BGV prognostiziert Schadenanstieg im Kfz-Bereich für 2021

Vorstand der BGV bei der JPK. Quelle: Uli Deck, BGV.

Mit einem nur leichten Rückgang bei den gebuchten Beiträgen im Vergleich zum Jahr 2019 ist die BGV-Versicherung mit Sitz in Karlsruhe nach Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Edgar Bohn insgesamt gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen. Das wurde auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz der BGV mitgeteilt.

Als sehr zufriedenstellend bezeichnete Vorstandschef Edgar Bohn nicht nur die gebuchten Beiträge im Jahr 2020, die mit 391 Mio. Euro das Vorjahresergebnis von 393 Millionen Euro nur knapp um 0,36 Prozent verfehlten. Damit liege man deutlich unter dem Abrieb der Branche von durchschnittlich 1 bis 3 Prozent. Auch mit dem Jahresüberschuss von 9,7 Millionen Euro, mit dem man die Ergebnisse der beiden Vorjahre (2019: 5,2 Mio. €, 2018: 7,3 Mio. €) deutlich übertroffen hat, könne man zufrieden sein. 8,2 Millionen Euro wurden davon an Kunden zurückerstattet, fügte er an. 2019 waren es 8 Millionen Euro.

Gesunken sind 2020 nicht nur die Beitragseinnahmen, sondern auch die Schadenaufwendungen, und zwar von 310 Mio. Euro im Jahr 2019 auf 300 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Dafür verantwortlich ist bei der BGV vor allem die Kfz-Versicherung. „Da der Individualverkehr beim ersten Lockdown praktisch zum Erliegen gekommen ist, gab es weniger Unfälle“, erklärt er die Situation. Beiträge konnten aufgrund sinkender Kilometerleistungen reduziert sowie günstigere Schadenfreiheitsklassen für 2021 erworben werden, sodass die Kunden von dem Trend profitieren. Allerdings zeichnet sich 2021 aufgrund der Lockerungen bereits wieder eine Zunahme der Schäden in der Kfz-Versicherung ab, fügte Vorstand Dr. Moritz Finkelnburg an. Für 2020 konnte man jedoch eine Verbesserung der Combined Ratio in Kfz verbuchen.

Rückstellungen durch Sondereffekte

Einen Anstieg gab es 2020 bei den Schadenleistungen in der Feuerversicherung. Hier musste die BGV allein 68 Großschäden regulieren. Als Beispiele nannte Bohn Totalschäden an einer Kita (3,3 Mio. Euro Schaden), an einem Gymnasium (6,2 Mio. Euro) sowie an der Veranstaltungshalle (3,5 Mio. Euro). Nicht selten sei Brandstiftung als Brandursache ermittelt worden bzw. zu vermuten. Zudem hatte man 2020 mit zwei Sondereffekten zu kämpfen. Zum einen war man genötigt, in der Krankenhaus-Haftpflichtversicherung die Rückstellungen für Rentenzahlungen deutlich zu erhöhen. Der Rechnungszins musste abgesenkt und entsprechend das Deckungskapital erhöht werden.

Zudem hat man in den Betriebsschließungsversicherungen Rückstellungen für künftige Schäden gebildet, um vor allem im Gastronomiebereich vorbereitet zu sein. Generell, betonte der Vorstandschef, seien Folgen von pandemiebedingten Generalschließungen aufgrund staatlicher Verordnungen nicht versichert. Man habe dennoch aus Solidaritätsgründen gut eine Million Euro an Leistungen in der Betriebsschließungsversicherung gezahlt. Weitere Zahlungen seien zwar nicht zu erwarten, alle Prozesse habe man bisher gewonnen. Dennoch habe man die Rückstellungen vorsichtshalber erhöht.

Gipfel im Dieselskandal noch nicht erreicht

Im Bereich Rechtsschutzversicherungen wurden 2020 und werden auch gegenwärtig nach Auskunft von Roland Fahrner, Vorstand Badische Rechtsschutzversicherung AG, viele Schäden mit Bezug zum Arbeitsrecht gemeldet. Da die Situation etlicher Unternehmen nach wie vor ungeklärt und nicht sicher sei, wie viele tatsächlich nach Ende der Krise noch existieren, reißen auch die rechtlichen Sorgen der Kunden um ihren Arbeitsplatz nicht ab. Das zweite große Thema sei der Urlaub und die rechtlichen Auswirkungen von Corona. Insgesamt stiegen die Schadenmeldungen dadurch 2020 um etwa zehn Prozent. Auch der Dieselskandal wird die Branche und auch die BGV noch viele Jahre beschäftigen, wie Thomas Kollöffel, ebenfalls Vorstand Badische Rechtsschutzversicherung AG, betonte. Man habe hier den Gipfel noch nicht erreicht. Nach dem BGH-Urteil sei keine Ruhe eingekehrt, da viele detaillierte Rechtsfragen gegenwärtig in den Instanzen verhandelt und von den Versicherern entsprechend begleitet würden. Zudem seien andere Automarken wie Daimler, BMW und Wohnmobile von Fiat dazugekommen.

Kapitalanlagen weiter unter Druck

Die Kapitalanlagen der BGV haben sich 2020 laut Edgar Bohn um sieben Prozent von 0,97 Mrd. Euro im Jahr 2019 auf rund 1,04 Mrd. Euro erhöht, die Erträge seien hingegen von 18,7 im Jahr 2019 auf 15,1 Mio. Euro im Jahr 2020 gesunken. Damit verminderte sich die Nettoverzinsung von 1,46 Prozent auf 1,05 Prozent. Ein Grund dafür sei, dass man Anfang 2020 nach dem coronabedingten Einbruch der Börsenkurse die Sicherheit der eigenen Kapitalanlagen erhöht und dafür bewusst auf Rendite verzichtet habe. „Sicherheit geht bei uns vor“, so Bohn.

Frühjahrsstürme sind bisher ausgeblieben

In den ersten vier Monaten des Jahres 2021 scheint sich bei der BGV der Trend zu leicht sinkenden Beitragseinnahmen und Schadenaufwendungen fortzusetzen. Während man im Jahr 2019 in diesem Zeitraum auf 312,6 Millionen Euro Beitragseinnahme und 64,2 Mio. Brutto-Schadenaufwendungen kam, waren es in diesem Jahr 308,2 bzw. 53,8 Mio. Euro. Dass die Schadenaufwendungen damit bisher 16,2 Prozent unter denen aus 2019 geblieben sind, kann verschiedene Ursachen haben, erläuterte er. Zum einen sei der erste Lockdown erst Mitte März 2020 beschlossen worden, zum anderen seien 2020 die großen Frühjahrsstürme anders als 2019 bisher weitgehend ausgeblieben. Eine Voraussage für das Gesamtergebnis 2021 ließe sich entsprechend aus den Zahlen der ersten vier Monate nicht ableiten.

Familien und Handwerker im Fokus

Zu den Neuerungen des Jahres 2021 zählt das seit Anfang Mai auf dem Markt befindliche Konzept „BGV Family“, das sich an Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren richtet. Zum einen wurden die Produkte aus den Bereichen Hausrat, Wohngebäude, Kfz, Unfall, Privathaftpflicht, Tierhalterhaftpflicht und Rechtsschutz familiengerecht überarbeitet, wie Vorstand Moritz Finkelnburg betonte. Wer drei und mehr dieser Verträge bei der BGV abschließt, kommt in den Genuss eines Beitragsnachlasses von mehr als zehn Prozent. Zum anderen bietet der Family-Club zahlreiche Mehrwerte, die vor allem das Wissen von Kindern betrifft, Tipps für die Sicherheit auf dem Schulweg und zu Hause, zur Mobilität von Kindern vom Dreirad bis zum Fahrradführerschein sowie für die Freizeit von Familien. Neue Konzepte werden gegenwärtig auch bei gewerblichen Versicherungen, etwa für Autohäuser und Handwerker, vorbereitet.

Ab 2022 werden diese auf dem Markt sein. In Kürze wird auch die neue gewerbliche Gruppenunfallversicherung an den Start gehen. Die aktuelle gewerbliche Gebäudeversicherung wurde vom Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) als „Versicherungsprodukt des Jahres 2020“ ausgezeichnet.

Kürzlich erklärte der BGV, dass er sich verstärkt im Bereich des Maklergeschäfts engagieren möchte. Was das Unternehmen plant, hat VWheute in einem Schlaglicht analysiert.

Autor: Elke Pohl