Lebensversicherer träumten von goldenen Zeiten – dann kam Corona

Die LV-Versicherer träumten vor Corona von goldnen Zeiten. Bild von 3D Animation Production Company auf Pixabay

Niedrigzinsen, harte Regulierung und Geschäft (fast) nur noch über Einmalbeitrag – die Lebensversicherung hat es wieder einmal schwer. Die Zuversicht der Versicherer wird also am Boden der Realität zerschellen. Falsch, die Branche ist so optimistisch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Doch das war vor Corona.

Das Analysehaus Assekurata hat zu Jahresbeginn die Teilnehmer der Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien zu ihrer Einschätzungen der Geschäftslage und -erwartung in der Lebensversicherung befragt. Allen Marktwidrigkeiten zum Trotz hat sich das Stimmungsbarometer erneut verbessert, schreibt Assekurata. Auf einer Skala von -2 (sehr negativ) bis +2 (sehr positiv) pendelt sich die aktuelle Geschäftslage im Schnitt bei +0,63 Punkten ein. Damit liegt sie nicht nur deutlich über der vorjährigen Erwartung (0,33), sondern sogar auf dem höchsten Wert seit zehn Jahren.

Zu optimistisch?

Diese optimistische Branchenwahrnehmung korrespondiert laut Assekurata mit den hohen Wachstumsraten für das zurückliegende Geschäftsjahr 2019. So vermeldete der Branchenverband GDV jüngst auf seiner Jahresmedienkonferenz in Berlin ein „überraschend hohes Wachstum in der Lebensversicherung“. Zum Beitragsplus von rund elf Prozent hätten dabei vor allem die Verträge mit modifizierten Garantien beigetragen, die inzwischen mehr als 60 Prozent des Neugeschäfts ausmachten.  Die erfolgreiche Fokussierung auf neue Produkte deckt sich wiederum mit den Einschätzungen „in unserer Marktstudie, nach denen Fondspolicen in der Gunst der Anbieter ganz oben stehen“.

Unerwähnt bleiben sollte bei dieser positiven Einschätzung von Assekurata allerdings nicht, dass der weit überwiegende Teil der Zuwächse in der Lebensversicherung aus Einmalbeiträgen stammen, zuletzt konnte das bei den Zahlen der Talanx gesehen werden. Der GDV- Präsident Wolfgang Weiler vermutete auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes, dass viele Menschen aus Angst vor Minuszinsen in den Hafen der Lebensversicherung einfahren.

Die Tendenz zum Einmalbeitrag bestätigt auch Assekurata. Die Anbieter würden mit neuen Produktofferten auf die Zinsmisere am Kapitalmarkt reagieren und neue Angebote lancieren. Offenbar finden die neuen Produkte auf Kundenseite „vermehrt Abnehmer“, auch wenn sie „zu großen Teilen aus Einmalbeitragsgeschäften stammen“. Insgesamt betrachtet würden die aktuellen Beitragszuwächse der Lebensversicherer ein „durchaus positives Bild“ zeichnen.

Aber dann kam Corona?

Im Zuge der dramatischen Auswirkungen von Corona sei aktuell davon auszugehen, dass die zu Jahresanfang geäußerten Geschäftserwartungen der Versicherer „schon nach wenigen Wochen Makulatur geworden sind“. Die meisten Menschen werden derzeit Kontakte möglichst meiden, was die Arbeit der Versicherungsvermittler erschwert. Zudem beschäftigen die Interessenten derzeit Themen jenseits der Altersvorsorge.

Für die Erfolgsrechnungen der Lebensversicherer bedeutet dies nichts Gutes, schreibt Assekurata. Das Virus wird die Wachstumspotenziale mindestens in diesem Jahr deutlich schmälern. In Anbetracht der heftigen Verwerfungen an den Zins- und Aktienmärkten gilt dies zugleich auch für die „Ertragspotenziale aus der Kapitalanlage“.

Doch es gibt auch Positives zu berichten. Angesichts der Krise könnten nun die Stimmen aus dem Verbraucherschutzumfeld wieder leiser werden, die vehement Aktien- beziehungsweise ETF-Anlagen als universell geeignete Vorsorgeform für die Bevölkerung propagieren, vermutet Assekurata.

Wegen der Krise würden die Kunden wieder zunehmend darauf bedacht sein, ihre Altersvorsorge auf stabilisierenden Elementen aufzubauen, die größeren Marktschocks standhalten können. An dieser Stelle würden Lebensversicherungen „typischerweise punkten“. Ob die angesprochenen Verbraucherschützer an dieser Stelle zustimmen würden, darf bezweifelt werden.

Autor: VW-Redaktion

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