Das Coronavirus und die Folgen: Welche Versicherer jetzt ihre Krisenstäbe einschalten

Coronavirus. Quelle: Bild von Pete Linforth auf Pixabay

Das Coronavirus dringt in die Versicherungsunternehmen. So hat die Debeka kurzfristig mit einer Absage der für heute angesetzten Bilanzpressekonferenz auf die Ausbreitung von Covid-19 reagiert. Ähnlich wie beim italienischen Versicherer Generali wurde auch in Koblenz ein Pandemieplan aktiviert. Auf größere Veranstaltungen wird verzichtet. Die Gothaer indes untersagt Dienstreisen in Risikogebiete. Eine Branche schaltet auf Alarmzustand.

Insbesondere für die 4.000 Mitarbeiter am Standort Koblenz würden aktuell besondere Vorschriften gelten. „Dazu gehört auch, dass wir derzeit auf größere Veranstaltungen verzichten“, begründete die Debeka ihren Schritt. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat seine für heute geplante internationale Kon­fe­renz zur Ver­si­che­rungs­re­gu­lie­rung in Berlin abgesagt.

Verbandsangaben zufolge soll diese zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. „Es war eine schwere Entscheidung, zumal wieder hochkarätige Gäste ihr Kommen zugesagt hatten. Letztlich geht es aber darum, jegliche gesundheitliche Risiken für die Teilnehmer zu vermeiden – auch wenn das Risiko gering ist“, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.

Quelle: Statista

Versicherer setzen auf Krisenstäbe und Homeoffice

Und wie reagieren andere Unternehmen? „Die Gothaer hat in Anbetracht der steigenden Fallzahlen den Krisenstab aktiviert und erste Vorsorgemaßnahmen in die Wege geleitet, um die Ansteckungsgefahr möglichst gering zu halten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde aber noch keine Krise ausgerufen“, betonte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage von VWheute.

„Zu den Maßnahmen zählen neben Verhaltensempfehlungen wie regelmäßiges und gründliches Händewaschen oder der Nutzung der bereitgestellten Desinfektionsmittelspender. Zudem gibt es klare Anweisungen, zu Hause zu bleiben und den Arzt zu kontaktieren, wenn Mitarbeiter selber Symptome wie Fieber aufweisen, bei Angehörigen der Verdacht auf eine Infektion besteht oder sie behördlich unter Quarantäne gestellt wurden oder der Betroffene oder seine Angehörigen in den letzten 14 Tagen aus einem der vom Robert Koch Institut identifizierten Risikogebiete zurückgekehrt ist“, erklärt der Kölner Versicherer weiter.

Außerdem habe die Gothaer „Dienstreisen in Risikogebiete untersagt, sonstige Dienstreisen und Veranstaltungen mit größerer Teilnehmerzahl sind auf das unbedingt notwendige Maß reduziert“. Ähnliches gilt auch für die Provinzial Nordwest: So habe man „einen Abstimmkreis (Betriebsarzt, Personalbereich, Verwaltung, Kommunikation usw.) gebildet, der sich regelmäßig standortübergreifend trifft“, betont ein Unternehmenssprecher.

Die Zurich setzt hingegen auf sogenannte „Krisen- bzw. Business Continuity-Pläne“. Dabei sehe das „FlexWork-Konzept auch Homeoffice vor. Die Entwicklung im aktuellen Plan ist allerdings sehr dynamisch – d.h. hier muss man mit konkreten Maßnahmen auch auf Sicht fahren und schnell und situativ handeln“, erklärt ein Unternehmenssprecher der Zurich Deutschland gegenüber VWheute.

„Derzeit gilt, dass wir unsere Mitarbeitenden kontinuierlich über die Sachlage informieren. Wir setzen in erster Linie auf Information und Aufklärung – auch im Kontakt mit den Behörden. Zudem setzen wir auf die Eigenverantwortung unserer Mitarbeitenden. Darüber hinaus geben wir fachkundigen Rat in Bezug auf Prävention und bspw. beim Thema Handhygiene. In den Gebäuden wurde die Zahl der Desinfektionsmittelspender erhöht“, so der Versicherer weiter.

Zudem sehe die Zurich konzernweit „grundsätzlich bis auf weiteres von internationalen Flüge ab, da wir vermeiden wollen, dass Mitarbeitende im Fall von Grenzschließungen im Ausland ’stranden'“. Außerdem will die Zurich Gruppe geplante Treffen per Videokonferenz durchführen oder verschieben. Außerdem rät das Unternehmen den Angestellten im Tessin, ihren Laptop mit nach Hause zu nehmen, damit sie jederzeit auf Homeoffice umstellen könnten.

Welche Auswirkungen das Coronavirus bereits haben kann, zeigt der Fall der Knappschaft-Versicherung in Bergheim. Nachdem ein Ehepaar aus Heinsberg, welches dort arbeitet, mit dem Virus infiziert wurde, hat das Unternehmen die Geschäftsstelle daraufhin für 14 Tage geschlossen. Alle 250 Mitarbeiter wurden nach Hause in Quarantäne geschickt.

Die Allianz hatte ihre Mitarbeiter in China bereits vor einigen Wochen gegen das Coronavirus abgeschottet. Kaum hatte der Versicherer seine China Insurance Holding eröffnet, stehen die Büros für eine längere Zeit wieder leer. Das Personal arbeitet im Homeoffice. Die Reisepläne der Mitarbeiter werden umgekrempelt. Zu groß ist das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus.

Auf Anfrage erklären die Münchener ihre Strategie zum Schutz der Mitarbeiter gegen den Coronavirus. „Aus der Sicht des BCM (Business Continuity Management) und des Krisenmanagements haben die Allianz Gesellschaften im Asia-Pacific Raum ihren BCM-Plan aktiviert und unternehmensweit Präventiv- und Kontrollmaßnahmen eingeführt, um die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter und Agenten vorrangig zu gewährleisten. Diese gelten für alle Mitarbeiter, einschließlich Expatriates.“ Der Konzern hat die zusätzlichen Hygienevorkehrungen am Arbeitsplatz verordnet.

Quelle: Statista

Schäden durch Coronavirus bleiben wohl überschaubar

Die Schäden durch den Coronavirus dürften für die Versicherer nach jetzigem Stand aber eher überschaubar bleiben. Dies liegt unter anderem auch daran, dass viele Unternehmen nicht gegen Betriebsausfälle oder abgesagte Veranstaltungen durch den Krankheitserreger versichert sind. „Die Erweiterung der Deckung auf Krankheiten wie Corona wurde von Kundenseite wenig nachgefragt“, erklärte der Industrieversicherer AGCS bereits Mitte Februar gegenüber dem Handelsblatt.

Jüngste Beispiele sind die Absage der Messe Mobile World Congress in Barcelona sowie das auf unbestimmte Zeit verschobene Formel-1-Rennen in China. Auch die weltgrößte Tourismusmesse ITB in Berlin, welche am Mittwoch ihre Tore öffnen sollte, wurde vergangene Woche abgesagt.

„Die Absage der ITB stellt einen harten auch wirtschaftlichen Einschnitt für die Branche dar, ist unter den gegebenen Umständen jedoch eine notwendige Maßnahme, um das Risiko einer weiteren Ausbreitung des Virus zu reduzieren“, so Michael Frenzel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft, gegenüber der Wirtschaftszeitung. Wie groß der Schaden ist, kann die Messegesellschaft derzeit noch nicht beziffern. Versichert gegen einen Ausfall scheinen die Betreiber laut Handelsblatt jedoch nicht zu sein.

Auch über eine Verschiebung oder gar Absage der Olympischen Spiele in Tokio wird bereits spekuliert. Nur ist man bei so einem Event gegen eine Pandemie versichert – in Höhe einer dreistelligen Summe. Addiert man die Ausfallpolicen von Reiseveranstaltern, Hotels, Sponsoren, Fernsehanstalten und Fanartikel-Herstellern kommen Milliardenkosten auf Versicherer zu.

Allein die Munich Re ist bei einer Absage der Olympischen Spiele in Tokio als Mitglied eines Konsortiums mit einer dreistelligen Millionensumme beteiligt. Ob die Spiele auch gegen eine Pandemie abgesichert wären, wollte Vorstand Torsten Jeworrek unter Verweis auf Verschwiegenheitspflichten bei der Bilanzpressekonferenz des Rückversicherers am letzten Freitag aber nicht kommentieren.

Die größten Folgen könnte eine Pandemie in der Lebensversicherung haben. Bei hundertausenden Toten könnte dies den Rückversicherer im schlimmsten Fall 1,4 bis 1,5 Mrd. Euro kosten, rechnete Jeworrek vor. „Praktisch ist das angesichts der geringen Mortalitätsrate aber undenkbar“, betonte der Manager des Münchener Rückversicherers.

Sorgen um das Coronavirus macht sich die Allianz allerdings (noch) nicht. So fürchtet der Münchener Versicherer derzeit keine hohen Belastungen infolge der Ausbreitung des Coronavirus. Die Versicherung von Unternehmen gegen Betriebsunterbrechungen greife in der Regel nur, wenn die Ursache ein echter Sachschaden sei, so Finanzchef Giulio Terzariol. Zudem biete die Allianz keine Policen an, die ein Epidemie-Risiko abdecken würde.

Autor: VW-Redaktion

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