Swiss Re-Chef Mumenthaler: „Noch sind Naturkatastrophen gut versicherbar, aber sie werden teurer“

Christian Mumenthaler, CEO der Swiss Re. Quelle: Swiss Re

Die Rückversicherer haben in den letzten Monaten deutlich unter den Naturkatastrophen und dem Anleihemarkt gelitten. Für Christian Mumenthaler, Vorstandschef der Swiss Re, sind Naturgefahren dennoch versicherbar – und zwar in jeder Region, auch in Florida.

„Die Schäden durch Sekundärnaturkatastrophen wie Dürren, Waldbrände und Fluten sind in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als die Schäden durch Hurrikans und Erdbeben. Im vergangenen Jahr waren 70 Prozent der versicherten Naturkatastrophenschäden weltweit auf diese sekundären Ereignisse zurückzuführen. Und es gab erstmals zwei sekundäre Naturgefahrenereignisse mit versicherten Schäden je über zehn Mrd. Dollar – der Wintersturm ‚Uri‘ und die Flutkatastrophe in Mitteleuropa“, erläutert der Versicherungsmanager im Interview mit dem Handelsblatt.

Dementsprechend hätte die Swiss Re ihre „Risikomodelle an die neue Realität angepasst. Die zunehmenden Naturkatastrophenschäden führen dazu, dass wir die Versicherungsprämien anheben müssen. Noch sind Naturkatastrophen gut versicherbar, aber sie werden teurer.“ Zudem gebe es für Mumenthaler bislang keine Region, die nicht versicherbar sei. „Für uns ist diese Frage bisher kein Thema, auch wenn ich sie oft gestellt bekomme – insbesondere in Bezug auf den US-Bundesstaat Florida, der traditionell stark von der Hurrikan-Saison betroffen ist. Auch hier können wir Rückversicherungsschutz bieten. Wir diskutieren hier eher über die Preise als über die Versicherbarkeit“, betont der Chef der Swiss Re.

Schlecht sei allerdings, „wenn die Politik nicht akzeptiert, dass das Risiko und damit die Preise in einer Region hoch sind, und deshalb anfängt, sich einzumischen. Da entstehen dann häufig Konstrukte, welche falsche Anreize schaffen und zudem nicht nachhaltig sind“. Zudem sehe er es „als einen der großen Vorteile von Rückversicherern, dass sie weltweit Preissignale setzen. Risiken müssen eingepreist werden. Durch die Preissignale sehen Unternehmen, welche Projekte sich lohnen könnten und welche nicht. Es kann schon sein, dass die Kosten des Risikos in manchen Regionen zu hoch werden und es dann keinen Sinn mehr macht, dort zu investieren oder zu bauen. Das wäre also ein wertvolles Signal, wenn es rechtzeitig kommt.“

Allein für das erste Halbjahr 2022 beziffert die Swiss Re die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen auf rund 35 Mrd. US-Dollar. Die Schweizer rechnen jedoch drei Mrd. US-Dollar durch Man-Made-Ereignisse hinzu, sodass sich die versicherten Katastrophenschäden insgesamt auf 38 Mrd. US-Dollar beliefen. Zudem verzeichnete der Schweizer Rückversicherer im ersten Halbjahr 2022 einen Gewinn von 157 Mio. US-Dollar. Die verdienten Nettoprämien und Honorareinnahmen der Gruppe stiegen um 1,9 Prozent auf 21,2 Mrd. US-Dollar in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber 20,8 Mrd. US-Dollar im ersten Halbjahr 2021.

Autor: VW-Redaktion

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