Warum Allianz-Manager ihrem Chef Oliver Bäte davonlaufen

Die Oktober-Ausgabe des Manager-Magazins (Bildquelle: dg)

Oliver Bäte bietet viel Angriffsfläche. Nicht nur wegen seiner politischen Äußerungen, sondern auch wegen seiner unternehmerischen Entscheidungen. Nun landet der Allianz-CEO wegen seiner polarisierenden Art auf der Titelseite des Manager-Magazins. Dass Bäte die Erfolge im Konzern gerne für sich beansprucht, aber die vielen Fehlschläge anderen zuschiebt, lautet ein Vorwurf.

Wenn man seit achteinhalb Jahren an der Spitze des größten europäischen Versicherungskonzern steht, dann ist man gewohnt, viel einzustecken. Oliver Bäte verlängert seinen Vertrag im Herbst und wird sich damit weiterhin vielen kritischen Blicken aussetzen – ob von den eigenen Mitarbeitern oder der Presse.

Wichtige Wirtschaftsblätter hierzulande widmen ihm regelmäßig Titelstories – meist kommt er dabei nicht gut weg. Einer der wenigen positiven Beiträge lieferte die Welt bezüglich des Erfolgs von Allianz X, wo die jährliche Rendite bei 30 Prozent liegt. Aber reine Erfolgsgeschichten reißen die Leser auch nicht wirklich mit. „Der Blender“, bezeichnete etwa die Wirtschaftswoche im August 2022 auf ihrem Cover – und das war bevor das Blatt über sein Video stolperte, wo er in einer internen Wutrede auf IT und Manager schimpfte. Nun rechnet das Manager Magazin mit seiner Leistung ab: „Die Methode Bäte – viel versprechen, wenig halten.“ (Ähnliches hat das Blatt im Februar mit Julian Teicke mit dem Titel „Die Tricks der Wefox-Blender“ unternommen).

Wie es sich für so eine Geschichte gehört sprechen die Journalisten mit dem engsten Kreis seiner Mitarbeiter und von denen lautet der Tenor: Bäte „scheint selbst nicht mehr an die Großartigkeit der Allianz zu glauben.“ Auch verrät sein Umfeld, dass er gerne die Spitze des Aufsichtsrats übernommen hätte. Doch der Sprung in das Gremium könnte ihm verwehrt bleiben, spekuliert das Manager Magazin. Denn das Blatt bescheinigt ihm, seit seinem Start nicht wirklich voranzukommen. Die Zahlen seien solide, weil eben die Konkurrenz ähnlich abliefere. In Europas Kernversicherungsmärkten verliere die Allianz noch immer schleichend Marktanteile und gegen den Kfz-Marktführer Huk-Coburg habe man ebenfalls kein Rezept gefunden. „Ich kann nicht erkennen, dass sich Zustand und strategische Position des Unternehmens in den vergangenen acht Jahren wirklich verbessert hätten“, wird ein Manager einer Investmentfirma zitiert, die Anteile an der Allianz hält.

Und natürlich komme man bei der Digitalisierung kaum voran: „Wann immer er auf simpel gestaltete Produkte, flexible Abläufe und effiziente IT-Strukturen drängt, bekommt er Probleme anstelle von Lösungen präsentiert, muss er sich anhören, warum auf keinen Fall geht, was er doch so dringend will“, schreiben die Autoren des Beitrags. Milliarden werden jährlich für IT-Infrastruktur, Hardwarekomponenten und Softwareanwendungen ausgegeben, aber das Wachstum komme immer noch von den klassischen Kanälen oder von anziehenden Preisen. Allianz Direct sei ein Flop und wie schlecht es um die IT steht, beweise auch ein mögliche Strafe der Bafin.

Allianz-Manager kündigen oder werden gefeuert

Ausführlich wird in dem Beitrag auch auf das Hedgefondsdebakel in den USA eingegangen. Seitdem sei Bäte „noch angefressener als zuvor. Statt Veränderungswillen sieht er Beharrungsvermögen, statt Beweglichkeit nimmt er Starrsinn wahr.“ Das mittlere Management lässt sich das nicht mehr gefallen. Viele Allianz-Leute bewerben sich aktiv bei der Konkurrenz, dass berichten Headhunter auch unserer Redaktion. Der Weggang von Clarisse Kopff verärgerte sowohl Bäte als auch Allianz-Aufsichtsratschef Michael Diekmann. Bäte habe auch bei dem Personal an sich kein gutes Händchen bewiesen, lautet der Vorwurf. So habe Bäte etwa für Christof Mascher nicht den ausgewiesenen IT-Experten Markus Löffler (53), sondern die Gesundheitsökonomin Barbara Karuth-Zelle mit der IT beauftragt. Solmaz Altin und Ivan de la Sota mussten gehen.

Was Bäte selbst noch im Amt halte, sei Diekmann. Er habe über all die Jahre den Vorstandsvorsitzenden gestützt und in Schutz genommen hat. „Tatsächlich aber ist das Verhältnis der beiden Männer kompliziert und scheint sich im Laufe der Jahre auch abgeschliffen zu haben.“ Warum Bäte womöglich nicht in den Aufsichtsrat wechseln wird, deutete Diekmann auf der Hauptversammlung Anfang Mai schon an: der Wechsel vom Vorstand in das Kontrollgremium sei nicht mehr zeitgemäß – auch im Hinblick auf die Interessen der Aktionäre.

Oliver Bäte auf dem Cover des Manager Magazins. Ist das ein schlechtes Omen? Gegenüber VWheute äußern hochrangige Versicherungsmanager immer wieder, dass sie nur äußert ungerne dort landen würden. Warum? Weil die Geschichten kurze Zeit später oft das berufliche Aus zur Folge haben.

Autor: David Gorr

Ein Kommentar

  • Allianz, früher Vereinte, ist immer mehr ihren Aktionären als ihren Versicherungsnehmern verpflichtet -so scheint es zumindest. Als Kunde kann ich nur sagen, dass Kommunikation und Problemmanagement haarsträubend sind. Ein schlechtes Image holt man sich dank Socialmedia sehr schnell, hier sollte Allianz aufpassen, den Nimbus nicht zu verspielen. Stillstand ist Rückschritt, Verschlechterung ohne (verbesserte) Gegenleistung der Untergang.

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