Nach Hackerangriff: Haftpflichtkasse fährt wieder im Normalbetrieb

Hacker am Werk. Quelle: Bild von Robinraj Premchand auf Pixabay.

Die Haftpflichtkasse hat nach dem Hackerangriff zum Monatsbeginn wieder alle IT- und Kommunikationssysteme in Betrieb genommen. Damit führe die Haftpflichtkasse ihre Geschäftsprozesse mit der regulären technischen Unterstützung durch.

Demnach seien die vollständige Website des Versicherers, das Vermittlerportal sowie die Schnittstellen zu Systemen von Geschäftspartnern wieder verfügbar, heißt es in einer Mitteilung des Versicherers.

„Unser gewohnter Service ist wieder verfügbar. Es war beeindruckend zu sehen, wie alle daran mitgewirkt haben, uns schnell zurückzukämpfen. Dafür gilt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie allen anderen Beteiligten großer Dank.“

Torsten Wetzel, Vorstand der Haftpflichtkasse

Mitte Juli 2021 hatten Hacker den Geschäftsbetrieb der Haftpflichtkasse praktisch lahmgelegt. Danach hatte der Versicherer seine IT-Systeme umgehend vom Netz genommen. Dabei hatten die Angreifer auch Kundendaten des Unternehmens erbeutet. Die Angreifer seien dabei auch mit Forderungen an die Haftpflichtkasse herangetreten. „In Absprache mit dem Landeskriminalamt haben wir entschieden, den kriminellen Machenschaften keinen Vorschub zu leisten und gehen auf die Forderungen nicht ein“, betonte Wetzel jüngst.

Bitkom beziffert Cyberschäden auf mehr als 220 Mio. Euro

Der deutschen Wirtschaft entsteht durch Diebstahl, Spionage und Sabotage jährlich ein Gesamtschaden von 223 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Digitalverbandes Bitkom. Damit hätten kriminelle Attacken erneut für Rekordschäden gesorgt: Die Schadenssumme ist mehr als doppelt so hoch wie in den Jahren 2018/2019, als sie noch 103 Mrd. Euro pro Jahr betrug.

Neun von zehn Unternehmen (88 Prozent) waren laut Bitkom 2020/2021 von Angriffen betroffen. In den Jahren 2018/2019 wurden drei Viertel (75 Prozent) Opfer. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 1.000 Unternehmen quer durch alle Branchen befragt wurden.

Haupttreiber des enormen Anstiegs sind Erpressungsvorfälle, verbunden mit dem Ausfall von Informations- und Produktionssystemen sowie der Störung von Betriebsabläufen. Sie sind meist unmittelbare Folge von Ransomware-Angriffen. Durch sie werden Computer und andere Systeme blockiert, anschließend werden die Betreiber erpresst. Die so verursachten Schäden haben sich im Vergleich zu den Vorjahren 2018/2019 mehr als vervierfacht (plus 358 Prozent). Aktuell sieht jedes zehnte Unternehmen (neun Prozent) seine geschäftliche Existenz durch Cyberattacken bedroht.

Quelle: Bitkom

59 Prozent der befragten Unternehmen, bei denen Homeoffice grundsätzlich möglich ist (817 Unternehmen) gaben an, seit Beginn der Pandemie habe es IT-Sicherheitsvorfälle gegeben, die auf die Heimarbeit zurückzuführen seien. In 24 Prozent dieser Unternehmen sei das sogar häufig geschehen. Sofern ein Angriff mit dem Homeoffice in Verbindung stand, ist daraus in der Hälfte der Fälle (52 Prozent) auch ein Schaden entstanden. 

„Die Wucht, mit der Ransomware-Angriffe unsere Wirtschaft erschüttern, ist besorgniserregend und trifft Unternehmen aller Branchen und Größen.“

Achim Berg, Präsident des Digitalverbandes Bitkom

Und dennoch: In 61 Prozent der von Diebstahl, Spionage und Sabotage betroffenen Unternehmen wurden Schäden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verursacht, teils auch nachdem sie bereits aus dem betroffenen Unternehmen ausgeschieden waren. 42 Prozent der betroffenen Unternehmen berichten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die unabsichtlich gehandelt haben. 28 Prozent der Unternehmen gehen dagegen davon aus, dass Schäden vorsätzlich herbeigeführt wurden.

Quelle: Bitkom

Eine unzureichend geschulte oder unaufmerksame Belegschaft und Innentäter bleibt damit laut Digitalverband ein zentrales Problem für die deutsche Wirtschaft. Viele Angriffe kommen aber von außen, beispielsweise von Privatpersonen bzw. Hobby-Hackern (40 Prozent). Der stärkste Zuwachs im Vergleich zu den Vorjahren ist allerdings der organisierten Kriminalität zuzurechnen: In den Jahren 2016/2017 führten sieben Prozent der betroffenen Unternehmen Attacken auf organisierte Kriminalität zurück, 2018/2019 bereits 21 Prozent. 2020/2021 ist der Wert nun auf 29 Prozent gestiegen.

Autor: VW-Redaktion

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