Swiss Re: Hurrikan „Ian“ treibt Naturkatastrophenschäden in die Höhe

Hurrikans sind eine große Gefahr. Quelle: Bild von David Mark auf Pixabay

Die Naturkatastrophen in diesem Jahr dürften für die Versicherer wohl ziemlich teuer zu stehen kommen. So schätzt das Swiss Re Institute die Schäden durch die extremen Wetterereignisse für 2022 auf eine Summe von rund 115 Mrd. US-Dollar. Teuerstes Schadenereignis wäre demnach Hurrikan „Ian“ mit einer Schadenbelastung zwischen 50 und 65 Mrd. US-Dollar.

Die versicherten Schäden sind nach Schätzungen des Swiss Re Institute die zweithöchsten überhaupt in den Sigma-Statistiken – nach Hurrikan „Katrina“ im Jahr 2005. Dies verdeutliche nach Ansicht der Experten, welches Gefahrenpotenzial auch in einem ansonsten glimpflich verlaufenden Hurrikan-Jahr von einem einzelnen Hurrikan ausgeht, der auf eine dicht besiedelte Küste trifft. Außerdem wurde Europa im Februar von einer Reihe von Winterstürmen heimgesucht, die versicherte Schäden in einer geschätzten Höhe von mehr als 3,7 Mrd. US-Dollar verursachten.

„2022 war ein weiteres Jahr mit steigenden Naturkatastrophenschäden, und angesichts der nach wie vor riesigen Deckungslücke nimmt die Nachfrage nach Versicherungen zu. Damit die Versicherungswirtschaft mit der steigenden Volatilität und Nachfrage Schritt halten kann, wird es darauf ankommen, die sich abzeichnenden Trends für die Häufigkeit und Schwere der Schäden zu modellieren. Die Preise müssen dem effektiven Risiko Rechnung tragen. In diesem komplexen Umfeld ist Swiss Re gut gerüstet, um ihre Kunden mit ihrer starken Bilanz, Risikokapazität und Kompetenz zu unterstützen.“

Thierry Léger, Group Chief Underwriting Officer bei der Swiss Re

Zudem führten sintflutartige Regenfälle im Februar und März dieses Jahres in Australien zu weiträumigen Überschwemmungen. Mit vier Mrd. US-Dollar wären die Unwetter demnach die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Neben zahlreichen kleinen bis mittleren Hagel- und Gewitterstürmen in den USA kam es zudem zu einer Hagelsturmserie in Frankreich, mit versicherten Marktschäden von fünf Mrd. Euro. Nach Schätzungen des Swiss Re Institute war diese Sturmserie die schwerste, die jemals beobachtet wurde.

Quelle: Swiss Re

Damit wäre 2022 nach Angaben des Rückversicherers das zweite Jahr in Folge mit geschätzten Versicherungsschäden von insgesamt mehr als 100 Mrd. US-Dollar. Damit schreibe sich der Trend der letzten zehn Jahre fort, wonach die Schadensumme pro Jahr für Naturkatastrophen um durchschnittlich fünf bis sieben Prozent steigt.

„Extreme Wetterereignisse haben 2022 zu hohen Versicherungsschäden geführt und gezeigt, dass dieses Risiko auf dem Vormarsch ist und alle Kontinente betrifft. Die städtische Entwicklung, die Anhäufung von Werten in katastrophengefährdeten Gebieten, die Inflation und der Klimawandel sind Schlüsselfaktoren, die dazu führen, dass Extremwetter zu immer höheren Naturkatastrophenschäden führt“, kommentiert Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re.

„Als vor 30 Jahren Hurrikan Andrew zuschlug, hatte nie zuvor ein Ereignis Schäden von 20 Mrd. USD verursacht, doch mittlerweile gab es allein in den letzten sechs Jahren sieben solcher Hurrikane. Bei Swiss Re passen wir unsere Naturkatastrophenmodelle laufend an, um Trendrisiken explizit zu antizipieren. So haben wir die Lage immer im Blick und können unseren Kunden einen nachhaltigen Schutz bieten – etwa mit unserem neuen Hurrikanmodell“, ergänzt der Experte.

So hat die Munich Re allein in Nordatlantik in diesem Jahr 14 Wirbelstürme gezählt. Davon erreichten acht Hurrikan-Stärke, zwei waren Stürme der schwersten Kategorien drei bis fünf. Damit lag die Sturmaktivität zwar über dem langfristigen Durchschnitt von 1950 bis 2021 (Gesamt 12,2 / Hurrikane 6,4 / schwere Hurrikane 2,7), aber unter den Durchschnittswerten einer sturmaktiven Warmphase im Nordatlantik seit 1995 (15,7 / 7,7 / 3,6). 

„2022 setzt den Trend zuletzt ansteigender Schäden aus US-Hurrikans fort. Zudem: Ein einzelner Sturm wie Ian reicht für immense Schäden. Das ist natürlich nicht neu, aber wichtig. Denn genau solche Hurrikane wie Ian werden künftig durch den Klimawandel häufiger auftreten: besonders starke Stürme mit extremen Niederschlägen.“

Ernst Rauch, Chef-Klimatologe von Munich Re

Die bisher teuerste Hurrikan-Saison für Versicherer war das Jahr 2005 mit einer ganzen Serie extremer Stürme. Damals verwüstete Hurrikan „Katrina“ die Region um New Orleans. Mit einem Gesamtschaden von inflationsbereinigt 175 Mrd. US-Dollar und versicherten Schäden von inflationsbereinigt 86 Mrd. US-Dollar ist „Katrina“ bis heute der teuerste Wirbelsturm aller Zeiten. Insgesamt zerstörte die Sturmsaison 2005 Werte von inflationsbereinigt fast 240 Mrd. US-Dollar, davon waren 120 Mrd. US-Dollar versichert, so der Münchener Rückversicherer.

Autor: VW-Redaktion

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