Zurich: Erst das Programm und dann das Marketing

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Nachhaltigkeit dient den eigenen Interessen der Assekuranz. Doch die Branche kommt selbst nur langsam mit der Umsetzung der „Environment“, „Social“ und „Governance“-Kriterien voran. Die deutsche Zurich ist in den letzten Wochen mit einer Reihe „grüner“ Meldungen aufgefallen.
Nachhaltigkeit hat es im Newsbereich der Zurich-Website sogar einen eigenen Button. „Das Thema Nachhaltigkeit ist aus der Ecke ‚vorübergehende Mode‘ raus“, sagt Kommunikationschef Bernd O. Engelien im Gespräch mit VWheute. Er verwehrt sich gegen den Verdacht von „Green-Washing“ und berichtet darüber, wie man „Spaß und Freude an der Nachhaltigkeit“ in der Mitarbeiterschaft weckt. Denn: „Dirigistische Maßnahmen sind nicht der Weg, der zum Ziel führt“, so Engelien.
„Wir haben den Anspruch eines der nachhaltigsten Unternehmen weltweit zu sein – das gilt für den Konzern und damit für alle Ländergesellschaften“, sagt Engelien. Im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) sei die weltweite Gruppe bereits der führende Versicherer. Mitte November war das Ziel verkündet worden, jährlich fünf Millionen Tonnen CO2- Äquivalente vermeiden. Als institutioneller Anleger setzt die Gruppe in ihrem Impact- Investment-Portfolio auf die Wirkung ihres Engagements anstelle – wie üblich – einen bestimmten monetären Betrag für „grüne Investments“ zu nennen. „Wir stellen Umwelt- und soziale Ziele in den Mittelpunkt unserer Impact-Investment-Strategie. Dabei geht es auch um die Verbesserung der Lebensqualität von fünf Millionen Menschen pro Jahr“, erklärt Engelien. Das Impact-Investing-Portfolio von aktuell 5,4 Mrd. Dollar umfasst grüne Anleihen, soziale und nachhaltige Anleihen, Private-Equity-Fonds, die entsprechend investieren.
Keine Branche ausschließen
„Wir nutzen unsere Marktstellung, auch andere Unternehmen zu beeinflussen, aber wir schließen niemanden wegen vermeintlichem Fehlverhalten aus“, so Engelien. „Konkret bedeutet dies: Wir weiten unser Klimaschutzengagement aus und wollen künftig ganz auf erneuerbare Energien setzen.“ Als erster Versicherer sei 2019 eine UN-Verpflichtung unterzeichnet worden, die darauf abzielt, den globalen Temperaturanstieg bis 2030 auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. „Das bedeutet, dass wir unsere Geschäftstätigkeit weltweit zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie umstellen werden. Zudem werden wir unsere Beteiligungsunternehmen und Kunden aktiv bei der Ausarbeitung von Plänen unterstützen, mit denen sie ihre Abhängigkeit von Ölsand, Ölschiefer und Kraftwerkskohle reduzieren“, erläutert er.
Mit der Klimakrise wächst die Gefahr großer und häufiger Naturkatastrophen. Die Frequenz bestimmter Schadenereignisse wie Starkregen, Hagel oder Trockenheit ist in Deutschland längst allgemein zu beobachten. Nur verhinderte bzw. nicht eingetretene Schäden sind letztlich „gute“ Schadensereignisse – weshalb die Nachhaltigkeit eigentlich in der DNA der Assekuranz begründet ist. Doch wie kommen ESG-Projekte in die Mitarbeiterschaft? Umfragen und Studien zeigen, dass das Thema noch nicht gelebt wird. Die „Transparenz-Verordnung 2019/2088 der Europäischen Union“, die seit 2019 in Kraft ist und Produktanbieter wie auch Finanzberater verpflichtet, spätestens ab dem 10. März 2021 die Nachhaltigkeit in den Produkten in der Kundenberatung transparent zu machen, gilt in der Öffentlichkeit als weitestgehend unbekannt.
„Intrinisische Motivation“ für die Mitarbeiter
„Wir setzen nicht auf den permanent erhobenen Zeigefinger, sondern auf die intrinsische Motivation. Nicht von oben nach unten. Ziel ist es, die innere Bereitschaft zu wecken“, sagt Engelien. Die Mitarbeitenden seien eingeladen, sich mit Vorschlägen und Projekten zur Nachhaltigkeit einzubringen. „Wir verordnen nichts, sondern setzen hier auf unsere Kultur der Beteiligung. So haben wir den Weg, wie sich Mitarbeitende mit Ideen einbringen können, der Mitarbeiterbeteiligung, auch bewusst nicht starr institutionalisiert; wir fördern vielmehr den direkten Austausch untereinander. Grundsätzlich stehen wir in einem offenen Austausch mit offenen Zugangswegen, damit nichts versandet. So haben wir auch unsere Direktionen in Frankfurt und Köln gestaltet.“ In diesem Zusammenhang beging die Zurich Gruppe Deutschland Ende September ihre „Green Week“ – die aber zweiwöchig war. Zudem gibt es die Formate „Strategie-Dialoge“ und „Strategie-Impulse“, zu denen alle Mitarbeitenden eingeladen sind, an der Unternehmensstrategie mitzuarbeiten.
„Aus der Mitarbeiterschaft sind viele Vorschläge gekommen – etwa das Dienstrad, das ein nachhaltiges Speisenangebot im Betriebsrestaurant, Insektenhotels auf den Dachterrassen, die Art des Weihnachtsbaums oder das Verwaltungsgebäude in Regenbogenfarben während der pandemiebedingt ausgefallenen Cologne Pride zu illuminieren“, zählt Engelien einige der grünen Projekte auf. „Anfang November haben wir eine Mitarbeiter-App live geschaltet, um den Austausch besonders bei den vielen Heimarbeitenden zu intensivieren. Highlights wie etwa eine ‚Late-Night-Show‘ mit dem Vorstand sollen Kommunikation erlebbar machen und helfen, gläserne Böden einzureißen.“
Ein Baum für jeden Mitarbeiter
Neben „grünen“ Ansätzen von der Planung des neuen Verwaltungsgebäudes in Köln, über Papiereinsparung und virtuelle Schadenbegutachtungen bis hin zum Naturalersatz in der Schadenregulierung gibt es natürlich auch Leuchtturmprojekte wie den „Zurich Forest“. Bei diesem von der deutschen Gruppe unterstützten Projekt sollen über eine Million Bäume in Brasilien gepflanzt werden. Bislang steht fest, dass für jeden der 55.000 Zurich-Mitarbeiter ein Baum gepflanzt wird. „Um aus der Vorreiterschaft auch Multiplikatoreffekte zu erzielen, werden wir den Vertrieb natürlich auch in unser Projekt Zurich Forest einbeziehen. Denn Nachhaltigkeit muss auf ein breites Fundament gestellt werden“, sagt Engelien. Wie dieses Projekt für den Vertrieb nutzbar gemacht wird, sei in der Planung.
Entgegen anders lautender Meinung, dass ESG-Kriterien den Vertrieb bislang wenig interessieren, berichtet Engelien, dass diese „signalisiert, dass Nachhaltigkeit von den Kunden immer öfter nachgefragt wird – insbesondere wenn es um Kapitalanlageprodukte geht. Hier bieten wir nachhaltige Fonds, die mindestens genauso gute Performance-Chancen haben wie klassische Produkte.“ Bei Zurich hat der Makler seiner Aussage zufolge „den Vorteil, dass wir uns ernsthaft mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Das ist das Gegenteil von Greenwashing. Das sieht man schon daran, dass wir mit einem klaren Nachhaltigkeitsziel gestartet sind, das auch tief in unserer Unternehmensstrategie verwurzelt ist.“ Maklern bietet die Zurich verschiedene Seminare mit internen und externen Fachleuten sowie im Rahmen von Kooperationen, um sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. „Auf der leider Corona-bedingt eingedampften Leitmesse DKM wollten wir das deutlicher spielen. Nun setzen wir mit voller Energie auf elektronische Medien“, sagt Engelien.
Autorin: Monika Lier
Ich finde bemerkenswert was Zurich da tut, kann das bestätigen, mein Z Vermittler kam bereits vor 2 Jahren auf mich zu und hat mir Fondsrente und Investmentdepot auf ESG-Fondskonzepte umgestellt.
Hat mich damals sehr zu nach- um Umdenken angeregt.
Da ist wohl noch zu prüfen, ob das nur die Umweltluft betrifft, aber nicht die Textilherstellung und Kinderarbeit in der dritten Welt, bzw. Waffen und Chemielieferungen. Die meisten Fonds sind leider noch nicht das GELBE vom Ei. Dann kommen noch die Kosten und andere Faktoren dazu, die Renditen um 3% vielleicht gerade noch zulassen. Mit meiner Gerschäftsidee für 9% Rendite (oder MEHR) können agile Vorstände, sogar mit null Mut, fast allen Bürgern adäquate Vorsorge ermöglichen. Bisher maximal 20%. Was das für zusätzliche Umsätze, auch noch wegen der Alleinstellung, bedeutet, können schon Grundschüler berechnen. .
Der Beitrag „Erst das Programm und dann das Marketing“ hat mir zu denken gegeben. Ist es tatsächlich so, dass nachhaltige Fonds, mindestens die gleich guten Performance-Chancen haben wie klassische Produkte?