Allianz-Amundi-Deal steht auf der Kippe
Seit einem Jahr führen die Allianz und der französische Vermögensverwalter Amundi Gespräche über die mögliche Bildung eines neuen europäischen Finanzriesen. Amundi wäre mit einem verwalteten Vermögen von 2,2 Billionen Euro der deutlich dominantere Part. Allianz Global Investors, die Einheit, um die es bei den Münchenern geht, managt Assets in Höhe von 560 Mrd. Euro. Nach einem Bericht der Financial Times wurden die Verhandlungen nun unterbrochen.
Ein entscheidender Knackpunkt zwischen Allianz und der Amundi-Mutter Crédit Agricole war nach Angaben der Zeitung die Struktur eines möglichen Zusammenschlusses. Die Parteien konnten sich nicht darauf einigen, wer die Kontrolle über ein erweitertes Unternehmen haben würde.
Die deutsche und die französische Gruppe waren über ein Jahr lang in Kontakt und führten noch am Samstagmorgen exklusive Gespräche, um einen europäischen Riesen mit einem verwalteten Vermögen von knapp 2,8 Mrd. Euro zu bilden, berichtet Financial Times. Eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zu einem späteren Zeitpunkt sei nicht ausgeschlossen.
Amundi, das 2010 aus der Fusion der Vermögensverwaltungssparten der französischen Banken Crédit Agricole und Société Générale hervorging, hat sich mit einem Vermögen von 2,2 Mrd. Euro und einer Marktkapitalisierung von 13,75 Mrd. Euro zum größten Vermögensverwalter Europas entwickelt. Bei einer Bewertung von mindestens sechs Mrd. Euro wäre Allianz Global Investors etwa halb so viel wert, hätte aber nur etwa ein Viertel von dessen Vermögenswerten. Die Allianz stellte in den Verhandlungen offenbar die Bedingung, einer Transaktion nur dann zuzustimmen, wenn sie eine Co-Führungsrolle erhält. Allianz Global Investors verwaltet mehr als eine halbe Billion Euro und steht damit im Schatten der Allianz-US-Tochter Pimco.
Insider berichteten gegenüber FT, dass Amundi eine mögliche Transaktion als Übernahme bewertete, die Münchener jedoch eine Partnerschaft anstrebten, die ihnen helfen würde, ihre Einnahmen aus der Vermögensverwaltung zu steigern. Das Amundi-Lager soll sich eine Konstellation vorgestellt haben, in der Crédit Agricole mit einem Anteil von knapp über 50 Prozent Mehrheitsaktionär des vergrößerten Vermögensverwalters bliebe. Die Allianz wäre mit einem Anteil von rund 30 Prozent und einem Streubesitz von etwa 20 Prozent zweitgrößter Aktionär von Amundi. Der Versicherer lehnte das ab und forderte eine ausgewogenere Aufteilung.
Innerhalb des Münchener Versicherungskonzerns soll es darüber hinaus Widerstand gegen einen Zusammenschluss gegeben haben. Das Management befürchtete, sowohl die strategische Flexibilität als auch die Kontrolle über das Vermögensverwaltungsgeschäft zu verlieren, während die französische Seite von den Synergieeffekten zwischen den beiden Unternehmen profitieren könnte.
Amundi gilt als einer der profitabelsten Akteure der Branche und als besonders erfolgreich bei der Zusammenarbeit mit Privatkundenbanken für den Vertrieb seiner Produkte. Anlageverwalter streben nach Größe, Wachstumsmärkten und neuen Kunden, da die Margen durch höhere Kosten, niedrigere Gebühren und den Vormarsch großer amerikanischer Unternehmen auf dem europäischen Markt unter Druck geraten.
Die Axa hat im August ihre Investment-Tochter Axa IM für 5,5 Mrd. Euro an die Großbank BNP Paribas verkauft und zugleich einen langfristigen Kooperationsvertrag mit dem Institut geschlossen. Dass sich das Management am Ende dazu entschieden hatte, die durchaus prestigeträchtige Sparte zu verkaufen, hat zwei Gründe: einerseits den harten Wettbewerb, dem man sich vermutlich aufgrund wenig lukrativer Übernahmemöglichkeiten nicht stellen wollte, andererseits die Idee, das Geschäftsprofil der Axa zu vereinfachen und den Fokus vor allem auf das Versicherungsgeschäft zu setzen.
Autor: VW-Redaktion