Montagskolumne von Markus Drews: Rente mit 68 – viel Rauch um nichts?
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Markus Drews. Quelle: Canada Life Deutschland - von der Redaktion bearbeitet

Vor kurzem veröffentlichte das Bundeswirtschaftsministerium ein Expertengutachten zur gesetzlichen Rente. Enthalten waren mehrere Vorschläge für eine Reform. Und dann wurde aus dem Ministerium schneller zurückgerudert als der Deutschland-Achter bei einer WM!

Besonders der Vorschlag zur Erhöhung des Rentenalters sorgte in den Medien für viel Wirbel. Und mit Sicht auf die Bundestagswahl positionierte sich auch die Politik schnell zur Rente mit 68. Neben der anstehenden K-Frage haben wir nun zusätzlich noch eine R-Frage: Wer kann Rente?

Die doch in Teilen recht polemisch vorgetragene Debatte zum Renteneintrittsalter sorgte jedoch auch dafür, dass weitere wichtige Aspekte und Kritikpunkte der gesetzlichen Rente völlig außer Acht gelassen wurden. Denn mittlerweile ist jedem klar, dass das Rentensystem schon heute eine Vielzahl an Problemen hat. Bereits jetzt wird es durch Steuergelder in Milliardenhöhe bezuschusst. Die steigende Lebenserwartung schafft keine Abhilfe, sondern trägt weiter zum Problem bei.

Statt an rationalen Lösungen zu arbeiten, wird die Thematik offenbar immer wieder auf den einen emotionalen Punkt des Renteneintrittsalters reduziert. Was ist mit weiteren Herausforderungen wie den heute weniger geradlinigen Erwerbsbiografien? Es gibt immer mehr Mini-Einkommen und Single-Haushalte. Zudem sind nach wie vor potenzielle Beitragszahler wie Beamte oder Selbstständige außen vor. Bleibt allerdings die Frage: Sind sie das Problem oder die Lösung? Schließlich würden auch sie später ihre Rente aus einem veralteten Rentensystem fordern. Auch die Zahl der heutigen Beitragszahler geht zurück – das resultiert auch aus der Digitalisierung unserer Berufswelt: Haben Sie sich schon mal gefragt, warum Roboter, die Menschen am Arbeitsplatz ersetzen, keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen?

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich kritisiere nicht die Entwicklungen. Das ist der Lauf der Welt – „Lebbe geht weiter!“ Sehr wohl kritisiere ich aber den mangelnden Mut zur notwendigen Reform der gesetzlichen Rente. Alle offenen Fragen und Herausforderungen gehören jetzt auf den Tisch. Natürlich geht auch kein Weg an der Renteneintrittsalter-Debatte vorbei. Sicher können nicht alle bis 68 oder gar länger in ihrem Beruf arbeiten, aber wir sind doch auch nicht alle Dachdecker oder Maurer! Selbstverständlich braucht man für handwerklich und körperlich Tätige eine andere Betrachtungsweise als für Schreibtischtäter wie mich.

Wir brauchen mutige Schritte, um unser gesellschaftlich unglaublich wertvolles Rentensystem wetterfest für die Zukunft zu machen. Anstatt kleine Pflaster auf große Wunden zu kleben und ein paar Wahlgeschenke hier und da zu verteilen, wünsche ich mir ein entschlossenes und gemeinsames Vorgehen der politisch Verantwortlichen. Stattdessen wird die Rente aber gerade zum Spielball der Wahlkampf-Politik. Mit teilweise abenteuerlichen Ideen versuchen sich die Parteien nun vermehrt in die private Vorsorge einzumischen. Das wird die Zukunft der gesetzlichen Rente zwar nicht lösen, hat aber das Potenzial für weitere Baustellen.

In der Versicherungsbranche sehen wir täglich die Schwachstellen der gesetzlichen Rentenversorgung. Gerade durch die private Vorsorge bieten wir Unterstützung, damit die Menschen in Deutschland die heute schon vorhandenen Lücken ausgleichen und ihren Lebensstandard sichern können. Jeder kann seine Vorsorge selbst in die Hand nehmen – das wird auch in Zukunft so sein. Es ist wichtig, dass die Politik auch starke Impulse für die Zukunft der privaten und betrieblichen Vorsorge setzt, denn die gesetzliche Rente ist und bleibt eine Basisabsicherung für das Alter. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Für alles andere stehen wir parat und bieten ein lebenslanges Einkommen.

Zum Autor: Markus Drews ist Managing Director der Canada Life Assurance Europe plc. Der Manager besitzt jahrzehntelange Erfahrung in der Branche und bei führenden Versicherern. Für VWheute schreibt er frei über verschiedene Aspekte der Branche, mit Fokus auf Vorsorge und Arbeitskraftabsicherung.

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