Allianz schickt sich an, Gewinnpotenzial auszuschöpfen

Claire-Marie Coste-Lepoutre, Finanzchefin der Allianz. Bildquelle: Allianz
Trotz etlicher Naturkatastrophen hat die Allianz ihren operativen Gewinn im dritten Quartal mit 13,6 Prozent überraschend deutlich auf 3,9 Mrd. Euro gesteigert. Konzernchef Oliver Bäte ist zuversichtlich, das Jahr in der oberen Hälfte der selbst gesteckten Gewinnspanne von bis zu 15,8 Mrd. Euro abzuschließen. Mit den schwierigen Bedingungen im deutschen Kfz-Versicherungsmarkt kommen die Münchner nach Aussagen von Finanzchefin Claire-Marie Coste-Lepoutre gut zurecht. Die Allianz-Managerin äußerte sich auch über die Zukunft der Assetmanagement-Tochter AGI, um die sich unlängst Spekulationen rankten.
Besonders einträglich lief es für die Allianz in der Schaden- und Unfallversicherung (P&C): Die Konzernsparte steigerte ihren operativen Gewinn im dritten Quartal um 36 Prozent und steuerte mit 2,0 Mrd. Euro gut die Hälfte zum Quartalsgewinn von 3,9 Mrd. Euro bei. Analysten hatten zuvor mit 3,8 Mrd. Euro gerechnet. Das Geschäftsvolumen des Konzerns erhöhte sich im dritten Quartal um 17 Prozent auf 42,8 Mrd. Euro (siehe Grafik).
Davon entfielen 18,6 Mrd. Euro auf das P&C-Geschäft, das von 17,2 Mrd. im Vorjahresquartal um 8,0 Prozent zulegte. Bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte belief sich das interne Wachstum auf 9,5 Prozent. Das Wachstum der P&C-Sparte resultiere aus einem höheren Neugeschäftsvolumen sowie höheren Prämienzahlungen seitens der Kunden, wie Finanzchefin Coste-Lepoutre bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten erklärte.
Dass die Allianz und andere Versicherer ihre Kunden stärker zur Kasse bitten, hat zum einen mit gestiegenen Kosten in der Schadenregulierung zu tun – etwa infolge des Anstiegs der Reparaturkosten in Kfz-Werkstätten – zum anderen damit, dass sich die Versicherer, die von ihnen gezeichneten Risiken höher vergüten lassen, Stichwort Hartmarkt.
Mit Blick auf den deutschen Kfz-Versicherungsmarkt, der mit hohen Schadenkosten zu kämpfen hat, betonte Coste-Lepoutre, dass die Branche mit Preisaufschlägen reagieren müsse, um die finanziell angespannte Lage der Sparte wieder zu stabilisieren. Mit der Preispolitik der Allianz im hiesigen Kfz-Versicherungsmarkt zeigte sich die Finanzchefin zufrieden. Auch das Underwriting, sprich Neugeschäft, in der Sparte befinde sich auf einem guten Level. Bei der Schaden- und Kostenquote liege man fünf bis zehn Prozentpunkte unterhalb des Marktdurchschnitts, wie Coste-Lepoutre hinzufügte.

Die Schäden aus Naturkatastrophen gingen im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück, blieben aber auf einem erhöhten Niveau. „Naturkatastrophen haben die finanzielle und operative Widerstandsfähigkeit der Allianz erneut auf die Probe gestellt“, kommentierte Konzernchef Oliver Bäte die jüngste Entwicklung in einer Mitteilung. Diese Prüfungen habe die Allianz jedoch erfolgreich bestanden, bilanzierte Bäte, der seinem Ziel, bis Jahresende einen Betriebsgewinn in einer Spanne von 13,8 bis 15,8 Mrd. Euro zu erwirtschaften, deutlich näher gekommen ist: Nach neun Monaten lag das operative Ergebnis der Allianz bei 11,8 Mrd. Euro.
Dabei profitierte der Konzern davon, dass die Belastungen aus Naturkatastrophen geringer ausfielen als im besonders schadenträchtigen Vorjahr, wenngleich immer noch beträchtlich ausfielen. Die größte Belastung durch ein Einzelereignis markierte die Flutkatastrophe in Osteuropa, wie Coste-Lepoutre berichtete.
Die Schaden- und Kostenquote verbesserte sich auf 93,5 Prozent, nach 96,2 Prozent vor einem Jahr (siehe zweite Grafik). Damit schnitt die Allianz um 0,3 Prozentpunkte besser ab als Analysten vorausgesagt hatten.

In der Lebens- und Krankenversicherung (L&H) steigerte die Allianz ihr Geschäftsvolumen um 28 Prozent auf 22,4 Mrd. Euro. Der operative Gewinn legte um gut fünf Prozent auf knapp 1,4 Mrd. Euro zu. Das Wachstum war Coste-Lepoutre zufolge „breit über unsere weltweiten operativen Einheiten verteilt“. Dass das Neugeschäft in der Lebensversicherung sich so gut entwickelt, führte die Finanzchefin auch darauf zurück, dass Versicherungsprodukte im Zuge der Zinswende wieder als attraktiver wahrgenommen würden.
Im Fondsgeschäft blieb die Allianz hingegen unter den Erwartungen. Zwar nahmen die Vermögensverwalter Pimco und Allianz Global Investors (AGI) Kundengelder in Höhe von 19,8 Mrd. Euro ein. Doch Analysten hatten mit höheren Zuflüssen gerechnet. Das insgesamt verwaltete Vermögen belief sich zu Ende September auf rund 1,84 Bio. Euro. Der operative Gewinn der Sparte ging im dritten Quartal leicht zurück auf 782 Mio. Euro.
Anders als üblich äußerte sich Finanzchefin Coste-Lepoutre diesmal auch zu Spekulationen um Konzerntöchter – einem Reuters-Bericht zufolge spielt die Allianz mit dem Gedanken, ihre Investmenttochter AGI mit einem Partner zu fusionieren oder einen Teil-Verkauf anzustreben. Reuters berief sich auf mehrere Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Ziel soll es demnach sein, das Geschäftsvolumen von AGI zu vergrößern und die Einheit schlagkräftiger zu machen. Die Konzerntochter sei mit etwa 4 Mrd. Euro zu bewerten, hieß es in dem Bericht.
„Es ist für uns sehr wichtig, die Kombination aus Lebensversicherungs- und Assetmanagement beizubehalten“, trat Coste-Lepoutre den Verkaufsgerüchten nun entgegen. Pimco mit seinem US-Fokus und AGI, das vor allem in Europa und Asien präsent sei, ergänzten sich gut, so die Finanzchefin. Man wolle folglich an dieser Aufstellung festhalten und diese durchaus weiter optimieren, hege jedoch keine Pläne, den Anteil des Asset-Managements zu reduzieren, so die Managerin.
Die Solvenzquote der Allianz stieg zu Ende September leicht auf 209, nach 206 zu Ende Juni. Dies gelang, obwohl die Allianz bis Oktober 1,5 Mrd. Euro für den Rückkauf eigener Aktien ausgegeben hat.
Autor: Lorenz Klein