt der Deckungsgrad hierzulande typischerweise niedriger als beispielsweise in UK oder US. Gerade im Dax 40, aber auch bei anderen großen Unternehmen und vermehrt auch im Mittelstand, hält der Trend zur Nutzung von Pensionsfonds als einem kapitalgedeckten Durchführungsweg der bAV, aber auch anderer Ausfinanzierungslösungen an, um den bilanziellen Risiken der Pensionsverpflichtungen zu begegnen.
„In den vergangenen Jahren haben viele Unternehmen Pensionsverpflichtungen auf den Pensionsfonds übertragen, um bilanziell Pensionsvermögen zu schaffen, Liquiditätsbelastungen zu verstetigen und Risiken angemessen zu steuern“, sagt Dr. André Geilenkothen, Leiter Pension Funding Consulting bei Mercer Deutschland. „Hierfür haben die Unternehmen in Deutschland über die letzten Jahre kontinuierlich mittlere einstellige Milliardenbeträge bereitgestellt.“
Autor: VW-Redaktion