Olympia-Aus wäre das größte Schadenereignis der Geschichte

Allianz steht wegen dem Sponsoring der Winterolympiade in Peking in der Kritik. Bild: Roman Grac auf Pixabay

Bei den olympischen Spielen geht es um Superlative. Gold, Weltrekorde und Drama sind die Essenz des Spektakels. Wenn die Spiele stattfinden, kämpfen die Athleten um Bestleistungen, fallen Sie aus, drohen den Versicherern Rekorderstattungen. Weitere Großveranstaltungen wie die Fußball-Europameisterschaft hängen ebenso in der Schwebe. Droht nach dem Rekordverlustjahr 2020 eine Steigerung bei den Veranstaltungsausfällen in diesem Jahr. Die Branche zittert.

Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters droht der Branche bei einer Olympia-Absage ein Verlust von zwei bis drei Mrd. US-Dollar. Das ist mitten in einer Pandemie und einer Vielzahl von Betriebsschließungsfällen auch für die Branchenschwergewichte kein Kinkerlitzchen. Simon Henderson, Executive Director beim Versicherungsmakler Gallagher bringt das Problem auf den Punkt: „Es wäre bei weitem der größte Verlust“. Die olympischen Spiele sind Tennis-, Fußball- und Schwimmturnier in einem. „Das bereitet der Branche Kopfschmerzen.“ Die Analysten der Jefferies  Investmentbank beziffern den versicherten Schaden auf mindestens zwei Mrd. US-Dollar, hinzu kommen noch Zahlungen von 600 Mio. Dollar im Bereich Hospitality.

Japan zweifelt und ringt mit sich

Für die Versicherer ist es besorgniserregend, dass die Japaner, die aktuell über den Status der Spiele beraten, eine erneute Verschiebung ausschließen. Diesmal wäre eine Absage final. Auf Nachfrage wollten sich weder die Swiss Re, die Hannover Rück noch die Munich Re zu möglichen Schäden äußern. Das ist auch nicht, mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass die Münchener mit 500 und die Schweizer mit 250 Mio. US-Dollar involviert sind – die Swiss Re hat die Zahlen gegenüber VWheute bestätigt.  Ausgeglichen werden mit dem Geld unter anderem verlorene Fernseh- und Werbegelder, Vereine und verschiedene Verbände, die alle mit dem Internationalen Olympische Komitee (IOC) verbandelt sind.

Der Veranstalter und der IOC pochen weiter auf eine Durchführung der Spiele, die japanische Bevölkerung ist weit weniger enthusiastisch. Ein Ergebnis gibt es noch nicht, die Medienberichte zum Status der Spiele widersprechen sich. Die Zweifel der Bevölkerung sind nachvollziehbar, tausende Sportler und Betreuer aus der ganzen Welt werden ein- und nach den Spielen wieder in die gesamte Welt ausgeflogen. Das ist mitten in einer Pandemie ein Erreger-Multiplikator.

Die Durchführung erzwingen können weder der IOC noch die Verbände, die (meisten) Sportler und Betreuer sind frei in ihrer Teilnahmeentscheidung. Das Beispiel Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten zeigt, dass viele Sportstars während der Pandemie nicht international wettbewerben wollen. Beispielsweise sagten viele Stars der  – deutschen Nationalteams ab, was den Wert des Endprodukts minimierte. Teilweise wurde der Wettkampf ad absurdum geführt, so konnte der deutsche Gruppengegner Kap Verde nach mehreren Corona-Fällen nicht mehr die geforderten zehn gesunden Spieler aufbieten. Das Spiel wurde für Deutschland gewertet. Auch andere Sportligen wie die NFL, MLB und NBA in den USA hatten und haben massive Probleme bei ihren Wettbewerben.

Sponsor Allianz betroffen?

Die Allianz ist ab 2021 Sponsor der olympischen Spiele, allerdings nicht für die verschobenen 2020-Version. Auf Anfrage schreibt die Gruppe: „Wir stehen in enger Kommunikation mit dem Internationalen Olympischen Komitee und seinen japanischen Partnern, die sich für eine sichere und erfolgreiche Durchführung der Spiele in diesem Sommer einsetzen. Während unsere globalen Aktivitäten bei den Olympischen & Paralympischen Winterspielen in Peking 2022 beginnen werden, freuen wir uns darauf, dass die Olympischen und Paralympischen Spiele im ersten Jahr unserer weltweiten Versicherungspartnerschaft stattfinden.“ Es klingt ein wenig nach Erleichterung.

Weiter schreibt die Allianz, dass sie sich nicht zu vertraglichen Details „unserer Partner“ äußern möchte, ebenso will sie nicht an „Marktspekulationen“ partizipieren. Das Schweigen der Münchener und der Rückversicherer ist schade, denn es ist zu erwarten, dass die Coronaerfahrung Auswirkungen auf die künftige Versicherung von Großveranstaltungen haben wird. Kein Erstversicherer wird künftig einen generellen Einschluss von Pandemien in der Betriebsschließungsabsicherung erlauben, ebenso wird kein vernunftbegabter Rückversicherer auf einen solchen Ausschluss bei künftigen Großveranstaltungen verzichten. Wie sich das auf Fernseh- und Sponsorengelder und damit auf die Events auswirkt, wird eine der spannenden Fragen sein. Welcher TV-Sender zahlt Milliarden für Fernsehrechte, wenn er sich nicht rückversichern kann?

Rekordverlustjahr 2020?

Die Branche musste im Bereich der Veranstaltungsabsicherung im Jahr 2020 ein Rekordverlustjahr hinnehmen. Das Absagen von Veranstaltungen wie Festivals, Konferenzen und Sportevents hat die Branche laut dem Broker Howden bereits fünf bis sechs Mrd. Dollar gekostet, doch eine Olympia-Absage wäre „mind-blowing“.

Autor: Maximilian Volz

Ein Kommentar

  • Das sind natürlich riesige Summen. Aber wenn man dann ins Verhältnis setzt, dass es um globale Versicherungen mit globaler Rückversicherung geht, aber allein die Allianz selbst im Pandemiejahr 2020 rund 10 Mrd. Euro Gewinn gemacht hat, dann relativiert das alles ein wenig.

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