Lloyds soll Versicherern wegen zu hoher Schäden von Cyber-Zeichnung abgeraten haben
Waren die Augen größer als der Magen: Die Versicherer haben den Umfang der offerierten Cyber-Deckung halbiert, nachdem die Pandemie und die Heimarbeit eine Welle von Ransomware-Angriffen ausgelöst haben, die für die Branche teuer waren.
Für die Versicherer ist Cyberversicherung ein Drahtseilakt. Angesichts der gestiegenen Nachfrage konnten die großen europäischen und US-amerikanischen Versicherer und Syndikate höhere Prämiensätze verlangen. Auf der anderen Seite haben die Zunahme von Ransomware-Angriffen und die zunehmende Raffinesse der Angreifer die Versicherer vorsichtig werden lassen. Die Häuser berichten, dass einige Angreifer sogar prüfen, ob potenzielle Opfer über eine entsprechende Police verfügen, die eine Auszahlung wahrscheinlicher machen würde.
„Die Versicherer ändern ihren Appetit, ihre Limits, ihren Versicherungsschutz und ihre Preisgestaltung“, erklärt Caspar Stops, Leiter der Cyberabteilung des Versicherungsunternehmens Optio. Die Deckungssummen hätten sich „halbiert“.
Lloyd’s of London, das etwa „ein Fünftel des globalen Cyber-Marktes beherrscht“, hat seinen rund 100 Syndikatsmitgliedern „davon abgeraten“, im nächsten Jahr Cyber-Geschäfte abzuschließen, sagen anonyme Quellen laut insurancejournal. Lloyd’s lehnte eine Stellungnahme ab.
Unterversicherung als Standard
Die Folge der Entwicklung könnten nicht ausreichend versicherte Firmen sein. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Leute die gleichen Limits bekommen – wenn doch, dann zahlen sie einen außerordentlichen Betrag“, sagte David Dickson, Leiter der Unternehmensabteilung des Maklers Superscript. Einige Kunden wollen unter diesen Bedingungen nicht zeichnen und stehen ohne Schutz da. Nicht die beste Lösung. „Wir plädieren dafür, dass Sie Ihre Versicherung nicht preisgeben, denn sie ist für Ihr Geschäft von entscheidender Bedeutung“, sagt Scott Sayce, globaler Leiter der Cyberabteilung bei Allianz Global Corporate & Specialty.
Um den Cyber-Markt herumkommen wird die Branche nicht, denn wie sagte Munich Re-Vorstand Stefan Golling so schön: “Wer relevant bleiben will, muss Cyber zeichnen.“
Autor: Maximilian Volz