Flutkatastrophe: Versicherer leisten Vorauszahlungen von rund 700 Mio. Euro

Flutschäden in der Landwirtschaft im Erftkreis (Nordrhein-Westfalen im Regierungsbezirk Köln). Quelle: Vereinigte Hagel

Rund einen Monat nach der Flutkatastrophe in Deutschland haben die Versicherer bereits Vorschüsse in Höhe von rund 700 Mio. Euro geleistet. „Davon entfallen gut 500 Mio. Euro auf Schäden im privaten Bereich wie Wohngebäude, Hausrat und Kraftfahrzeuge sowie knapp 200 Mio. Euro auf gewerbliche Risiken“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

„Insgesamt rechnen wir für den privaten und gewerblichen Bereich mit etwa 190.000 Schadenfällen“, sagte Asmussen. Davon entfielen 160.000 auf den privaten und 30.000 auf den gewerblichen Bereich. Nordrhein-Westfalen war demnach mit rund 135.000 Schadenfällen betroffen, davon 21.000 gewerbliche Risiken. Dort wurden Vorschüsse in Höhe von knapp 400 Mio. Euro geleistet, davon gut 100 Mio. Euro für gewerbliche Risiken.

In Rheinland-Pfalz wurden rund 33.000 Schäden gezählt, davon 4.000 gewerbliche Risiken. Hier wurden Vorschüsse in Höhe von 275 Mio. Euro geleistet, davon knapp 70 Mio. Euro für gewerbliche Risiken. Diese Zahlen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Mehrzahl der schweren Schadenereignisse in Rheinland-Pfalz ereignet haben dürfte. Die übrigen rund 20.000 Schadenfälle entfielen auf das weitere Bundesgebiet, vor allem auf die Länder Bayern und Sachsen.

„Die Vorschüsse sind bei größeren Schäden daher in der Regel deutlich fünfstellig.“

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV

Darüber hinaus hätten zahlreiche Versicherer Hilfsfonds für die Betroffenen eingerichtet und böten neben der materiellen oft auch psychologische Hilfe an. Geschätzt werden beispielsweise Kosten für Erstmaßnahmen oder sonstige Kosten, wie zum Beispiel eine Hotelunterbringung. „Die Vorschüsse sind bei größeren Schäden daher in der Regel deutlich fünfstellig“, sagte Asmussen.

Die deutsche Versicherungswirtschaft geht nach bisheriger Schätzung von einem versicherten Gesamtschaden von 4,5 Mrd. bis 5,5 Mrd. Euro aus. „Wir rechnen aber inzwischen damit, dass sich die Schadensumme wohl eher um den oberen Rand unserer Schätzung bewegen wird“, ergänzt der GDV-Hauptgeschäftsführer.

„Die schnelle Beseitigung der Schäden und der Wiederaufbau der Infrastruktur haben jetzt oberste Priorität. Das ist ein immenser Kraftakt angesichts der Zerstörungen in den von Starkregen und Hochwasser betroffenen Regionen.“

Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister

Zudem hat die Bundesregierung den 30 Mrd. Euro schweren Hilfsfonds für die Opfer der verheerenden Überschwemmungen im Juli auf den Weg gebracht. 28 Mrd. Euro teilen sich Bund und Länder, zwei Mrd. Euro stemmt der Bund alleine für zerstörte Infrastruktur, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

In einer ersten Tranche wird der Bund 2021 Mittel in Höhe von 16 Mrd. Euro zur Verfügung stellen. Ab 2022 würden die Mittel dann je nach Bedarf mobilisiert. Einen Nachtragshaushalt für dieses Jahr hält das Finanzministerium nicht für nötig, weil genügend Puffer vorhanden seien.

Die deutschen Versicherer rechnen nach der Flutkatastrophe im Rheinland und in der Eifel mit Schäden von bis zu 5,7 Mrd. Euro. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage der deutschen Finanzaufsicht Bafin hervor. Zudem rechnen die deutschen Rückversicherer schlimmstenfalls mit einer Nettobelastung von rund einer Milliarde Euro.

Autor: VW-Redaktion

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

9 + 6 =