Rechtsschutz: Gesamtstreitwert aller Dieselfälle auf gut sieben Mrd. Euro gestiegen

Quelle: Bild von Michael Knoll auf Pixabay

Der Dieselskandal in der Automobilindustrie wird für die Rechtsschutzversicherer zu einem immer teureren Problem. Laut einer aktuellen Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist der Gesamtstreitwert aller über die Rechtsschutzversicherer abgewickelten Diesel-Rechtsschutzfälle auf gut sieben Mrd. Euro gestiegen.

So hatten bis Ende Oktober 2020 mehr als 290.000 Kunden im Streit mit Autoherstellern wegen mutmaßlich manipulierter Abgaswerte ihre Rechtsschutzversicherung in Anspruch. Die Versicherer wendeten laut GDV bislang 805,6 Mio. Euro für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten auf. Allerdings dürfte es bei diesen Kosten nicht bleiben.

„Wir rechnen damit, dass in den nächsten Monaten noch weitere Fälle dazu kommen werden, denn mittlerweile werden auch zahlreiche Verfahren gegen andere Hersteller geführt.“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV

Einen weiteren Treiber sieht der Branchenverband im Kostenrechtsänderungsgesetz, welches der Bundestag im November 2020 geändert hat. Damit werden zum Jahresbeginn 2021 die gesetzlichen Anwalts- und Gerichtsgebühren sowie Sachverständigenkosten spürbar angehoben. Erste Berechnungen des GDV gehen von jährlichen Kostensteigerungen in Höhe von etwa 13 Prozent oder rund 390 Mio. Euro aus.

Allein in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres sind die  Fallzahlen der Rechtsschutzversicherer um 14 Prozent oder 300.000 gestiegen, so der GDV weiter.

Ähnliches ist auch bei den Rechtschutzversicherern zu hören: „Die vom GDV veröffentlichten Zahlen zum Diesel-Skandal wurden unter anderem unter Mitwirkung der Örag Rechtsschutzversicherungs-AG erfasst. Somit können wir die dort veröffentlichten Zahlen und Schätzungen aus unserer Sicht bestätigen“, so ein Unternehmenssprecher der Örag.

Die Roland Rechtsschutz rechnet nach Angaben einer Unternehmenssprecherin bislang „mit rund 19.700 Rechtsschutz-Fälle im Zusammenhang mit dem Dieselskandal. Im Jahr 2020 wurden uns davon 7.200 Fälle neu gemeldet. Unsere Diesel-Schadenaufwendungen belaufen sich derzeit auf 132,8 Mio. Euro (inkl. Reserven).“

Zudem teile man „die Einschätzung des GdV, da wir beobachten, dass sich der Skandal auf immer mehr Marken und Motorengenerationen ausweitet. Aktuell stellen wir zum Beispiel eine deutliche Zunahme bei Audi fest. Derzeit macht VW noch eine deutliche Mehrheit der Fälle aus – nimmt man andere Marken des VW-Konzerns wie Skoda, Porsche oder Seat hinzu sogar knapp 80 Prozent. Für die kommenden Jahre rechnen wir über alle Marken hinweg mit hohen Schadenaufwendungen aufgrund betroffener Dieselfahrzeuge.“

Autor: VW-Redaktion

Ein Kommentar

  • Moment: Heißt das, dass die Versicherer auf >800 Mio. an Kosten sitzenbleiben oder ist das das, was sie vorstrecken mussten? Wenn Diesel-Klagen solche Selbstläufer wären wie die Anwälte immer behaupten, dann müssten die Kosten für die Versicherer am Ende ja 0 sein, oder? Außerdem frage ich mich da, warum so viele Prozessfinanzierer da noch mitmachen.

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