Missbrauchsfall Boy Scouts of America: Insgesamt eine Milliarde für die Opfer

Pfadfinder bei der Erkundung. (Symbolbild) Bild von Sasin Tipchai auf Pixabay.

Der Fall ist so erschreckend wie langlebig. Bei den Boy Scouts of America (BSA) kam es über Jahrzehnte zu sexuellem Missbrauch. Die Forderungen der Opfer führten zum Bankrott der Organisation und betrafen auch die damaligen Versicherer, besonders Hartford. Frühere Verhandlungen um Entschädigung scheiterten, doch nun wurde (erneut) eine Einigung zwischen den Parteien getroffen: 787 Mio. Dollar zahlt der Versicherer. Auch eine weitere Institution hat sich am Vergleich beteiligt.

Im Wesentlichen fordern die Opfervereinigungen für den Missbrauch Entschädigung von der BSA, die die Forderungen an ihre damaligen Versicherer weitergibt. Zu den BSA-Versicherern gehörten über Jahrzehnte neben der American International Group, Chubb und Travelers auch die Hartford Financial Services Group (Hartford). Im Verlauf der Prozesse um Schuld, Haftung und viel Geld drohte zuletzt ein Widerruf aller Vereinbarungen und ein Neustart der Prozesse. Wahrscheinlich erkannten alle Beteiligten, dass davon nur die Anwälte profitieren würden. Es wurde weiter verhandelt, speziell zwischen Hartford, der BSA und den Opfervereinigungen.

137 Mio. mehr

Zunächst hatte sich Hartford auf eine Zahlung von 650 Mio. Dollar an die mittlerweile bankrotte BSA verständigt, die ihren Konkurs in Eigenregie regelt. Doch die BSA widerrief den Abschluss, weil die Opfervereinigungen eine höhere Summe verlangten. Die Deals wurden dadurch erschwert, dass ein Schuldgericht jeder Vereinbarung der BSA zustimmen musste, die ihre Insolvenz in Eigenregie abwickelt.

Jetzt wurde eine „neue Vereinbarung gefunden“, schreibt Reuters. Für die Summe von 787 Mio. Dollar wird die BSA Hartford „vollständig von allen Verpflichtungen aus den Policen befreit“, die größtenteils in den 1970er-Jahren ausgestellt wurden. Das ist weniger als die 850 Mio. Dollar, die während der Prozess- und Verhandlungskette wohl auch einmal im Raum standen.

Zu den 787 Mio. Dollar kommen noch 250 Millionen Dollar von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die „seit Jahrzehnten Scouting-Programme betreibt“, berichtet Bloomberg.

Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag wurde am 16.09.2021 um den „Passus der „Kirche Jesu Christi“ ergänzt.

Autor: VW-Redaktion