Branchenpuls: DVAG, Regulierung, Corona: 2G oder 3G

Was lässt den Puls der Branche höher schlagen? Quelle: OpenClipart-Vectors auf Pixabay.

Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) ist dieser Tage mal wieder in den Fokus medialer Aufregung gerückt. Kritikpunkt waren – wieder einmal – die Vertriebsmethoden des Finanzdienstleisters. Unterdessen herrscht im politischen Berlin aufgrund immer neuer Rekordwerte bei den Corona-Neuinfektionen Alarmstimmung. Besonders für Menschen ohne Impfung sollen die Regeln nun verschärft werden.

Was bisher geschah …

Das ZDF hatte sich in der vergangenen Woche in gleich zwei Sendungen auf die Vertriebsmethoden der DVAG eingeschossen. Den Auftakt machte Satiriker Jan Böhmermann in seiner Sendung Magazin Royale: Unter dem Titel „Verkaufen, verkaufen, verkaufen – wie das System der Deutschen Vermögensberatung AG funktioniert“ zerlegte er die DVAG praktisch in ihre Einzelteile. Das Unternehmen selbst bezeichnete er als „gehirnwaschende Drückerkolonne“, die mit skrupellosen Methoden arbeite. Mit rund 10.500 Klicks war der Beitrag in der letzten Woche das Topthema bei VWheute.

Doch dem nicht genug, legte das ZDF-Magazin „Frontal21 am Dienstag nach: Ein anonymer Berater erklärte, dass man „mit Geld zugeschissen wird“, wenn man eine Zeit lang hauptberuflich mit dabei sei. „Was deine Freunde zur DVAG sagen, scheißegal.“ Vor allem das Provisionssystem stand in der Kritik, mit dem am Ende auch der Vermittler selbst der Leidtragende sei: „Der Provisionsanreiz entpuppt sich sehr schnell als Fehlanreiz“, erklärt Professor Hartmut Walz von der Hochschule Ludwigsburg gegenüber dem ZDF-Magazin.

Die DVAG gab sich gegenüber VWheute indes entspannt: „Über vermeintliche oder auch zugespitzte Satire kann man bekanntlich streiten. Grundsätzlich nimmt die Deutsche Vermögensberatung keine Stellung zu einseitigen Meinungsbeiträgen. Insbesondere wenn diese unzutreffende Aussagen enthalten, wie zum Beispiel, die DVAG sei ein Pyramidensystem“. Denn neu sind die Vorwürfe an den Finanzdienstleister nicht. Die Kritik an den Geschäftsmethoden des Unternehmens dürfte dennoch auch in Zukunft nicht leiser werden.

Was diese Woche jeder wissen muss …

Ungeachtet dessen zeigt das Beispiel DVAG, dass die Finanz- und Versicherungsbranche auch in Zukunft ganz ohne Regulierung wohl nicht auskommen wird. Wie diese allerdings sinnvoll gestaltet werden könnte, ohne dass die Unternehmen in bürokratischen Vorschriften ersticken, wird wohl auf der internationalen GDV-Konferenz zur Versicherungsregulierung am kommenden Mittwoch zur Sprache kommen.

Bereits Anfang 2020 will der Branchenverband jedenfalls herausgefunden haben, dass die vermeintlich hohe Regulierungsdichte Deutschland rund 165 Mrd. US-Dollar kosten würde. Ein Hauptkritikpunkt: Ab einem gewissen Regulierungsgrad überschreite jedoch der Aufwand den Nutzen. Übermäßige Vorgaben führen bei Unternehmen zu unnötigen Kosten und können zudem Innovationen behindern, weil Firmen weniger Risiken eingehen, konstatierte der Verband.

Dass Regeln allerdings nötig sind, um sich vor Risiken zu schützen, dürfte möglicherweise auch auf dem 26. Kölner Versicherungssymposium am kommenden Donnerstag ein Thema sein. Ein Schwerpunkt ist dabei auch die Frage, wie man sich künftig vor Risiken schützen kann und welche Lehren die Branche aus der Corona-Pandemie ziehen kann.

Was über Branchengrenzen hinaus wichtig ist

Welche Lehren die Politik aus dem aktuellen Corona-Desaster zieht, bleibt allerdings noch abzuwarten. Fakt ist: Die Zahl der Neuinfektionen erklimmt derzeit immer neue Rekordwerte, die Intensivstationen der Krankenhäuser drohen unter der aktuellen Last zusammenzubrechen und die Zahl der ungeimpften Menschen bewegt sich in Deutschland – im Vergleich zu anderen Ländern wie Spanien oder Portugal – noch immer auf einem zu niedrigen Niveau.

Mit der Zustimmung des Bundesrates am letzten Freitag tritt nun das neue Infektionsschutzgesetz in Kraft, das unter anderem auch eine 3G-Regelung in Bussen und Bahnen sowie am Arbeitsplatz vorsieht. Zudem soll die aufgehobene Homeoffice-Pflicht wieder aktiviert werden: Wenn keine zwingenden Gründe entgegenstehen, müssen Arbeitgeber ihren Beschäftigten Arbeit im Homeoffice anbieten. Die Beschäftigten wiederum müssen das Angebot annehmen, wenn nichts dagegen spricht. Zudem haben sich Bund und Länder auf neue Corona-Regeln geeinigt: So soll ab gewissen Schwellenwerten für die Hospitalisierungsrate flächendeckend 2G gelten. Auch eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen soll kommen.

„Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern.“

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI)

Wie ernst die Lage ist, machte jüngst auch die „Wutrede“ von RKI-Präsident Lothar Wieler deutlich: „Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten“. Zudem müsse „jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen aufgrund von irgendwelchen Umständen nicht gestattet zu impfen. Wir brauchen jede und jeden zum Impfen. Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff. „Zudem plädierte Wieler für die 2G-Regeln (geimpft und genesen). „Wir dürfen denen, die sich nicht impfen lassen, wirklich nicht die Chance geben, die Impfung zu umgehen, zum Beispiel, indem sie sich freitesten lassen.“

Quelle: Statista

Die Versicherungsmanager selbst nehmen mittlerweile im Nebenjob immer mehr auch die Rolle eines Pandemie-Managers war. Wie die Branche mit den aktuellen Herausforderungen umgeht, hat VWheute jüngst in einer Umfrage herausgefunden. Das Ergebnis: In der Branche zeichnet sich eine Präferenz für die 3G-Regel in Verbindung mit der Aufrechterhaltung der Homeoffice-Option ab. Der Druck auf die Ungeimpften steigt, einige Versicherer sprechen sich klar für die 3G-Regelung aus. Das ist verständlich, mit diesem Status ist die Ansteckungs- und Gesundheitsgefahr am geringsten und die Vorstände erfüllen ihre Vorsorgepflicht. Ansonsten wartet die Versicherungsbranche wie der Rest des Landes auf ein einheitliches System, um die Pandemie final zu den Akten legen zu können. Vielleicht klappt es ja mit diesem Versuch.

Autor: Tobias Daniel

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