Selbstständige BU-Policen für bestimmte Berufsgruppen unbezahlbar

Bildquelle: Franke und Bornberg

Franke und Bornberg hat 123 Tarife der selbstständigen Berufsunfähigkeitspolicen (SBU) von 55 Versicherern analysiert. Mehr als die Hälfte aller Tarife erhalten die Top-Note FFF+ („hervorragend“), darunter von den großen Playern wie Allianz, Axa, Ergo, Generali, Gothaer, Swiss Life oder Zurich Deutscher Herold. Die gleichen Anbieter haben fast immer auch einen Tarif, der im Rating durchfiel. Ganz unten befindet sich Policen u.a. vom Münchener Verein, myLife Lebensversicherung oder der InterRisk. Ein Überblick.

2022 ist das Neugeschäft mit selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherungen (SBU) eingebrochen. Die Zahl der SBU-Neuverträge erreichte mit 416.000 Stück gerade einmal das Niveau des Jahres 2015. Und das, obwohl in Deutschland immer mehr Menschen einer Arbeit nachgehen. Auf 45,9 Millionen Erwerbstätige kommt ein Bestand von gerade einmal 5,63 Millionen selbstständigen Invaliditätsrenten sowie weitere 11,11 Millionen Zusatzrenten. „Damit hat die Versicherungswirtschaft ihr Klassenziel verfehlt“, urteilt Franke und Bornberg.

Dass der BU-Absatz hinter dem Bedarf zurückbleibt, liegt laut dem Analysehaus nicht an der Qualität der Produkte. Diese werden seit Jahren besser, die Hälfte aller Tarife hat aktuell die Bestnote „FFF+“ erhalten Die Freude über leistungsfähige Tarife werde allerdings durch ungleiche Chancen auf bezahlbaren Versicherungsschutz getrübt. „BU-Versicherer schreiben die Entwicklung zur Klassengesellschaft fort. Insbesondere für Akademiker wird das Angebot seit Jahren nicht nur besser, sondern noch günstiger. Wer körperlich arbeitet, muss sich den teuren BU-Schutz hingegen vom Mund absparen. Ob Krankenschwester, Pfleger, Busfahrer oder Handwerker – gerade jene Berufe, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, fallen durchs Raster. Für eine Positionierung der Branche als eine ergänzende Säule der Sozialsysteme reiche das bei weitem nicht aus“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH. 

Die SBU-Tarife wurden nach bis zu 73 Einzelkriterien bewertet. Seit 2021 fließt der map-report „Stabilitätsrating der Berufsunfähigkeitsversicherer“ in die Bewertung ein. Hier finden auch Schadenquoten, Kennzahlen und die Kalkulation ihren Niederschlag. Am Ende des Bewertungsverfahrens ergibt sich für jedes Produkt eine Gesamtwertung und damit die Zuordnung in eine der sieben Ratingklassen von FFF+/hervorragend bis F-/ungenügend.

Die besten privaten SBU-Tarife

Für das SBU-Rating 2024 hat Franke und Bornberg in der dritten Schicht (private SBU) insgesamt 123 Tarife von 55 Gesellschaften nach 73 Kriterien analysiert. Im Vorjahresvergleich ist der Anteil der Top-Tarife (FFF+ hervorragend) nochmals auf jetzt 56,91 % gestiegen. Weitere 17 % erreichen die zweithöchste Note FFF sehr gut. Eine schlechtere Wertung als die Note gut (FF+) erhalten nur 12,20 % der Tarife. 

Das Angebot für betriebliche BU-Versicherungen ist deutlich geringer. Nur 40 % aller BU-Versicherer (25 Gesellschaften) bieten Tarife zur SBU über den Arbeitgeber. Auf der Qualitätsskala rangieren SBU über den Betrieb ganz weit oben. 62,5 % der untersuchten Tarife erhalten die Auszeichnung FFF+ hervorragend. Insgesamt sind vier von fünf Tarifen sehr gut oder besser.

Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) gilt als logische Alternative zur BU-Versicherung. Sie zahlt meist, wenn Versicherte krankheitsbedingt weniger als drei Stunden täglich einer Erwerbstätigkeit nachgehen können, egal, aus welchem Grund. Doch gerade mal ein Dutzend Versicherer haben die EU noch im Portfolio. Zum Zeitpunkt des Ratings gibt es nur sehr gute (66,67 %) oder sogar hervorragende Tarife (33,33 %).

Welche selbständige BU-Police wie konkret abschneidet, präsentiert das Analysehaus auf einer gesonderten Website. Alphabetisch geordnet ist ganz oben die Allianz mit 8 Tarifen, die ein „FFF+“ erhielten. Die Axa Lebensversicherung kommt auf fünf solcher Auszeichnungen, die Alte Leipziger auf zwei, ebenso wie die Continentale, Condor hat vier Tarife auf der besten Qualitätsstufe. Die DBV Deutsche Beamtenversicherung Lebensversicherung Zweigniederlassung der Axa Lebensversicherung AG enthielt sogar 11 Tarife, die das beste Rating erhielten. Die Generali hat sowohl ein Top-Tarif als auch einen, der mit „befriedigend“ gewertet wurde. Ebenso in diese Kategorie gibt es Policen von der Gothaer, LVM, WGV, Targo. Das schlechteste Rating „F+“ – ein „ausreichend“ – bekamen sechs Tarife. Drei davon stammen von der InterRisk, eins von myLife, dem Münchener Verein und der Squarelife Lebensversicherungs-AG (Vertreter: Getsurance).

Autor VW-Redaktion

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