Bilanz: So schlugen sich die Versicherer in Q3

Quelle: Bild von Pexels auf Pixabay

Die Versicherer scheinen der Pandemie unbeirrt zu trotzen. Glaubt man den jüngsten Quartalszahlen, kommt die Branche recht glimpflich davon. Während die Zurich und die Generali bislang geringe Schäden verzeichnen, sieht sich die Deutsche Familienversicherung weiter im Plan. MLP legt beim EBIT deutlich zu und die Talanx wagt eine vorsichtige Gewinnprognose.

So zeigen sich die Niedersachsen in der Corona-Pandemie nach den Worten von Konzernchef Torsten Leue „profitabel und sind robust“. Dabei wagt die Talanx in diesen Tagen als einer der wenigen Versicherungskonzerne eine vorsichtige Prognose für das Gesamtjahr 2020: Nunmehr rechnet der Versicherer mit einem Gewinn von etwa 600 Mio. Euro. Für 2021 peilt die Talanx gar ein Konzernergebnis zwischen 800 und 900 Mio. Euro an. Zudem hält der Konzern an einer Dividende von 1,50 Euro je Aktie fest.

„Erfreulicherweise wachsen wir profitabel und sind robust. Das Konzernergebnis ist angesichts der Pandemie und der schadenstarken Hurrikan-Saison beachtlich. Mittlerweile lassen sich die Aufwände durch die Pandemie besser bewerten, sodass wir eine Ergebnisprognose abgeben: Wir blicken zuversichtlich auf die kommenden Monate und das nächste Jahr. Für 2020 erwarten wir ein Konzernergebnis von deutlich über 600 Mio. Euro und für 2021 ein Wachstum beim Konzernergebnis auf 800 bis 900 Mio. EuroR. Zudem bestätigen wir unsere bis 2022 festgelegten Mittelfristziele für den Konzern. An unserer Dividendenstrategie halten wir fest und wollen eine Dividende in Höhe des Vorjahres ausschütten.“

Torsten Leue, Vorstandsvorsitzender der Talanx

Dabei steht nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ein Konzernergebnis von 520 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: 742 Mio. Euro). Der coronabedingte Schadenaufwand lag Ende September 2020 bei 1,058 Mrd. Euro. Die größten Naturkatastrophen-Schäden verursachten der Hurrikan „Laura“ (103 Mio. Euro), der Hagelsturm „Derecho“ (84 Mio. Euro) und der Tornado „Nashville“ (47 Mio. Euro) in den USA. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote betrug 100,7 Prozent (VJ: 98,5 Prozent). Die gebuchten Bruttoprämien stiegen um 5,2 Prozent auf 31,9 Mrd. Euro (VJ: 30,3 Mrd. Euro).

Generali schreibt mehr Gewinn

Deutlich zufriedener zeigt sich bislang die Generali: So erzielte der italienische Versicherungskonzern in den ersten neun Monaten des Jahres einen operativen Gewinn von rund vier Mrd. Euro, was einem Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen blieben weitgehend stabil bei 52 Mrd. Euro (plus 0,3 Prozent).

Allerdings meldete die Generali in den ersten drei Quartalen einen Gewinneinbruch von 40 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum auf 1,3 Mrd. Euro. Vor allem die Turbulenzen an den Kapitalmärkten machen den Italienern deutlich zu schaffen: Während die Schaden- und Unfallsparte ihren operativen Gewinn um fast 19 Prozent steigerte, ging das Ergebnis im Lebensversicherungsgeschäft um 15 Prozent zurück. Die Schaden-Kostenquote sank um 2,3 Prozentpunkte auf 89,7 Prozent.

„Die Ergebnisse der ersten neun Monate zeigen weiterhin die Widerstandsfähigkeit der Generali, wie die ausgezeichneten technischen Margen zur Stützung des Operating Result und der Kapitalausstattung belegen. In einem Umfeld, das nach wie vor von starken makroökonomischen und finanziellen Auswirkungen der anhaltenden Pandemie geprägt ist, bestätigt die Gruppe ihre Stärken, die auf ihrer Führungsposition in Europa und einem primär auf den Privatkunden ausgerichteten, flexiblen und diversifizierten Geschäftsmodell beruhen. Die Generali ist entschlossen, ihren Kunden durch spezifische Hilfs- und Unterstützungsinitiativen ein echter Lifetime Partner zu sein und die Gemeinschaften, in denen sie tätig ist, durch Initiativen wie den außerordentlichen internationalen Covid-19-Hilfsfonds zu fördern.“

Cristiano Borean, Finanzvorstand der Generali Group

Gleichzeitig hält die Generali weiterhin an ihren Dividendenplänen für die Jahre 2019 bis 2021 fest.

Zurich legt bei den Prämieneinnahmen zu

Die Zurich ihrerseits ist stabil durch die Corona-Krise gekommen: So stiegen die Prämieneinnahmen um drei Prozent auf 27,26 Mrd. US-Dollar. Aufgrund der schweren Hurrikan-Saison und anderer Wetterkapriolen dürften die Verluste allerdings infolge von Naturkatastrophen um rund zwei Prozentpunkte höher liegen, als dies in der zweiten Jahreshälfte üblich sei, erklärte Zurich. Die Schäden durch die Corona-Pandemie beziffern die Schweizer unverändert auf 450 Mio. US-Dollar.

In der Lebensversicherung gingen die Prämieneinnahmen im gleichen Zeitraum deutlich um 19 Prozent auf 2,57 Mrd. US-Dollar zurück. Allerdings verzichtet die Zurich auf eine Gesamtprognose für das Gesamtjahr. „Ich kann Ihnen keine Prognosen für das vierte Quartal oder die Zeit in 2021 hinein geben. Aber es ist heute unsere beste Schätzung, entsprechend dem, was wir an Reaktionen von Regierungen und wahrscheinlichen Auswirkungen sehen. Wir erwarten davon keine bedeutenden Auswirkungen auf die Gruppe“, konstatiert Finanzvorstand George Quinn.

Baloise rutscht beim Umsatz unter die Sieben-Milliarden-Marke

Die Schweizer Baloise verbuchte im laufenden Geschäftsjahr hingegen einen deutlichen Rückgang des Geschäftsvolumens von 6,5 Prozent auf 6,94 Mrd. Franken. Vor allem im Lebengeschäft gingen die Prämieneinnahmen deutlich um 23 Prozent auf 2,63 Mrd. Franken zurück. Im Nichtlebengeschäft stiegen die Beitragseinnahmen indes um 7,9 Prozent auf 3,13 Mrd. Franken. Wachstumstreiber waren laut Baloise die beiden Akquisitionen in Belgien, wo der Konzern Fidea und das Nichtlebenportfolio von Athora gekauft hatte.

Die Nettoschadensumme beläuft sich Unternehmensangaben zufolge auf rund 63 Mio. Franken: „Sofern sich im letzten Quartal nicht außergewöhnliche Schadenereignisse ereignen, rechnet die Baloise mit einem Schaden-Kostensatz im unteren Bereich des Zielbands von 90 bis 95 Prozent.“ Dabei halten die Schweizer an ihren bisherigen Zielen fest: Bis 2025 will der Schweizer Versicherer 1,5 Millionen neue Kunden gewinnen und zwei Mrd. Franken an Barmitteln generieren. Hiervon sollen 60 bis 80 Prozent als Dividende ausgeschüttet werden.

DFV und MLP sehen sich weiter auf Kurs

Die Deutsche Familienversicherung (DFV) sieht sich trotz Corona weiterhin auf Kurs: So stiegen die Bestandsbeiträge in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25,6 Prozent auf 120,3 Mio. Euro (VJ: 95,8 Mio. Euro). Der Gesamtversicherungsbestand stieg ebenfalls um 6,6 Prozent auf rund 548.000 Verträge.

„Wir profitieren von deutlich mehr Sachversicherungen und einem anhaltend guten Ergebnis in der Krankenversicherung. Auch gelingt es uns, die Prämien pro Neuvertrag zu steigern. Somit liegen wir hinsichtlich des Prämienvolumens im Zeitziel. Darüber hinaus stellen wir fest, dass die Bereitschaft zu Online-Versicherungsabschlüssen gestiegen ist. Unsere konsequente Digitalisierung zahlt sich also voll aus. Aber natürlich merken auch wir die Pandemie. Wenn die Menschen nicht mehr reisen können, fällt es schwer die Auslandskrankenversicherung zu verkaufen. Da diese aber nur etwa 25 Euro pro Stück pro Jahr ausmacht, ist dieser Verlust zu verschmerzen.“

Stefan Knoll, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienversicherung (DFV)

So verwundert es nicht, dass die DFV weiterhin an ihren Unternehmenszielen für 2020 festhält: Demnach wollen die Frankfurter das Bestandsvolumen auf über 125 Mio. Euro steigern und damit ein Beitragsplus von mindestens 25 Prozent erreichen. Gleichzeitig rechnet die DFV weiterhin aufgrund der hohen Wachstumsinvestitionen mit dem geplanten operativen Verlust (EBIT) zwischen neun und elf Mio. Euro.

Der Finanzdienstleister MLP verbuchte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020 ein Plus bei den Gesamterlösen von acht Prozent auf den neuen Höchstwert von 525,4 Mio. Euro. Dabei konnten die Wieslocher nach eigenen Angaben die coronabedingte Rückgänge in der Altersvorsorge durch deutliche Steigerungen in der Immobilienvermittlung (plus 82 Prozent), im Vermögensmanagement (plus 16 Prozent) und in der Sachversicherung (plus sieben Prozent) mehr als ausgleichen. Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 26,8 Mio. Euro deutlich über dem Wert der ersten neun Monate 2019 von 19,0 Mio. Euro.

„Wir rechnen im Gesamtjahr – gemessen an den Rahmenbedingungen – mit einem sehr soliden Ergebnis und schaffen gleichzeitig die Voraussetzungen, MLP auch beim Ergebnis bis Ende 2022 auf die nächste Ebene zu bringen.“

Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender von MLP

Allerdings will MLP seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr wegen der coronabedingten Risiken nicht anpassen. So rechnet der Finanzdienstleister weiterhin mit einem EBIT am oberen Ende der prognostizierten Spanne von 34 bis 42 Mio. Euro. Zudem hält die MLP Gruppe an ihrer mittelfristigen Planung fest, wonach das EBIT bis Ende 2022 auf voraussichtlich 75 bis 85 Mio. Euro steigen soll.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

14 − drei =