Kreditversicherer wollen den Corona-Schutzschirm verlängern

Quelle: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Kreditversicherer wollen den Corona-Schutzschirm für Warenkreditpolicen über das Jahresende hinaus verlängern. „Wir Versicherer werden uns im September mit dem Bund an einen Tisch setzen und darüber sprechen, ob wir den Schutzschirm über den Dezember hinaus verlängern wollen“, wird Jochen Böhm, Mitglied der Geschäftsleitung Nordeuropa beim Kreditversicherer Coface, bei der Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert.

Auf der Tagesordnung sollen dabei neben dem Volumen des Schutzschirms auch die Höhe der abzuführenden Versicherungsprämien diskutiert werden. Um die Folgen der Corona-Krise zu begrenzen, verständigten sich die Bundesregierung und die deutschen Kreditversicherer im April 2020 auf einen weitreichenden Schutzschirm, wobei der Bund für das Jahr 2020 eine Garantie für Entschädigungszahlungen der Kreditversicherer von bis zu 30 Mrd. Euro übernimmt. Die Kreditversicherer übernehmen im Gegenzug Verluste von bis zu 500 Mio. Euro, überlassen 65 Prozent des Prämienaufkommens dem Bund und tragen Ausfallrisiken, die über die Bundesgarantie hinausgehen.

Nach Böhms Angaben erwiest sich nicht nur der Verzicht auf einen Großteil der Prämieneinnahmen als Belastung für die Kreditversicherer. Auch „die befürchteten extremen Schäden, die der Schirm absichert“, seien noch nicht eingetreten. Ein weiteres Problem für die Kreditversicherer sei zudem die zeitweise Aussetzung der Insolvenzantragspflicht in Deutschland.

Trügerischer Schein durch Aussetzung der Insolvenzantragspflicht

„Unternehmen in Schieflage müssen dies aktuell erst im Herbst bei einem Insolvenzgericht anzeigen. Deshalb sehen wir aktuell noch relativ wenige Fälle in Deutschland. Aber der Schein trügt und mit Ende dieser Regelung schlägt für viele die Stunde der Wahrheit. Verschoben ist nicht aufgehoben“, wird Ron van het Hof, Deutschland-Chef von Euler Hermes, in der Börsenzeitung zitiert.

Und dennoch: „Obwohl die Fallzahlen insgesamt rückläufig waren und obwohl die Insolvenzantragspflicht aktuell ausgesetzt ist, haben wir im 1. Halbjahr eine Häufung von großen Insolvenzen in einigen Schlüsselbranchen gesehen, zum Beispiel in der Automobil- oder Metallindustrie. Aber auch im textilen Einzelhandel gab es sehr viele große Pleiten, die dann häufig andere Unternehmen entlang der Lieferkette mit sich ziehen. Wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzt und mit steigenden Fallzahlen auch nochmals intensivieren könnte“, betonte van het Hof jüngst im Exklusiv-Interview mit VWheute.

So erwarten die Experten von Euler Hermes für die beiden Jahre 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der weltweiten Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent. Das wäre ein Negativrekord. In zwei von drei Ländern zeigt sich bereits jetzt ein massiver Anstieg der Pleiten, im anderen Drittel wiederum findet der stärkste Anstieg zeitversetzt erst 2021 statt. Auch der Kreditversicherer Coface Deutschland rechnet in diesem Jahr mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liege die Bundesrepublik jedoch deutlich unter dem Durchschnitt für das Insolvenzwachstum in der Welt. Das beziffert Coface nun auf plus 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Muss der Staat Schadenersatz für den Lockdown zahlen?

Der wochenlange Lockdown könnte nun auch ein mögliches juristisches Nachspiel haben. Demnach will die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) Schadensersatzansprüche gegen den Staat erheben, berichtet das Manager-Magazin. Dabei fordert der Konzern laut Bericht wohl einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag von den Landesbehörden. GKK wäre damit der erste große Konzern, der versucht, gegen die öffentliche Hand zu klagen.

Autor: VW-Redaktion

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