Unruhe im Vertrieb: „Die Zeit der Einzelkämpfer neigt sich dem Ende zu“

Alexander Stein auf Pixabay

Es braucht heutzutage ein wenig Fantasie, um sich vorzustellen, wie MLP-Gründer Manfred Lauten­schläger im Jahr 1971 als Pionier im Markt star­tete: Handschriftlich schrieb er damals Interessenten an, während Geschäftsreisen meldete er sich bei seinen Kun­den aus der Telefonzelle. Mittlerweile nutzen Berater und Kunden Videoberatung, Banking-Apps sind eine Selbstverständlichkeit und Akquise über Social Me­dia wird immer wichtiger. MLP-Vorstand Oliver Liebermann schreibt über eine Zeitreise im Vertrieb.

Auch wenn bereits die Kontaktaufnahme zunehmend digital abläuft und zahlreiche Apps, Ver­gleichsportale und Self Services den Markt überschwemmen: Viele Finanz­fragen von Kunden sind so komplex, dass sie diese alleine nicht beantwor­ten können oder wollen. Was all die Apps und Vergleichsportale nicht lie­fern können, ist die ganzheitliche und individuelle Betrachtung des Kunden: seine Situation verstehen, seine Wünsche kennen, seine Familie einbeziehen, seine Zu­kunftspläne berücksichtigen.

Der persönliche Be­rater verfügt nicht nur über Markt- und Fachkenntnisse, sondern vor allem auch über Sozialkompetenz und Empa­thie für sein Gegenüber. Anders ausgedrückt: Persönlich­keit lässt sich eben nicht digitalisieren. Berater werden also auch in einer zunehmend digitalen Zukunft gebraucht und haben – innerhalb eines gut aufgestellten digitalen Ökosys­tems – beste Berufsaussichten.

Vermittlerzahlen fallen

Außerhalb einer finanzstarken Organisation, die dafür und genauso für die Anforderungen der zunehmenden Re­gulierung gerüstet ist, wird es allerdings herausfordernd für viele Vermittler. Erkennbar ist dies bereits am anhaltenden Vermittlersterben im Markt; mittlerweile ist die Zahl der re­gistrierten Versicherungsvermittler auf unter 200.000 gesun­ken – zum Vergleich: 257.000 Vermittler waren es noch im Jahr 2011.

Von denjenigen, die unter Druck geraten sind, machen sich auch immer mehr auf die Suche nach einer neu­en Heimat im Markt. In unserem Markt neigt sich die Zeit der Einzelkämpfer mehr und mehr ihrem Ende zu. Grundsätzlich benötigen Berater, um in diesem immer anspruchsvolleren Marktumfeld bestehen zu können, ein umfangreiches Paket an Unterstützungsleistungen: von einer systematischen Part­ner- und Produktauswahl über spezialisierte Serviceeinheiten und eine umfangreiche Akquiseunterstützung bis hin zu ei­ner modernen IT-Infrastruktur mit entsprechenden Applikati­onen für die Beratung.

Immobilien als Lösung?

Eine große Rolle spielt außerdem eine gute fortlaufende Beraterqualifizierung: Sie bietet gemeinsam mit einer engen Kundenbetreuung die entscheidende Basis für die Zufrieden­heit der Kunden – und damit in der Fol­ge für den wirtschaftlichen Erfolg jedes einzelnen Beraters und des Unterneh­mens insgesamt. Bei ihren Kunden punkten Makler aktuell besonders mit Geldanlage-Lösungen in der weiter andauernden Niedrigzinsphase. Viel Potenzial bietet etwa die Investition in Immobilien – insbesondere altersgerech­tes Wohnen und Pflege sind wegen der Bevölkerungsentwicklung und dem zukünftig deutlich ansteigenden Pflegebedarf empfehlens­wert.

Die Herausforderung: Das Angebot guter Konzeptim­mobilien ist knapp. Berater brauchen vorgelagerte Expertise bei der Objektbeurteilung und natürlich Zugriff auf ein brei­tes Sortiment an vermittelbaren Immobilien. Dann profitie­ren beide Seiten: Kunden erhalten im Rahmen der Rundum-Beratung eine umfassende Anlageberatung, die auch die Potenziale von Immobilieninvestments ausschöpfen kann, während sich für Berater erweiterte Einkommensperspekti­ven ergeben.

Unbequeme Entscheidungen treffen

Ich erwarte nicht, dass es in den nächsten Jah­ren in unserer Branche ruhiger zugehen wird – im Gegenteil: Die „Veränderung in Dauerschleife“ wird sich fortsetzen. Wir sollten die neuen Möglichkeiten daher als Chancen für uns nutzen und durch gezielte Bildungsangebote, weitere digi­tale Tools für die Beratung sowie einen engen persönlichen Draht zu unseren Kunden zum Gewinner des Wandels wer­den. Dafür braucht es den Mut, gewohnte Pfade zu verlas­sen und auch mal unbequeme Entscheidungen zu treffen.

Autor: MLP-Vertriebsvorstand Oliver Liebermann

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