Munich Re-Klimaexperte Rauch: „Hurrikane wie Ian werden künftig durch den Klimawandel häufiger auftreten“

Schwere Verwüstungen nach Hurrikan Ian im US-Bundesstaat Florida. (Bildquelle: U.S. Coast Guard photo by Petty Officer Third Class Riley Perkofski/ Flickr/https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/)

Die zurückliegende Hurrikan-Saison im Atlantik machte „Ian“ besonders teuer für die Versicherungsbranchen. So habe es zwar weniger Wirbelstürme gegeben als eigentlich erwartet. Allerdings dürften die Schäden deutlich höher ausfallen als in den vergangenen Jahren. „Ein einzelner Sturm wie Ian reicht für immense Schäden“, erklärt Ernst Rauch, Chef-Klimatologe von Munich Re.

So wurden nach Angaben der Munich Re im Nordatlantik 14 Wirbelstürme gezählt. Davon erreichten acht Hurrikan-Stärke, zwei waren Stürme der schwersten Kategorien drei bis fünf. Damit lag die Sturmaktivität zwar über dem langfristigen Durchschnitt von 1950 bis 2021 (Gesamt 12,2 / Hurrikane 6,4 / schwere Hurrikane 2,7), aber unter den Durchschnittswerten einer sturmaktiven Warmphase im Nordatlantik seit 1995 (15,7 / 7,7 / 3,6). 

Bei La-Niña-Bedingungen wird das Entstehen von Hurrikanen üblicherweise begünstigt, bei El-Niño-Bedingungen gedämpft, heißt es beim Rückversicherer weiter. Allerdings führten in diesem Jahr ungewöhnlich trockene Luft in höheren Luftschichten und zeitweise kühlere Wassertemperaturen im tropischen Nordatlantik dazu, dass zu Beginn der Saison bis Ende August trotz La Niña nur wenige und zumeist schwächere Stürme entstanden.

Wie die Munich Re weiterhin schreibt, entwickelte sich Wirbelsturm „Fiona“ im September zum ersten schweren Hurrikan der Saison. Er traf mehrere karibische Inseln und zog dann mit enormen Windgeschwindigkeiten weit vor der Ostküste der USA entlang bis nach Kanada. Dort traf der Sturm immer noch mit Windgeschwindigkeiten in Hurrikan-Stärke in der Provinz Nova Scotia auf Land und verursachte erhebliche Schäden.

„2022 setzt den Trend zuletzt ansteigender Schäden aus US-Hurrikanen fort. Zudem: Ein einzelner Sturm wie Ian reicht für immense Schäden. Das ist natürlich nicht neu, aber wichtig. Denn genau solche Hurrikane wie Ian werden künftig durch den Klimawandel häufiger auftreten: besonders starke Stürme mit extremen Niederschlägen.“

Ernst Rauch, Chef-Klimatologe von Munich Re

Ende des Monats sorgte Hurrikan „Ian“ in den USA mit Windgeschwindigkeiten von beinahe 250 Kilometern pro Stunde für Gesamtschäden von etwa 100 Mrd. US-Dollar. Etwa 60 Mrd. US-Dollar werden dabei von privaten Versicherern getragen. Damit war „Ian“ laut Munich Re gemeinsam mit einigen früheren Stürmen und ähnlichen Windgeschwindigkeiten der fünftstärkste Sturm, der seit Beginn systematischer Aufzeichnungen vor über 100 Jahren auf US-Festland traf.

Die bisher teuerste Hurrikan-Saison für Versicherer war das Jahr 2005 mit einer ganzen Serie extremer Stürme. Damals verwüstete Hurrikan „Katrina“ die Region um New Orleans. Mit einem Gesamtschaden von inflationsbereinigt 175 Mrd. US-Dollar und versicherten Schäden von inflationsbereinigt 86 Mrd. US-Dollar ist „Katrina“ bis heute der teuerste Wirbelsturm aller Zeiten. Insgesamt zerstörte die Sturmsaison 2005 Werte von inflationsbereinigt fast 240 Mrd. US-Dollar, davon waren 120 Mrd. US-Dollar versichert.

Autor: VW-Redaktion

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