ADAC Autoversicherung im Aufwind

Fahrzeuge bergen Datenschätze, doch wem gehören sie? Bildquelle: Michael Kauer auf Pixabay

Die Kfz-Wechselsaison geht allmählich in die heiße Phase. Zu den Profiteuren könnte dabei die ADAC-Versicherung zählen, die seit 2019 mehrheitlich der Allianz gehört. Für die Münchener scheint sich die Übernahme bislang zu rechnen, kamen in den letzten zwei Jahren doch rund 200.000 Policen dazu.

Auch bei den Bruttobeitragseinnahmen verzeichnete der Versicherer ein Plus von 260 Mio. Euro (Ende 1999) auf 359 Mio. Euro (Ende 2020). Immerhin: Allein seit der Gründung der Versicherers waren rund 650.000 Kraftfahrt-Versicherungspolicen mit einem Beitragsvolumen von etwa 250 Mio. Euro zusammengekommen. „Wir haben uns erfolgreich gegen den Markttrend behauptet. Damit sind wir auch unserem langfristigen Anspruch, die Nummer-1-Autoversicherung bei den ADAC-Mitgliedern zu werden, erneut einen großen Schritt nähergekommen“, sagte James Wallner jüngst auf dem kürzlichen Allianz-Autotag in Ismaning.

Bereits Ende Juni 2018 wurde bekannt, dass die Allianz und der ADAC in der Kfz-Sparte kooperieren wollen. „Die Partnerschaft mit Deutschlands größtem Automobilclub ist ein weiterer wichtiger Schritt unserer Wachstumsstrategie. Mit der Kooperation mit dem ADAC werden wir unsere Marktposition in der Autoversicherung weiter ausbauen“, begründete Joachim Müller, Allianz-Vorstand die geplante Partnerschaft, die ursprünglich erst 2020 ins Leben gerufen werden sollte. Das Ziel des Münchener Versicherers ist immerhin klar: Die Allianz will in der Kfz-Sparte wieder Marktführer werden und die Huk-Coburg überholen.

ADAC in der Offensive

2019 hatte die Allianz Versicherungs-AG den 51-Prozent-Anteil der Zurich an der ADAC Autoversicherung dann übernommen. Der 49-Prozent-Anteil verblieb weiterhin bei der ADAC. Die Zurich übertrug ein ganzes Jahr früher als ursprünglich vorgesehen der Allianz die Gesellschaftsanteile an der ADAC Autoversicherung AG als bisherigem Gemeinschaftsunternehmen. Die Allianz konnte zufrieden sein, mit einem Schlag stockte sie ihren Versicherungsbestand um rund 650.000 Kraftfahrt-Policen auf. Auch knapp 100 Zurich-Mitarbeiter wechselten zum 1. April 2019 zur Allianz. Danach entwickelte der neue Joint Venture genau diejenigen ADAC-Versicherungsprodukte, die seit dem Stichtag 1. Oktober 2019 im Markt angeboten werden. Als eigenständiger Versicherer startete ADAC schon vor 14 Jahren.

Auf dem diesjährigen Allianz-Autotag berichteten Frank Sommerfeld, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG und James Wallner, ADAC-Vorstandschef, dass der „Bestand deutlich ausgebaut“ werden konnte: Effektiv habe man bis zum Stichtag 31. Dezember 2020 bereits eine effektive Steigerung auf rund 850.000 versicherte Fahrzeuge, also ein Plus von circa 200.000 Verträgen, einfahren können, berichtet das Fachportal Autohaus. Auch bei den Bruttobeitragseinnahmen gab es einen deutlichen Anstieg von 260 Millionen Euro (31.12.1999) auf 359 Millionen Euro (Ende 2020).

Ob die Allianz dem Platzhirsch Huk-Coburg mit der ADAC-Offensive wirklich gefährlich werden kann, bleibt abzuwarten. Und auch andere Player erweitern ihre Reichweiten. Die R+V etwa gewann in diesem Jahr rund 75.000 neue Verträge hinzu und überspringt damit die Fünf-Millionen-Grenze im Fahrzeug-Bestand. Bemerkenswert sei dabei auch das Plus beim Zuwachs von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben: Rund 100.000 Elektro- und Hybrid-Pkw sind inzwischen bei der R+V versichert. Den Löwenanteil machen dabei Pkw aus, aber auch den Bestand an gewerblichen Fahrzeugen konnte die R+V weiter steigern. „In diesem Jahr ist die Nachfrage in die Höhe geschossen. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir seit Jahren klimafreundliche Mobilität fördern“, sagt Jan Dirk Dallmer, Leiter Kraftfahrtversicherungen bei der R+V.

Große Qualitätsunterschiede

Die Qualitätsunterschiede zwischen den Kfz-Versicherern sind jedenfalls enorm: Im Jahr 2021 bieten die meisten Gesellschaften mehr als eine Tarifvariante zur Kfz-Versicherung. Oft finden sich neben einem Basisangebot weitere Tarife mit umfangreicheren Leistungen. Dies geht aus einem aktuellen Rating von Franke und Bornberg unter insgesamt 159 Tarifen von 81 Gesellschaften hervor. 33 Tarife erreichen demnach die Top-Bewertung FFF+ (hervorragend). Ein Jahr zuvor war das nur 13 von 177 analysierten Tarifen gelungen.

Allerdings: Die Zahl der Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen wächst stetig. Von Januar bis September 2021 wurden mit rund 236.700 bereits mehr Pkw mit reinem Elektroantrieb neu zugelassen als im gesamten Vorjahr. Im Vorgriff auf diese Entwicklung hat Franke und Bornberg Aspekte der E-Mobilität bereits 2020 in die Ratingkriterien aufgenommen.

Ob sich dies allerdings auch auf die diesjährige Wechselsaison auswirken wird, bleibt hingegen abzuwarten. Eine aktuelle Analyse zeigte jüngst, dass die Kunden sehr zufrieden mit ihren Anbietern sind. Lediglich 64 Prozent  von 1.000 Befragten haben bereits mindestens einmal ihre Kfz-Versicherung gewechselt, zeigt eine Untersuchung von Getsafe und YouGov. Bei den 25- bis 34-Jährigen haben bereits 57 Prozent mindestens einmal ihre Kfz-Versicherung gewechselt. Stolze 85 Prozent aller Nichtwechsler sind laut eigener Aussage mit ihren Anbietern zufrieden. Neun Prozent der Wechselunwilligen war der Zeitaufwand zu groß, zwei Prozent ist der Wechsel „zu komplex“.

Autor: VW-Redaktion

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