GDV greift bei Präsidentenwahl auf Michaels-Kniff zurück

Wolfgang Weiler, GDV-Präsident, Quelle: Thomas Trutschel/ photothek/ GDV

Es wird ein neuer Kopf für die Spitzenposition beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gesucht. Es zeichnet sich ab, dass der momentane Präsident Wolfgang Weiler (68) erneut das Rennen machen wird, doch dafür ist eine Pfiffigkeit notwendig. Eng wird es beim Kampf um die  Präsidiumssitze.

Der Prozess der Wahl ist verhältnismäßig einfach. Die Mitglieder  des Verbandes wählen das Präsidium, aus dessen Mitte dann der neue Vorstand erhoben wird. Das ist derzeit ein wenig komplizierter als üblich. Für eine erneute Wahl Weilers, dessen Arbeit im GDV überwiegend geschätzt wird, wäre eine Änderung der Satzung dahingehend notwendig, dass ein nicht mehr im Beruf stehender Vorstandsvorsitzender mehrere Perioden kandidieren kann. Begrenzt wird die Amtszeit eines Präsidenten künftig durch ein Höchstalter von 70 Jahren.

An der Satzungsformalie wird der Prozess wohl nicht scheitern, denn beim ehemaligen GDV-Präsidenten Bernd Michaels (Provinzial Rheinland) war das beschriebene Prozedere bereits einmal nötig gewesen. Die Satzung wurde damals bereits einmal geändert, damit der pensionierte Michaels noch einmal ein Jahr präsidieren konnte, bevor dann Bernhard Schareck (Karlsruher/Württembergische) im Jahr 2003 übernahm.

Keine Dominanz eines Unternehmens

Für ein Rauschen in GDV-Kreisen dürfte auch ein gewisses Huk-Coburg Übergewicht gesorgt haben. Bevor Alexander Erdland im Jahr 2017 an Weiler übergab, war mit Rolf-Peter Hoenen von 2008-2012 bereits ein Huk-,und damit Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, Vorstand in Amt und Würden gewesen. Normalerweise ist der Verband bemüht, einen gewissen Ausgleich zwischen den Unternehmensformen und den Häusern selbst zu finden. Würde das Mandat erneut Weiler zufallen, wäre eine gewisse Huk-VVaG-Dominanz gegeben.

Es soll auch so sein, dass das Amt des GDV-Präsidenten aufgrund des Umfangs der Aufgaben bei Vorständen nicht zu den erstrebten Tätigkeiten gehört. Das ist trotz des Renommees der Position nicht verwunderlich, bedeutet es doch eine deutliche Mehrbelastung für einen noch aktiven Vorstand.

Oftmals sind die Aufsichtsräte der Unternehmen nicht erfreut, ihren CEO mit einer weiteren Tätigkeit belastet zu sehen. In der derzeitigen Corona-Krise dürfte das verstärkt gelten. Wesentlich beliebter sind die Präsidiumssitze, die dieses Jahr stark umkämpft sein sollen – auch zwei Frauen bewerben sich. Nach einer Meldung des Versicherungsmonitors sind das Claudia Andersch, R+V, und Monika Köstlin, Kieler Rück.

Es ist anzunehmen, dass das GDV-Präsidium beim Präsidenten auf Beständigkeit setzen wird und Weiler im Amt bleibt. Nachdem im April bereits Jörg Asmussen Hauptgeschäftsführer geworden ist, wäre ein neuer Präsident geradezu ein Umbruch beim auf Kontinuität und Seriosität bedachten Verband.

Autor: VW-Redaktion