Provinzial: Fusion soll sich 2024 rechnen

Provinzial in Münster. Quelle: Provinzial Konzern

Die Fusion der Provinzial-Gesellschaften waren ein jahrelanger Prozess mit manch Hindernissen. Glaubt man Konzernchef Wolfgang Breuer, soll sich der Zusammenschluss bereits in zwei Jahren finanziell rechnen. Zudem will der öffentliche Versicherer nach dem verlustreichen Jahr 2021 wieder zurück in die Gewinnzone.

„Wir sind voll im Plan. Die Gesamtkosten der Fusion belaufen sich auf rund 143 Mio. Euro, die Synergieeffekte werden am Ende etwa 97 Mio. Euro pro Jahr ausmachen. Von 2027 an werden sie voll greifen. Im laufenden Jahr stehen 37 Mio. Euro Kosten positiven Effekten von gut 32 Mio. Euro gegenüber. Wir sind also im Saldo 2022 noch leicht negativ. Der Breakeven auf Jahresbasis wird 2024 erreicht“, konstatiert Breuer im Interview mit der Börsen-Zeitung.

Einen Run-off der eigenen Lebenbestände wie jüngst bei der Axa Deutschland oder der Zurich Deutschland schließt Breuer hingegen aus: „Wir beobachten das natürlich. Die Geschäftsmodelle können durchaus Sinn machen – sowohl für Abgeber als auch für Anbieter. Für uns ist das aber kein Thema. Wir wollen nicht, dass Kunden woanders anrufen, wenn sie eine Frage haben. Wir haben außerdem das Glück, dass wir durch die Fusion eine sehr gut ausgestattete IT haben durch die Provinzial Rheinland Leben. Wir haben dadurch kein Kostenproblem bei der Verwaltung von Beständen. Ein Eigenkapitalproblem haben wir auch nicht. Die Argumente führen dazu, dass das für uns kein Thema ist.“

Die Bilanz der fusionierten Provinzial ist allerdings bislang eher durchwachsen: Mit Corona erlebte der Konzern gleich seine erste Belastungsprobe. Hinzu kam Sturmtief „Bernd“, welches den öffentlichen Versicherer im Geschäftsjahr 2021 in die roten Zahlen rutschen ließ. Unter dem Strich stand ein Minus von 78,3 Mio. Euro.

„‚Bernd‘ war nicht nur teuer, sondern auch ein absolut außergewöhnliches Ereignis. Wir haben in der Bilanz 2021 rund 1,6 Mrd. Euro Bruttoschaden verbucht, aber mit 41.000 gar nicht so viele Schadenmeldungen gehabt. Der durchschnittliche Einzelschaden lag mit rund 40.000 Euro extrem hoch. Wir haben bislang rund eine Mrd. Euro ausgezahlt und zwischen 60 und 70 Prozent der Schäden final beglichen. Unsere Geschäftsstellen in der Region haben Vollmachten von bis zu 30.000 Euro bekommen, die sie ohne Rücksprache zusagen konnten“, konstatiert Breuer.

„Das Konzept des GDV, das wir unterstützen, sieht Opt-out vor. Die Politik sagt, das sei nicht genug, es sollte eine Intensitätsstufe mehr sein. Ich glaube aber, dass eine Lösung gelingen kann.“

Wolfgang Breuer, Vorstandsvorsitzender des Provinzial Konzerns

In der Debatte um eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden betont Breuer, dass die „Ziele von Versicherern und Politik völlig identisch“ seien, „nämlich den Bürgerinnen und Bürgern Versicherungsschutz zu ermöglichen und zu helfen, dass er auch wirklich abgeschlossen wird.“ Dabei sei „die Ultima Ratio ein Eingriff in die Vertragsfreiheit in einem Fall, wo es um Eigenschutz geht. Die Ausgestaltung einer Pflichtversicherung wäre auch eine knifflige Angelegenheit.“

Im aktuellen FAZ-Ranking der Top-Ten-Versicherer in Deutschland ist die Provinzial jedenfalls schon jetzt mit einem Plus von 32,8 Prozent auf 6,767 Mrd. Euro der große Gewinner. Der öffentliche Versicherer steigt demnach – im Vergleich zum Vorjahr – um zwei Plätze nach oben auf Rang zehn und verdrängte damit die Signal Iduna auf Platz zwölf. Zudem legte die Debeka um einen Platz zu und liegt nun vor der Generali Deutschland.

Autor: VW-Redaktion

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