Swiss Re überraschend stark

Konzernsitz der Swiss Re am Mythenkai in Zürich. Quelle: Swiss Re
Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re erzielte im ersten Halbjahr 2021 einen Konzerngewinn von einer Mrd. US-Dollar und eine Eigenkapitalrendite von 8,2 Prozent. Gut liefen die Geschäfte im Bereich Sach- und Haftpflicht. Der Rückversicherer profitierte von einem deutlichen Rückgang der Belastungen durch COVID-19. Ohne Corona-Schäden lag der Gewinn von Swiss Re bei 1,7 Mrd. US-Dollar, verglichen mit 865 Mio. US-Dollar in der Vorjahresperiode.
„Bei P&C Re führt die Fokussierung auf Portefeuillequalität zu sehr starken Ergebnissen, und bei Corporate Solutions ernten wir die Früchte der entschlossenen Maßnahmen, mit denen wir die Geschäftseinheit wieder auf Kurs gebracht haben. Obwohl L&H Re noch immer von COVID-19-Schäden belastet ist, da wir unsere Kunden und die Gesellschaft in dieser Pandemie unterstützen, erzielt das zugrunde liegende Geschäft gute Ergebnisse. Alle unsere Geschäftsbereiche wachsen, und dank unserer sehr starken Kapitalausstattung sind wir in der Lage, attraktive Möglichkeiten über alle Geschäftsbereiche hinweg zu verfolgen“, berichtet Christian Mumenthaler, Group Chief Executive Officer Swiss Re.
Laut Unternehmensangaben sei das Sach- und Haftpflicht-Geschäft auf Kurs, die ehrgeizigen Schaden-Kosten-Satz-Ziele für dieses Jahr zu erreichen. Bei L&H Re geht man davon aus, dass der Fortschritt der globalen Impfprogramme in den kommenden Quartalen zu einem Rückgang der COVID-19-Schäden führen werde.
Die verdienten Nettoprämien und Honorareinnahmen der Gruppe stiegen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,6 Prozent auf 20,8 Mrd. USD. Dieser Anstieg ist auf das Wachstum in zahlreichen Sach- und Haftpflicht-Sparten sowie auf bedeutende Transaktionen bei L&H Re zurückzuführen. Bei konstanten Wechselkursen belief sich der Anstieg der Prämien und Honorare auf 3,2 Prozent.
Der Schweizer Rückversicherer erzielte im ersten Halbjahr 2021 eine Rendite auf Kapitalanlagen (ROI) von 3,2 Prozent. Das Ergebnis aus Kapitalanlagen wurde vor allem von wiederkehrenden Erträgen getragen, aber auch von Gewinnen aus Aktienbewertungen.
Covid-19-Schäden in Sach- und Haftpflicht unter 200 Mio. US-Dollar im Jahr 2021
Die COVID-19-Schäden sanken im ersten Halbjahr 2021 auf 870 Mio. US-Dollar gegenüber 2,5 Mrd. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Die überwiegende Mehrheit der aktuellen Schäden betrifft das L&H Re-Geschäft, während die Auswirkungen auf das Sach- und Haftpflicht-Geschäft in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 laut Unternehmen „minimal“ waren. Für den Rest des Jahres 2021 erwartet Swiss Re im Sach- und Haftpflicht-Geschäft COVID-19-Schäden von weniger als 200 Mio. US-Dollar.
Während diese zurzeit noch mit vielen Unsicherheiten behaftet sind, deuten vorläufige Einschätzungen von zwei bedeutenden Ereignissen im Juli, namentlich der Überschwemmungen in Europa und der Unruhen in Südafrika, aktuell auf einen US-Dollar-Gesamtverlust für Swiss Re im mittleren dreistelligen Millionenbereich hin. Dieser Betrag bleibt im Rahmen der Erwartungen der Gruppe bezüglich Großschäden für das dritte Quartal.
P&C Re indes erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2021 einen Gewinn von 1,2 Mrd. US-Dollar, verglichen mit einem Verlust von 519 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Eigenkapitalrendite (ROE) lag bei 27,2 Prozent. Die verdienten Nettoprämien von P&C Re stiegen um 8,9 Prozent auf 10,5 Mrd. US-Dollar, was auf Volumen- und Preissteigerungen sowie auf günstige Wechselkursentwicklungen zurückzuführen ist.
Die Schäden infolge von Naturkatastrophen entsprachen weitgehend den Erwartungen. Sie beliefen sich insgesamt auf 521 Mio. USD und waren vor allem auf den US-Wintersturm Uri im ersten Quartal zurückzuführen. Die Man-made-Großschäden beliefen sich auf 100 Mio. USD. Der Schaden-Kosten-Satz verbesserte sich auf 94,4 Prozent gegenüber 115,8 Prozent im ersten Halbjahr 2020.
P&C Re erzielte bei den Erneuerungsrunden seit Jahresbeginn einen nominalen Preisanstieg von vier Prozent. Das Volumen der Verträge im Vertragsgeschäft blieb weitgehend unverändert bei 16 Mrd. US-Dollar. Insgesamt verbesserte sich die Preisqualität, was die Auswirkungen der gesunkenen Zinssätze und der angepassten Schadenannahmen mehr als kompensierte. Bei den Juli-Vertragserneuerungen erhöhte sich das Prämienvolumen leicht, wobei das attraktive Naturkatastrophengeschäft in den USA Wachstum verzeichnete.
Corona trübt L&H-Re-Ergebnis
L&H Re musste im ersten Halbjahr 2021 aufgrund von COVID-19 einen Verlust von 119 Mio. US-Dollar hinnehmen. Diese Schäden verringerten sich im Verlauf des zweiten Quartals im Vergleich zum ersten Quartal merklich, so der Konzern. Im Zuge der weltweiten Fortschritte beim Impfen sei für den Rest des Jahres ein weiterer Rückgang zu erwarten.
Ohne die COVID-19-Schäden von 810 Mio. US-Dollar erzielte das zugrunde liegende Geschäft von L&H Re eine gute Performance mit einem Gewinn von 530 Mio. US-Dollar und einer Eigenkapitalrendite (ROE) von 15,5 Prozent. Die verdienten Nettoprämien und Honorareinnahmen stiegen um 12,6 Prozent auf 7,5 Mrd. US-Dollar, vor allem dank Transaktionen im Langlebigkeitsbereich in der Region EMEA und vorteilhaften Wechselkursentwicklungen.
„Das erste Halbjahr 2021 hat die Stärke unseres Geschäftsmodells unter Beweis gestellt, und unsere Underwriting-Maßnahmen zeigen Ergebnisse“, erklärt Mumenthaler. „Die Pandemielage ist nach wie vor unsicher, wir sind jedoch zuversichtlich, dass alle unsere Geschäftsbereiche gut positioniert sind, eine weiterhin starke Performance zu erzielen.“
Der Bereich Corporate Solutions erzielte nach dem Turnaround von 2020 im ersten Halbjahr 2021 einen Gewinn von 262 Mio. US-Dollar. Dies stellt eine deutliche Verbesserung gegenüber dem COVID-19-bedingten Verlust von 312 Mio. US-Dollar im Vorjahreszeitraum dar und wurde trotz hoher Naturkatastrophenschäden von 155 Mio. US-Dollar infolge des US-Wintersturms Uri im ersten Quartal erzielt. Die verdienten Nettoprämien stiegen um 3,3 Prozent auf 2,6 Mrd. US-Dollar.
Die Digitaltochter IptiQ ist im ersten Halbjahr 2021 stark gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die gebuchten Bruttoprämien für das Kerngeschäft um 133 Prozent auf 333 Mio. US-Dollar. Dazu haben laut Swiss Re alle Geschäftsbereiche beigetragen, wobei das 2020 lancierte Sach- und Haftpflicht-Geschäft in der Region EMEA besonders dynamisch wuchs. Ebenso sei der Bruttoertrag von IptiQ gestiegen, ohne die COVID-19-Schäden in Höhe von fünf Mio. US-Dollar, im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 53 Prozent auf 26 Mio. US-Dollar.
„Die guten Ergebnisse von Swiss Re trotz der Belastungen durch Covid-19 sind der Beweis für eine verbesserte Performance über die Geschäftseinheiten hinweg“, erklärt Moody’s-Analyst Dominic Simpson.
Autor: VW-Redaktion