Ifo-Präsident Fuest plädiert für Versicherungspflicht gegen Elementarschäden

Ifo-Präsident Clemens Fuest. Quelle: Ifo-Institut

Die Pflicht kann zum ökonomischen Bumerang werden, bei richtiger Ausgestaltung aber auch hilfreich sein, schreiben Clemens Fuest und Marcel Thum vom Ifo-Institut im Handelsblatt. Würde die Versicherungspflicht jedoch mit Einheitsprämien gekoppelt – wie manche Politiker favorisieren – „wäre das Ergebnis noch schlechter als ohne Versicherung.“

Eine amtliche Statistik darüber, wie viele Häuser in den Gebieten versichert sind, die besonders von Hochwasser bedroht sind, gibt es nicht. In Baden-Württemberg haben 94 Prozent eine Versicherung, im dieses Mal besonders betroffenen Rheinland-Pfalz sind es 37 Prozent, in Bremen sogar nur 23 Prozent. „Eine Versicherungspflicht erscheint ökonomisch sinnvoll, sofern sie geeignet ausgestaltet wird“, analysieren Clemens Fuest und Marcel Thum. „Dann kann sie dazu beitragen, langfristig die gesamtwirtschaftlichen Schäden durch Überflutungen zu reduzieren. Die Versicherung schafft einen Anreiz, Neubauten eher in weniger gefährdeten Gebieten zu errichten.“ Jedoch befürchten beide, dass die Idee im politischen Prozess verwässert wird – und somit die Versicherungspflicht mehr Schaden als Nutzen anrichtet.

Die Autoren führen die Argumente Pro und Contra einer Versicherungspflicht auf und kommen schließlich zu dem Ergebnis, wie am besten diese Pflicht konstruiert sein sollte: „Benötigt wird eine Versicherungspflicht mit sehr unterschiedlichen Prämien, deren Höhe vom Standort abhängt. Die Versicherungsprämien für einzelne Gebäude muss sich am jeweiligen individuellen Überflutungsrisiko orientieren. Außerdem sollte sie eine Selbstbeteiligung beinhalten, um Anreize zu wahren, bauliche Konstruktionen zu wählen, die Flutschäden möglichst gering halten. Die Abdeckung durch die Versicherung darf aber auch nicht so niedrig sein, dass den Betroffenen trotzdem umfangreiche staatliche Hilfen gewährt werden.“ Ferner plädieren beide die Police nur für neue Häuser verpflichtend zu machen. Damit wäre zumindest dafür gesorgt, dass bei Neubauten Standorte mit Überflutungsrisiken vermieden werden.

Das Problem mit den Einheitsprämien

Die Debatten zur Versicherungspflicht in der Vergangenheit haben gezeigt, dass die Politik häufig Einheitsprämien favorisiert. „Würde die Versicherungspflicht jedoch mit Einheitsprämien gekoppelt, wäre das Ergebnis noch schlechter als ohne Versicherung. Die Betroffenen erhielten zwar im Schadensfall eine Kompensation. Diese Kompensation käme aber von den anderen Pflichtversicherten statt vom Staat – hinter dem letztlich alle Steuerzahler beziehungsweise Versicherten stehen. Damit wären die Anreize, besonders gefährdete Gebiete zu meiden, noch geringer. Wegen der Einheitsprämie macht es für den Einzelnen keinen Unterschied, ob er sein Gebäude in einer relativ sicheren oder gefährdeten Lage errichtet. Darüber hinaus würde eine solche umfassende Versicherung vermutlich einen größeren Teil der Schäden abdecken als die jetzigen staatlichen Hilfen, was die Anreize zum Neubau in sicheren Gebieten weiter schwächt.“

Autor: VW-Redaktion

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