Allianz macht eine Baustelle zu und eine andere auf

Hauptgebäude der Allianz. Quelle: Allianz

Die Turbulenzen um den US-Hedgefonds in den vergangenen Wochen scheinen die Allianz bislang weniger getroffen zu haben als erwartet: So erzielte der Versicherungskonzern in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres einen Gewinn von 9,9 Mrd. Euro – ein Plus von 27,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (2020: 7,8 Mrd. Euro). Im Gesamtjahr soll nun das obere Ende der Gewinnprognose von zwölf Mrd. Euro erreicht werden. Baustellen bleiben.

Ein wesentlicher Treiber war nach Angaben der Allianz vor allem die Fondssparte: So stiegen die operativen Erträge um 12,3 Prozent auf 5,9 Mrd. Euro, was der Versicherer auf höhere Erträge aus dem verwalteten Vermögen sowie auf höhere erfolgsabhängige Provisionen zurückführt. Der Spartengewinn stieg um 23,0 Prozent auf 2.454 Mio. Euro (2020: 1.996 Mio Euro). Der Gesamtbestand an verwaltetem Vermögen liegt inzwischen auf dem Rekordniveau von 2,548 Billionen Euro, davon werden 1,881 Billionen Euro für Kunden verwaltet. Der Rest sind Eigenanlagen der Allianz.

„Das war unser stärkstes drittes Quartal überhaupt. Ich sehe das als Bestätigung dafür, dass wir in der Lage sind, unseren Kunden und Investoren gleichermaßen zu dienen. Extreme Naturereignisse und kurzfristige makroökonomische Veränderungen unterstreichen die Bedeutung, die Versicherer und Vermögensverwalter für die Gesellschaft haben. Unsere soliden Geschäftsergebnisse belegen, dass wir das auch in Einklang mit einem gesunden finanziellen Ergebnis leisten können.“

Oliver Bäte, Vorstandsvorsitzender der Allianz SE

In der Schaden- und Unfallsparte stieg der Gesamtumsatz in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 47,7 Mrd. Euro (2020: 46,7 Mrd. Euro). Der Gewinn stieg trotz höherer Schadenbelastung um 19,2 Prozent auf 4,2 Mrd. Euro (2020: 3,5 Mrd. Euro). Die Schaden-Kostenquote liegt bei 93,9 Prozent (2020: 96,0 Prozent). Dabei rechnet die Allianz allein nach Sturm „Bernd“ mit einer Schadenbelastung von rund 1,1 Mrd. Euro. Anfang August bezifferte der Versicherungskonzern die Schäden durch die Überschwemmungen im Juli in Teilen Europas auf 900 Mio. Euro, von denen rund 500 Mio. Euro durch ihre Rückversicherung gedeckt würden.

In der Leben- und Krankensparte stieg der Gewinn deutlich auf 3,7 Mrd. Euro (2020: 2,9 Mrd. Euro). Neben Deutschland sind die Geschäfte vor allem auch in Frankreich, Italien und den USA gut gelaufen. Hinzu kommen nach Angaben der Allianz verbesserte Margen aus Kapitalanlagen sowie höhere Gebühren.

Finanzvorstand Giulio Terzariol zeigt sich bislang jedenfalls noch zufrieden: „Diese Ergebnisse zeigen, dass alle Geschäftsbereiche eine gesunde Dynamik aufweisen. Unser Geschäft ist in hervorragender Verfassung. Ich sehe die Allianz auf einem guten Weg, einen operativen Gewinn am oberen Ende der Zielspanne zu erreichen.“ Offen ist hingegen aber weiter, welche Belastungen noch im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit um den Hedgefonds in den USA mit sich bringen werden.

Eine Baustelle indes erklärte Terzariol für erledigt. Die Sanierung der lange verlustträchtigen Großkunden-Sparte AGCS sei weitestgehend abgeschlossen. Er sei zuversichtlich, dass sie in diesem Jahr trotz Naturkatastrophen-Schäden mit einer Schaden-Kosten-Quote von 98 Prozent operativ wieder schwarze Zahlen schreiben werde. Danach stünden die Zeichen wieder auf Wachstum. Mit den technischen Anlaufschwierigkeiten sei zu rechnen gewesen, über die schleppende Einnahmen-Entwicklung des mit großen Erwartungen gestarteten europäischen Direktversicherers Allianz Direct sei man aber „nicht voll begeistert.“ Kürzlich wurde bekannt, dass Philipp Kroetz zum 1. Januar 2022 die Führung des Unternehmens übernimmt

Autor: VW-Redaktion

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