„Nicht im Sinne der Bevölkerung“ oder „effektive Möglichkeit“: So bewerten Vermittler die Corona-Impfung

Quelle: Bild von Reckmann Tim auf Pixabay

Das Thema Vakzination polarisiert Deutschland; die Regierung rennt hinterher. Die Versicherungsunternehmen wollen ihre Mitarbeiter auf freiwilliger Basis impfen, doch was möchten die Vermittler? VWheute blickt hinter die Kulissen.

Anmerkung der Redaktion: Liebe Vermittler, liebe Leser/innen, die Redaktion ist an Ihrer Meinung zum Thema interessiert. Lassen Sie uns bitte in den Kommentaren oder den sozialen Medien wissen, wie Sie zu dem Thema stehen. Gerne können Sie sich auch anonym an uns wenden – wir greifen das Thema bei Interesse wieder auf.

Die Versicherungsbranche will ihre Mitarbeiter im Innen- und Außendienst auf freiwilliger Basis selbst impfen. Mit der Vakzination-Performance der Bundesregierung waren die Häuser eher unzufrieden. Diesen Unmut teilen viele Vermittler. Bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Impfung scheiden sich die Geister. Eine Mitte gibt es nicht, entweder die Spritzimmunisierung wird radikal abgelehnt oder vollumfänglich begrüßt. Einig sind sich die Befragten bei einer Ablehnung der Impfpflicht, auch Kritik an der medialen Berichterstattung ist zu vernehmen.

„Ich stehe für eine freie Impfentscheidung“, schreibt ein Vermittler gegenüber VWheute. Das setze „eine adäquate Aufklärung voraus“, die es aktuell weder in der Vermittlerpresse noch in den Mainstreammedien“ gebe. „Das Robert-Koch- und das Paul-Ehrlich-Institut seien als Informationsträger „ungeeignet“, da sie dem Bundesgesundheitsministerium unterstehen. Nach seiner Ansicht werden in zur Impfung gehörenden Aufklärungsbögen bewusst Informationen vorenthalten, Personen mit Migrationshintergrund würden „nicht die gleichen Informationen erhalten wie Deutsche“. Bei einer neutralen Berichterstattung sollten auch Impfkritiker und Impfgegner „angehört werden“, unabhängig davon, ob man deren Meinung „im Einzelfall teile“. Es gäbe „keinen Nachweis dafür“, dass „irgendeiner der neuen Impfstoffe Dritte vor einer Ansteckung mit Covid-19“ schütze.

Aus den Erfahrungen hat er Schlüsse gezogen. „In der Vergangenheit habe ich alle von der ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen wahrgenommen und diese Entscheidung auch für meine Kinder getroffen“. Mit dem heutigen Wissen würde er „sicher in vielen Fällen eine andere Entscheidung treffen“. Die aktuelle Vakzinationspolitik der Bundesregierung bezeichnet der Vermittler als „interessengeleitet und nicht im Sinne der Bevölkerung“. Es werde „bewusst Panik verbreitet“ um eine „Impfagenda im Interesse der Pharmalobby sowie des World Economic Forum durchzupeitschen“. Schwerwiegende Nebenwirkungen würden „mindestens billigend in Kauf genommen“. Er habe im Freundes- und Bekanntenkreis schwere Nebenwirkungen und einen Todesfall im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung erlebt. Obduktionen wären „zwingend angeraten“, aber „offenbar unwillkommen“.

Bei einem Impfzwang würde er „mit seiner Familie das Land verlassen wollen“. Eine mögliche Beeinflussung eines Arbeitgebers oder Dienstherren pro Impfung sei Nötigung. „Jeder, der solch einen Druck ausübt, gehört m.E. vor ein ordentliches Gericht gestellt und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angezeigt.“ Viele Vermittler und Kunden würden Impfungen „sehr kritisch gegenüberstehen“ sich aus Angst aber nicht dazu bekennen. „Aus den Häusern einzelner Versicherer habe er im Vieraugengespräch „gleichlautende Aussagen bekommen“. „Angeblich habe der GDV empfohlen, Impfschäden gegen Covid-19 nicht einzuschließen“, da das Risiko „nicht kalkulierbar“ sei.

Verschieben statt lösen?

Der Fachmakler Frank Dietrich teilt Aspekte der Impfskepsis, wenn auch nicht in derselben Intensität. Er selbst wie auch seine Frau waren vom Virus betroffen, er hat die Erkrankung „fast spurlos erlebt“ und „bestens überstanden“. Gegenüber einer Vakzination ist er kritisch. „Die Skepsis zur Impfung beurteile ich gerne auf einer fachlich medizinischen Basis. Wer sich umgehört hat, dem ist bekannt, dass die dadurch erzeugte Abwehrreaktion nach fünf Monaten nicht mehr nachzuweisen ist.“ Die Impfung sei „keine echte Lösung“, sondern verschiebe das Problem.

Die Bemühungen der Regierung sieht er kritisch. „Die Coronapolitik ist ein trauriges Laienspiel von Akteuren, die weder diszipliniert handeln, noch einen roten Faden haben.“ Die Gewinninteressen Einzelner, Unentschlossenheit  und Föderalismus dokumentieren fehlendes (fachliches) Engagement. Wie es bessergeht, „zeigen uns andere Länder“. Die Risikobewertung zu AstraZeneca sei „vielschichtig“, er spricht sich für die Freigabe des Impfstoffes und freie Selbstbestimmung aus

Vertrauen in Wissenschaft

Der in unterschiedlicher Intensität vorgetragenen Impfkritik stehen Stimmen entgegen, zum Beispiel Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistung AfW. Er betont, dass es sich bei seinen Aussagen um eine persönliche Meinung handle, „die ich so auch mit meinen Vorstandskollegen im AfW teile“.

In das „Gezeter“ über die Impfpolitik der Bundesregierung möchte er „nicht einstimmen“. Die Kritikpunkte lägen „offen auf der Hand“. Bei der Impffrage sollten die Menschen, „dem Rat der Spezialisten vertrauen“. Die Meinung der Wissenschaft sei eindeutig: Impfen, und zwar mit den Mitteln, „die für die jeweilige Personengruppe zugelassen und verfügbar sind“. Eine Impfempfehlung gegenüber den AfW-Mitgliedern werde der Vorstand nicht aussprechen.

Vertrauen in die Impfstoffe hat auch Justyna Wacker, Senior Financial Consultant bei MLP und Dozentin & Trainerin an der Corporate University MLP in Wiesloch. „Wir leben bereits seit einem Jahr im Ausnahmezustand – deshalb begrüße ich, dass es nun durch die Impfungen eine effektive Möglichkeit zur Pandemie-Bekämpfung gibt.“ Sie hofft, dass sich die Menschen „auf freiwilliger Basis impfen lassen, weil sie den Nutzen der Impfungen erkennen und sich und andere schützen wollen“. Sie selbst werde es tun, sobald sie „an der Reihe ist“.

Der Bundesregierung stellt auch sie kein gutes Zeugnis aus. „Nach meinem persönlichen Gefühl geht es in Deutschland nur schleppend voran, allerdings erhoffe ich mir durch die erneute Freigabe von AstraZeneca sowie den Einbezug von Haus- und bald auch Betriebsärzten eine deutliche Beschleunigung des Prozesses.“ Bei MLP soll es Impfangebote für die Belegschaft geben, „sobald dies möglich ist“.

Michael H. Heinz ist nicht nur Präsident des Bundesverbandes der Versicherungskaufleute (BVK), sondern auch selbst Vermittler. Er sieht die Impfoption positiv. Trotz aller gesellschafts- und wirtschaftlichen Einbußen stehe der Anspruch auf körperliche Unversehrtheit der Bevölkerung und die Stabilität des Gesundheitssystems an höchster Stelle. „Diesem Anspruch kann man nach unserem Dafürhalten am effektivsten und schnellsten durch eine Impfung gegen eine Covid-19-Infektion begegnen.“ In dieser Ansicht sieht er sich durch eine „Vielzahl von anerkannten epidemiologischen, virologischen und medizinischen Studien“ bestätigt. Er hofft, dass „Impfwillige“ so schnell wie möglich einen Infektionsschutz durch die geprüften und zugelassenen Vakzine erhalten und damit eine „Herdenimmunität hergestellt wird“. Das hätte auch volkswirtschaftliche Vorteile. „Im globalen Wettbewerb werden diejenigen Staaten, die am ehesten eine durchgreifende Impfung und damit Immunität ihrer Bevölkerung gegen Covid-19 durchführen, klar im Vorteil sein. Deutschland sollte dabei sein.“

Die Umfrage zeigt, wie stark die Meinungen innerhalb der Vermittlerschaft variieren. Es war überraschend, wie viele Vermittler selbst eine (anonyme) Stellungnahme ablehnten. Wenn Regierung und Versicherungsbranche eine nahezu komplette Impfdurchdringung erreichen wollen, müssen noch einige Zweifel ausgeräumt werden.

Autor: Maximilian Volz

3 Kommentare

  • Was uns als Impfung verkauft wird, ist nichts anderes als eine Gentherapie. In diesem Stadium im Rang einer „Erststudie“. Nur leider völlig unbegleitet durch medizinisches Fachpersonal, wie das bei einer herkömmlichen Studie der Fall ist. Wer freiwillig mitmachen will – in Ordnung. Ich bin nicht dabei.

  • Einige Kommentare aus der Vermittlerschaft bestätigen das Vorurteil, wonach dort nicht unbedingt die hellsten Kerzen auf der Torte unterwegs sind. Das wiederum ist bei einigen Produkten mit zweifelhaftem Nutzen ja auch kein Nachteil. Insofern passt es dann wieder.

  • Ich kann viele der kritischen Äußerungen wahrlich nicht nachvollziehen ! Nach meiner Erfahrung sind Impfgegner oft auch im Lager der Corona Leugner oder wenigstens der Corona-Verharmloser unterwegs. Am Ende steckt da schlicht ein tiefes Misstrauen gegen den Staat, seine Institutionen und die Gesellschaft, die als „Mainstream“ bezeichnet wird, dahinter. In der Regel haben sie ihre eigenen Fakten, an die Sie glauben, wie Christen an die Bibel.
    Dass sich die gesamte Welt zugunsten der Pharma-Industrie verschworen und dafür ein Corona-Virus erfunden haben soll, halte ich für so wahrscheinlich wie, dass Helmut Schmidt morgen von den Toten aufersteht und unser Land wieder in Ordnung bringt 🙂
    Jede andere Impfung, die wir bisher durchgeführt haben, hat und hatte Risiken und Nebenwirkungen, so wie jede OP und viele andere Behandlungen auch. Es muss der Nutzen und das Risiko klar gegeneinander abgewogen werden. Beim Corona-Virus sehe ich das Risiko, selber schwer zu erkranken oder unwissentlich andere anzustecken, die dann möglicherweise schwer erkranken, als sehr deutlich höher an, als das Impfrisiko. Deshalb würde ich mich auf jeden Fall impfen lassen, auch mit Astra-Zenika.
    Unter dieser Prämisse könnte man vielleicht zu dem Schluss kommen, dass junge Frauen, wo das Risiko dieser Venen-Trombosen offensichtlich erhöht ist und die andererseits ein geringeres Risiko haben, an Corona schwer zu erkranken, auf die Impfung mit Astra-Zenika verzichten sollten. Allerdings hat man die Ursache wohl schon gefunden und auch ein Medikament gegen diese Komplikation.
    Andererseits weiß ich angesichts der Lage und der Bedrohung von immer neuen möglicherweise noch gefährlicheren Mutationen nicht, wie wir ohne Impfen aus dieser „scheiß“ Lage wieder herauskommen sollen ?
    Ich bin zwar nicht für eine Impfpflicht, sehr wohl aber für einen Impfausweis mit der Folge, dass nicht geimpfte von bestimmten Dingen ausgeschlossen sind. Dass zumindest so lange, wie der Kreis der nicht geimpften noch so groß ist, dass die Pandemie mit ihren Einschränkungen bestehen bleibt und andererseits jeder auch die Möglichkeit bekommt, sich impfen zu lassen.
    Und wenn mein Produktgeber mir über den Betriebsarzt ein Impfangebot macht, dann finde ich das sehr positiv und würde es sofort annehmen.

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