Zielke: PKV nutzt ihre komfortable Solvenz nicht für Kunden
Die deutschen privaten Krankenversicherer (PKV) nutzen ihre „komfortable“ Solvenzsituation nach Einschätzung von Carsten Zielke nicht zugunsten ihrer Kunden. Der Grund wäre die Angst der Anbieter vor einem Systemwechsel.
Zwar habe sich die Solvenz 2020 zwar im Durchschnitt um knapp zehn Prozent verschlechtert, sei mit einer Quote von 485 Prozent (ohne Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsmaßnahmen) aber weiter stabil, so der Geschäftsführer der Zielke Research Consult GmbH bei der Vorstellung seiner PKV-Studie 2021. Die PKV-Anbieter erhöhten die Prämien, während die Kapitalanlage zu konservativ bleibe, um steigende Kosten im Gesundheitswesen auszugleichen. Mitverantwortlich für den Missstand: die Politik und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).
Die ständige Angst um den Fortbestand des Geschäftsmodells lasse die Risikobereitschaft der PKV-Anbieter sinken. Die Solvenz solle für eine höhere Diversifikation der Kapitalanlagen genutzt werden. „Doch das geht nur über eine Bestandsgarantie“, so Zielke. Und: „Die Regulatorik ist antiquiert.“ Die Aufsicht hindere die Krankenversicherer an Gesundheitsprävention, weil sie im § 192 VVG nicht als Leistung vorgesehen sei. Studien belegten aber, dass mäßige Bewegung von wenigstens 22 Minuten am Tag die Krankheitskosten um 28 Prozent reduzierten.
Weitere Mängel?
Zudem kritisiert Zielke die Berechnungsmethode für den aktuariellen Unternehmenszins (AUZ). Da hier nur sichere Erträge eingerechnet werden dürften, fielen Aktiengewinne heraus. In Folge sei, dass aufgrund von Negativzinsen die Erträge künstlich niedrig angesetzt würden, was wiederum zu Prämienerhöhungen führe. Der Untersuchung zufolge waren 2020 rund 84 Prozent der Kapitalanlagen in Renten und nur sechs Prozent in Aktien angelegt. „Wichtig ist eine ökonomische Sicht auf die Dinge“, so Zielke. Die Lösung liege in der Einführung des Regelwerks IFRS 17, der ab 1. Januar 2023 angewendet werden kann, aber nicht muss. „Das ein oder andere PKV-Unternehmen gibt mir da Recht“, so Zielke.
Die Studie berechnet, dass eine Bürgerversicherung bis 2030 zu Mehrkosten von 14,5 Milliarden Euro führen würde. Unterstellt wurde eine Zunahme der Rentner von zehn Prozent. Bliebe die Zahl der Erwerbstätigen gleich, würde der Beitragssatz dennoch von derzeit 14,6 Prozent auf 16,2 Prozent steigen.
Zielke hat unter anderem auch wieder die Transparenz der SCFR-Berichte untersucht. Positiv fielen dabei die Hallesche, die Arag, die DEVK und die Union auf. Schlusslichter waren die Huk-Coburg, die VRK, die Continentale und die Inter.
Autorin: Monika Lier