Digitaler Vertrieb: BVK-Präsident Heinz schießt gegen Oletzky und Asmussen

v.l.n.r: BVK-Präsident Michael H. Heinz (Quelle: BVK), TH-Köln-Professor Torsten Oletzky (Quelle: Thilo Schmülgen / TH_Köln), GDV-HauptgeschäftsführerJörg Asmussen (Quelle: GDV)

BVK-Präsident Michael H. Heinz zeigt sich „erstaunt“ von den Worten Torsten Oletzkys in dessen Montagskolumne bei VWheute – aber auch vom Vorgehen des GDV. Oletzky sei einer der Ersten, der öffentlich den Aussagen von Jörg Asmussen beipflichtet und mehr Standardisierung und kostengünstige digitale Vertriebsmodelle bei der Riester-Rente fordert. Asmussen müsse sich die Frage gefallen lassen, wem er sich mehr verpflichtet fühlt, der Politik oder den Versicherern.

Dem BVK-Chef hätten diverse Vorstände versichert, dass sie die Position von Asmussen nicht teilen. In Richtung Oletzky und Asmussen schreibt Heinz: „Die Insurtechs wollen, ähnlich wie offenbar nun auch der GDV, möglichst viel Standardisierung und Produkte, die wie aus dem Kaugummi-Automaten allen Verbrauchern ohne Beratung verkauft werden können“, poltert Heinz. „Ob dies dann mit den individuellen Bedürfnissen, Zielen und Wünschen der Kunden übereinstimmt, ist oft zweitrangig. Die schnelle Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und ein möglichst hoher Exit stehen bei vielen Start-ups im Mittelpunkt.“

Eine Beratung zu langlaufenden Altersvorsorgeprodukten sei laut BVK unerlässlich. Für Verwunderung sorgte bei Heinz die Aussage Oletzkys, dass er und viele politische Entscheidungsträger die angeblich zu hohen Vermittlerprovisionen/-courtagen immer mit den Vertriebskosten gleichsetzten. „Eine Reduktion der Verwaltungskosten der Versicherer fordert erstaunlicherweise nie jemand, weder vonseiten der Politik noch der Versicherungswirtschaft. Das sind wir leider bereits bei der Debatte um einen möglichen Provisionsdeckel beim Vertrieb von Lebensversicherungen gewohnt.“

Der BVK fordert eine Weiterentwicklung der Riester-Rente. Die Vorschläge im O-Ton:

  • „Zum Beispiel ist die Beitragsgarantie mit der avisierten Absenkung des Garantiezinses auf 0,25 Prozent schlicht nicht mehr für die Anbieter darstellbar. Sie bindet unnötig das Altersvorsorgekapital der Riester-Sparer an zwar sichere aber dafür niedrigverzinste Kapitalanlagen, die inflationsbereinigt sogar weniger als 100 Prozent rentieren. Fiele dagegen die Beitragsgarantie weg, könnten die Anbieter die Kundengelder chancenreicher anlegen, was die Rendite heben würde.
  • Das umständliche Zulagenverfahren über die Zentralstelle für Altersvorsorgevermögen muss entbürokratisiert und vereinfacht werden. Auch eine Rückforderung von ehemals gewährten Zulagen muss ausgeschlossen werden.
  • Die Riester-Rente könnte für weitere Berufsgruppen geöffnet werden, wie beispielsweise für Selbstständige.
  • Die Deckelung der steuerlichen Anerkennung der Höchstfördergrenze sollte angehoben werden, ebenso wie die Deckelung des Schonvermögens von bis zu 202 Euro monatlich für Bezieher staatlicher Leistungen im Alter. Denn gerade diese befürchten zu Recht, dass ihre hart ersparte Altersvorsorge zukünftig auf mögliche Sozialleistungen angerechnet wird. Deshalb setzt sich der BVK schon seit Jahren für ein vollumfängliches Schonvermögen ein.“

„Dass die Vermittler zukünftig beim Vertrieb einer weiterentwickelten Riester-Rente weitgehend ausgeschlossen werden solle, verkenne die bedeutende Rolle der Vermittler und deren wichtige sozialpolitische Rolle bei der Absicherung der Bevölkerung für die Altersvorsorge“, schreibt Heinz gegenüber VWheute.

In seiner jüngsten Montagskolumne lobte der TH-Köln-Professor Oletzky den aktuellen GDV-Chef in dessen Vorhaben. „Er kennt die politischen Entscheider gut, er versteht deren Erwartungs­haltung an die Unternehmen und ihre Verbände und er weiß, dass in der neuen Legislatur­periode wieder Themen kommen werden, bei denen die Branche auf das Verständnis und das Wohlwollen der politischen Entscheider angewiesen sein wird. Es dürfte ihm insofern leicht gefallen sein, eine Position zu räumen, die auf Dauer ohnehin nicht zu halten sein wird.“

Die hohen Vertriebs­kosten sind laut Oletzky die Achillesferse der Versicherungswirtschaft, besonders dort wo privatwirtschaft­liche Versicherungsprodukte und Lösungsansätze der Sozialversicherung unmittelbar miteinander konkurrieren wie in der Lebens- und Krankenversicherung.

Autor: VW-Redaktion

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