Wer sind die LinkedIn-Könige unten den Versicherungschefs?
Social Media gewinnt auch für Vorstandschefs immer mehr an Bedeutung. Vor allem das Karriereportal LinkedIn ist bei den Konzernlenkern besonders beliebt. Spitzenreiter unter den deutschen CEO’s ist laut einer aktuellen Handelsblatt-Analyse Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender des Energieriesen RWE. Und die deutschen Versicherungschefs?
Allianz-Chef Oliver Bäte landet mit 175 von 200 möglichen Punkten immerhin auf Platz neun. Mit mehr als 73.260 Followern gehört er zwar in die Spitzengruppe der Versicherungschefs auf dem Karriereportal: Allerdings liegt er damit immer noch deutlich hinter Axa-Chef Thomas Buberl mit mehr als 101.000 Followern. Mit deutlichem Abstand folgen unter anderem Talanx-Chef Torsten Leue (mehr als 10.300 Follower), Generali-Manager Giovanni Liverani mit rund 4.500 Followern, Axa-Deutschlandchef Thilo Schumacher mit etwa 4.300 Followern, Swiss Life-Deutschlandchef Jörg Arnold (etwa 3.300 Follower), Neodigital-Gründer Stephen Voss (rund 2.900 Follower) DFV-Chef Stefan M. Knoll (rund 2.800 Follower), Munich Re-CEO Joachim Wennig (rund 2.400 Follower) Signal Iduna-Chef Ulrich Leitermann (mehr als 2.300 Follower), Gothaer-CEO Oliver Schoeller mit mehr als 1.400 Followern oder LVM-Chef Mathias Kleuker mit knapp 300 Followern.
Was nahezu alle Versicherungschefs im Karriere-Portal wohl gemeinsam haben: In den meisten Fällen rühren vor allem die PR-Experten der einzelnen Unternehmen (mutmaßlich) die Werbetrommel für alle Belange des jeweiligen Unternehmens – positive Promotion für das jeweilige Unternehmen natürlich inklusive. Immerhin ein paar wenige persönliche Einblicke sind allerdings auf dem Profil von Axa-CEO Buberl zu finden: Den 60. Jahrestag des Elysée-Vertrages im Januar 2023 nutze der gebürtige Deutsche mit französischer Staatsbürgerschaft vor allem dafür, die Werbetrommel für die deutsch-französische Freundschaft zu rühren.
Deutlich politischer geht es hingegen bei DFV-Chef Stefan M. Knoll zu: Dass der Versicherungsmanager ein Mann klarer Worte ist, dürfte jedem Leser von VWheute mittlerweile längst geläufig sein. Ob Krise und Krieg in der Ukraine, der geschasste Frankfurter Ex-Oberbürgermeister Peter Feldmann oder sein Podcast „Alter weißer Mann“ mit Polit- oder Sportprominenz – fast kein Thema, welches der wortstarke Versicherungsmanager auslässt – gerne auch mal kontrovers.
Dass dies allerdings nicht immer gut ausgehen kann, zeigt jedoch das Beispiel der LVM vor wenigen Wochen: Das eigentlich gut gemeinte PR-Manöver um den „Veganuary“ Anfang Januar endete in einem derartigen Desaster, dass sich selbst der komplette Vorstand des westfälischen Versicherers zu einer offiziellen Entschuldigung genötigt sah.
Vielleicht sollten sich manch PR-Abteilungen der Versicherer ein Beispiel an Allianz-Chef Bäte nehmen: Während der Versicherungsmanager in Interviews gerne mal öffentlich gegen die Politik keilt oder klare Worte zu aktuellen ökonomischen Fragen findet, gibt sich der CEO in den sozialen Medien eher handzahm. Die Gründe für Buberls und Bätes brachte jüngst Felix Sommerfeld, Director Executive Communication bei StoryMachine, bei VWheute auf den Punkt:
„Für viele CEOs ist Social Media kein Herzensthema, zumindest nicht vom Start weg. Viele wissen, sie sollten aktiv sein, bekommen das von ihren Kommunikationsabteilungen oder Beratern gesagt. Irgendwann willigen die meisten ein. Ratio schlägt Emotio, gewissermaßen. Wenn sie dann aber sehen und erleben, wie der Kanal wirkt (nach innen, nach außen, auf den Kapitalmarkt, beim Recruiting, auf die Politik), dann wird Social Media zu einem Herzensthema. Ein gut durchdachter LinkedIn-Auftritt ist nicht weniger als ein strategisches Steuerungstool, mit dem der CEO fast all seine Stakeholder erreichen kann. Und deshalb ist es nicht überraschend, dass immer mehr Top-Manager davon Gebrauch machen und zum Social-CEO werden. Noch kann man es sich leisten, nicht auf einen gut gemachten digitalen Auftritt zu setzen; klug ist es aber nicht.“
Autor: Tobias Daniel