DVAG kommt bei ZDF-Satiriker Jan Böhmermann heftig unter die Räder

Jan Böhmermann bezeichnet die DVAG als ein Pyramidensystem, an deren Spitze es sich die Wenigen zwischen Pools, Partys und Porsches gutgehen lassen. (Quelle: ZDF/Jens Koch)

„Verkaufen, verkaufen, verkaufen – wie das System der Deutschen Vermögensberatung AG funktioniert“. Unter diesem Titel zerlegte Starsatiriker Jan Böhmermann in seiner Freitagnacht-Show Magazin Royale die DVAG in ihre Einzelteile. Rund 20 Sendeminuten widmete er dem von Reinfried Pohl gegründeten Vertriebskonzern. Gut kam das Unternehmen nicht weg. Böhmermann bezeichnete es als „gehirnwaschende Drückerkolonne“, die mit skrupellosen Methoden arbeite.

Gleich zum Start konnte man ahnen, worauf es hinausläuft. Glattgebügelt, mit aufgeknüpftem Hemd, gut gebräunt und künstlichem Haaransatz parodierte Böhmermann den Urtypus des Finanzvertrieblers und schlüpfe in seine Rolle. Los ging es mit einer scheinbar harmlosen Beschreibung, Geschichte und Lobeshymne der DVAG.

1975 gegründet von Reinfried Pohl kümmere sich die DVAG um den Vermögensaufbau für den Kunden. Zu den Partnern gehören u.a. Generali, DWS, Deutsche Bank, Commerzbank, aber auch Promis wie Schlagersängerin Helene Fischer, Entertainer Joey Kelly, Rennfahrer Mick Schumacher oder Trainer Jürgen Klopp. Böhmermann spielt den Beeindruckten: „Wow, Jürgen Klopp, der macht nicht für jeden Scheiß Werbung. Der hat hohe und moralische Ansprüche.“

Direkt danach wird ein Einspieler gezeigt, in dem der Startrainer für die Hamburg Mannheimer wirbt. Was dann kam, dürfte die Versicherungsbeobachter nicht überrascht haben – der Budapest-Skandal wurde ausgerollt. Das dürfte auch der Ergo wehgetan haben.  

Mit der DVAG allerdings habe das laut „Vertriebler“ Böhmermann nichts zu tun. „HMI war skrupelloser Strukturvertrieb, das waren Drückerkolonnen, ein Pyramidensystem, sektenartige Verkaufsrambos. (…) „Wenn die Menschlichkeit keinen Platz mehr hat, ist es auch kein Wunder, dass es irgendwann in Fickpartys in Budapest endet“, sagt er.

Im Laufe der Sendung erhielt Böhmermann immer wieder fiktive WhatsApp-Nachrichten von seinem ebenso fiktiven DVAG-Mentor mit kuriosen Motivationssprüchen, „Machen ist wie wollen, nur geiler“, „Gewonnen wird im Kopf“, später folgten Nachrichten, um Druck zu erzeugen, weil nicht performt wurde. „Du musst jetzt einfach Gas geben. Wir müssen unsere Ziele gemeinsam erreicht, es ist ein Team-Effort.“

Auch wurde ein Einspieler von 2008 gezeigt, in dem Bundeskanzlerin Angela Merkel den mittlerweile verstorbenen Gründer Reinfried Pohl ausgiebig lobte. „Herr Pohl, sie haben ein tolles Konzept, ein klassisches Konzept der sozialen Marktwirtschaft.“ Pohl habe immer wieder Menschen gefunden, die sich für andere Menschen engagieren. Das lässt viel Raum für Interpretationen.

Ganz uneigennützig sei das DVAG-Modell nicht, erklärte Böhmermann und schaltete in den nächsten Gang. Ins Visier rückte der aktuelle Chef Andreas Pohl. „Das Businesstalent hat Andreas von seinem Vater Reinfried Pohl praktisch in sein Portemonnaie gelegt bekommen“, und das Buch „Ich habe Finanzgeschichte geschrieben“ von Reinfried Pohl. „Ein Buch von Reinfried Pohl über Reinfried Pohl“, das auf der Spiegel-Bestsellerliste landete.

Das gelang laut Böhmermann und der Erstquelle Focus Online auch deshalb, weil Pohl damals Gutscheine über je fünf Exemplare an mehr als 32.000 deutsche Vermögensberater verteilte. „Und wer noch mehr Bücher brauchte, konnte die Quittung einreichen und bekam das Geld von der DVAG zurück“, fügte Böhmermann hinzu.

Natürlich kam auch das Geschäftsmodell der DVAG und der Druck für Mitarbeiter zur Sprache. Woher man als Berufseinsteiger die ersten Kunden bekomme, hinterfragte Böhmermann. Die Antwort: Man gehe erst einmal Familie und die engsten Freunde durch und versucht dann man über Empfehlungen weiterzukommen.

„Meiner Meinung nach kann man die Ziele nur erreichen, wenn man skrupellos ist und den Kunden ins Gesicht lügt“, berichtet eine Aussteigerin in einem weiteren Einspieler.

„Wer mehr verkauft, verdient auch mehr. Wer nichts verkauft, tja, Pech gehabt“, sagt Böhmermann in seiner fiktiven Rolle als Vertriebler. „Ich empfehle Ihnen als DVAG-Vermögensberater einfach ganz unabhängig und frei die Produkte, an denen ich erstens mitverdiene und zweitens sehr, sehr viel mitverdiene.“

Um erfolgreich zu sein, müsse man dann auch mal am Abend, an Samstagen und Sonntagen zum Kunden gehen. „Und an Weihnachten, an Ostern oder wenn der Opa gestorben ist. Nur Mut zur Selbstausbeutung“, ergänzt Böhmermann.

Am Ende wird es ganz bitter für die DVAG. Böhmermann kommt zu folgendem Schluss: „Die DVAG ist nichts anderes als ein Pyramidensystem, in dem es nur um eines geht: verkaufen, verkaufen, verkaufen (…). Um zu verbergen, was wirklich abgeht, macht die DVAG teure Werbung und PR-Kampagnen und nutzt das gute Image von käuflichen Edelprominenten.“

Der nächste TV-Hammer gegen die DVAG soll morgen im ZDF-Magazin Frontal21 folgen. Das ist keine Satireshow.

Autor: VW-Redaktion

7 Kommentare

  • Das Konzept von Böhmermann ist im Vergleich zur Vermögenqsberatung ja sehr viel einfacher. Dabei geht es nur um Quote, Quote, Quote………..

  • @ watchdog
    Kann ich so nicht sehen. Die Sendungen klären mich immer gut auf.

    Und tatsächlich habe ich danach auch gemerkt wie viele DV AG MitarbeiterInnen es schon bei mir oder meiner Familie probiert haben…

    Ich sehe da ähnlich es wurden immer die selben Produkte der „Partner“ vermittelt. Aber nie die günstigsten oder passenden (die hab ich mir damals schon selbst verglichen und besorgt).

    Heute gibt’s ja Gottseidank check24 und co…

    MFG aus Bayern
    Jonas

  • @Jonas

    Mit dem ersten Teil gebe ich dir Recht.

    Aber zum Glück gibt’s Check 24?

    Das ist auch nur ein Online-Makler, der an der Vermittlung der mit ihm zusammenarbeitenden Unternehmen & Versicherer verdient.

    Nur dass der Kunde halt keine qualifizierte Beratung bekommt und sich selbst schlau machen muss zu den jeweiligen Themen.
    Das wiederum ist grade bei komplexen Produkten wie Versicherungen sicher im ersten Moment günstiger aber letztendlich nicht die bessere Lösung.

  • … ich war Kunde bei der besagten Verkaufsgesellschaft. Neben hohen Kosten war das Problem, das viele Rentenverträge abgeschlossen wurden und nach der Provisionshaftungszeit umgedeckt werden sollten. Ich bezahlte schon mehr für Verträge (Provision, Verwaltung, Fondgebühren) und dann auch noch Umdecken, also von vorne zahlen. Trotz Beschwerde ist dieser Verkäufer immer noch aktiv. Der Schaden wurde mir nicht ersetzt. Jedes schlechte Sparbuch bringt weniger Verluste. Ich wurde verbraten statt beraten. Allein schon der Begriff „Beratung“ ist irreführend. Das ist so, als ob man Zuckerbrause als „Schlankmacher“ verkauft.

  • Jetzt mal im ernst. Was ist denn die Erwartungshaltung gewesen. Die meisten Finanzdienstleister machen doch das Selbe. Branchenfremde ins Unternehmen bringen, abgrasen lassen (obwohl diese nie eine Ausbildung genossen haben und schon vor der Ausbildung beraten!).
    Was genau passiert wenn dir jemand die Haare schneidet, der noch nie eine Schere in der Hand hatte?…

    Die große Herausforderung ist einfach, das niemand kontrolliert was die Menschen da draußen machen und Bankberater sind mindestens genau so und die haben eine Ausbildung…

    Die Problematik ist und bleibt einfach, dass es zu wenig Berater gibt, die schlichtweg auch bedarfsgerecht beraten.

  • Reinhard Steflbauer

    Habe die Sendung gesehen und mir gedacht, ob es nötig ist so alte Lamellen anzuwärmen. Liegt ja schon mehr als 10 Jahre zurück. Gibt es denn so wenig neues?
    Egal diese Branche so generell schlecht zu machen, klingt ja schon so wie die Schmierfinken in den asozialen Medien.
    Wie überall gibt es schwarze Schafe, aber das ist so rüber gekommen, als wären alle Finanzdienstleister Halunken. Soll da guter Journalismus sein? Und das im Fernsehen!!

  • „Die DVAG hat kein Schneeballsystem, denn wir machen das ja auch im Sommer!“ DVAG im März 2018

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