Zurich Deutschland macht Ernst mit dem Klimaschutz

Carsten Schildknecht, CEO Zurich Deutschland, Quelle: Zurich

Die Zurich Gruppe Deutschland erschwert klimaschädlich wirtschaftenden Unternehmen den Versicherungsschutz. Das Underwriting-Portfolio schließe Firmen aus, die 30 Prozent ihrer Erträge durch die Förderung von Kohle, Ölsanden und Ölschiefer erwirtschaften oder mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern, ebenso wie mit solchen, die mehr als 30 Prozent ihres Stroms mit Kohle produzieren.

„Wir gehen hier bei den Ausschlüssen nicht im Gießkannenprinzip vor, sondern unterstützen Kunden mit glaubwürdigen und wissenschaftsbasierten Klimaplänen auf ihrem Transformationsweg, in dem wir sie weiterhin versichern“, sagte Vorstandschef Carsten Schildknecht vor der Presse bei der „Kieler Woche“. Dort wurde die Partnerschaft mit dem Weltumsegler und Klima-Botschafter Boris Herrmann vorgestellt, mit dem man gemeinsam an Nachhaltigkeitsthemen im Bereich Klima- und Ozeanforschung arbeiten und für die Negativfolgen des Klimawandels sensibilisieren will. Die Zurich ist offizieller Partner von Herrmanns Team „Malizia“.

„Im Rahmen der Coal and Oil Sands Policy verknüpfen wir uns sehr eng mit den betroffenen Kunden und erfahren aus erster Hand von den Nachhaltigkeitsverantwortlichen nicht öffentlich zugängliche Informationen im Hinblick auf die Klimapläne des Kunden. Darauf basierend entscheiden wir über die Fortführung der Geschäftsbeziehung“, erläuterte Schildknecht. Im Nachhaltigkeitsbericht des Oberkonzerns 2020 wurden weltweit 268 Firmen als derart klimakritisch ausgemacht. Bei 36 Prozent wurde ein weiteres Engagement als Versicherer oder Investor schon ausgeschlossen. Gleichzeitig werden neue Versicherungskonzepte, auch für Privatkunden, entwickelt, die nachhaltiges Verhalten oder nachhaltige Schadenbehebung unterstützen.

In den Kapitalanlagen soll bis 2025 die CO2-Intensität um 25 Prozent, bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden. „Bereits 40 Prozent der Fondsanlagen im Neugeschäft sind ESG-dediziert. Im Bestand sind rund 15 Prozent der Fondsanlage auf ESG dediziert umgestellt“, so Schildknecht. Bis 2050 strebt die Zurich Gruppe Deutschland ein vollständig klimaneutrales Produktportfolio an. „Um wirkungsvolle Nachhaltigkeitsprojekte von Greenwashing zu unterscheiden, braucht die Branche allerdings international einheitliche Standards und ein Klassifikationssystem für nachhaltige Investitionen, welches Bewertungs- und Offenlegungsvorschriften enthält.“

„Die Geschwindigkeit, mit der der Klimawandel voranschreitet, macht deutlich, dass die Lücke zwischen Klima-Rhetorik und faktischem Klimaschutz geschlossen werden muss“, so Schildknecht. Zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels hat die Zurich eine konkrete Rückwärtsplanung verabschiedet. Bis 2050 will der Versicherer in allen Aspekten seines Geschäfts – vom Investment- und Risikomanagement über Versicherungsprodukte und dem Betrieb – klimaneutral sein. Geplant ist, bis 2030 die eigenen CO2-Emissionen, um mehr als 70 Prozent gegenüber dem Vergleichswert von 2019 zu senken. „Bereits bis 2025 werden wir den eigenen CO2-Fußabdruck um 50 Prozent reduzieren und die CO2-Intensität in den Bilanz-Assets und dem Retail-Portfolio um 25 Prozent verringern. Wir machen Tempo“, so Schildknecht.

Die Zurich nennt eine Reihe von konkreten Maßnahmen. Beispielsweise passt sie die Regularien für Dienstreisen an und investiert in neue Mobilitätskonzepte. „Bis 2025 soll die Dienstwagenflotte auf Hybrid- und Elektrofahrzeuge umgestellt sein. Ab 2030 soll vollständig emissionsfrei gefahren werden. Grundsätzlich plädieren wir aber für Technologieoffenheit in der Frage von emissionsfreier Mobilität“, so Schildknecht. Flugreisen sollen bereits 2022 gegenüber 2019 um 70 Prozent reduziert werden. E-Konferenzen und die Möglichkeit zu Homeoffice in einem ausgeweiteten FlexWork-Konzept sollen dazu beitragen, Dienstreisen und Pendelverkehr minimieren.

Autor: Monika Lier

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