Liz it is: Was die neue britische Premierministerin für die Versicherer bedeutet

Liz Truss beerbt Boris Johnson als Tory-Chef und damit auch als Premierminister. (Bildquelle: Simon Dawson / No 10 Downing Street/ https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/)

Mehr Liberalismus und alles wird gut. Das ist in etwa die Philosophie der kommenden britischen Premierministerin Liz Truss. Sie vertrete die Prinzipien der konservativen Tory-Partei „in Bezug auf Freiheit, Selbstverantwortung und niedrige Steuern“. Einfach wird ihr Amt nicht, die Aufgabenliste im In- und Ausland ist groß. Und was ändert sich für Versicherer?

Sie hat es geschafft. Die Mitglieder der konservativen Partei Großbritanniens wählten Liz Truss zur Partei- und damit auch Premier-Ministerin (MP). Die kämpferische Außenministerin setzte sich gegenüber Rishi Sunak durch, dem ehemaligen Schatzkanzler. Truss wird Boris Johnson ersetzen, der nach mehreren Skandalen zurückgetreten ist. Sie übernimmt das höchste Amt in einer wirtschaftlich und politisch schwierigen Situation.

In einer kurzen Siegesrede und nach dem typischen Dank an Familie, Partei und Gegenkandidat schlug Truss in Wirtschaftsfragen einen trotzigen Ton an. Sie habe einen „kühnen Plan“, um die Steuern zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln und fügte hinzu: „Wir werden liefern, wir werden liefern und wir werden liefern.“

Truss könnte größere staatliche Eingriffe in die angeschlagene Wirtschaft und die Energiemärkte Großbritanniens anordnen, glauben Experten. „Ich werde die Energiekrise angehen und mich um die Energierechnungen der Menschen kümmern, aber auch um die langfristigen Probleme, die wir bei der Energieversorgung haben.“ Außenpolitisch wird erwartet, dass Großbritannien unter Truss die Unterstützung für die Ukraine „verdoppeln wird“.

Das erwartet die Versicherer

Der Finanz- und Versicherungssektor ist für die Wirtschaft Großbritanniens von eminenter Bedeutung. Es ist wahrscheinlich, dass Truss die Unternehmen von ungewünschten Finanzregeln befreien wird. Das dürfte vor allem für Überbleibsel der EU-Regeln wie Solvency gelten, denn die neue PM ist eine überzeugte Brexit-Befürworterin. Alleine ist sie mit der Meinung nach eigenen Finanzregeln in Großbritannien nicht, die Aufsichtsbehörden bevorzugen ebenfalls Anpassungen. Zuletzt wurde berichtet, dass die Notenbank aus Schutz vor Versicherungskunden nur minimal etwas an Solvency II verändern wolle. Es wird indes erwartet, dass Truss durch ihren neuen Finanzminister den Druck auf die Notenbank erhöht, noch mehr an Solvency II zu ändern als die Bank of England (BoE) eigentlich vorhat. Ohnehin plant Truss deren 25 Jahre altes Mandat auf den Prüfstand stellen, das die BoE von der Politik unabhängig machte. Schließlich steht die Zentralbank in der Kritik, geldpolitisch zu langsam auf die rasant steigende Inflation reagiert zu haben.

Liz Truss, Conservative and Unionist Party Great Britain (Tories). Quelle: Partei.

Wann all diese Reformen anstehen und vor allem was aus Solvency II wird, steht in den Sternen. Die Versicherer übten sich bereits nach dem Abgang Johnsons im Juli in einer Art Ergebenheit, die Galgenhumor glich. „Man beobachte und reagiere dann“, war das Konkreteste, was der Fragende von den Versicherern zu hören bekam. Es ist nicht wahrscheinlich, dass Truss zuerst den Finanz- und Versicherungssektor in Angriff nehmen wird; Inflation und Verbraucherpreise sind weit größere Probleme.

Auf lange Sicht wird die Finanzbranche allerdings von einer konservativen Premierministerin profitieren, denn weniger Steuern und Aufsicht sind genau die Schlagwörter, die Versicherer und Banker gerne hören. Es ist eine Politik, die der ihres Vorgängers Johnson gleicht. Zu sehr sollte sie sich aber nicht an ihren „guten Freund“ anlehnen, als sie ihn bei ihrer Antrittsrede dankte, fiel die Temperatur im Raum gefühlt um zehn Grad und der Applaus kam auch nach einer Pause nur spärlich auf.

Autor: VW-Redaktion

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