Mehr Frauenpower in den Führungsetagen der Versicherer?

Quelle: Bild von Efes Kitap auf Pixabay

Frauen sind in den Führungsetagen der großen Dax-Konzerne noch immer eine Ausnahme. Nun hat die Politik eine Frauenquote für die Führungsgremien beschlossen. Die Delvag will hingegen ebenfalls ihre Frauenquote in der Geschäftsführung erhöhen.

So übernimmt die Lufthansa-Tochter nun für das Kölner Bündnis „Mit Frauen in Führung“ die Schirmherrschaft von der Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG). Dabei verpflichtet sich die Delvag, die interne Frauenquote bei Führungspositionen von aktuell 22,8 Prozent in den kommenden 24 Monaten auf 26 Prozent zu erhöhen.

„Frauen in Führung zu bringen, ist für unser Unternehmen ein wichtiges Thema. Es ist erwiesen, dass Unternehmen mit divers besetzten Teams deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Insbesondere in diesen Zeiten habe ich allerdings den Eindruck, dass die Werte Gleichberechtigung und Vielfalt ein bisschen unter die Räder kommen. Mein Wunsch für die Zeit unserer Schirmherrschaft wäre daher, gemeinsam mit den anderen Mitgliedsunternehmen, diese Themen in der Öffentlichkeit und in den Unternehmen wieder präsenter zu machen. Und vielleicht gelingt es uns auch, weitere Unternehmen für das Bündnis zu gewinnen.“

Roland Kern, Vorstand der Delvag

Allerdings gibt die Assekuranz in weiten Teilen noch immer ein schlechtes
Beispiel in Sachen Geschlechter-Diversität in ihren Führungsgremien. Unter den 30 größten deutschen Versicherern ist jeder zweite Vorstand immer noch eine reine Männerbastion, berichtet die Börsen-Zeitung. Demnach sei die Zahl der Frauen in den Vorständen der führenden deutschen Versicherer sogar zwischen 2017 und 2019 sogar merklich zurückgegangen. Während der vergangenen Monate kam allerdings wieder etwas Bewegung in die Gremien: So haben Debeka, Axa und Zürich jeweils eine Spitzenmanagerin neu berufen und damit den Anteil erhöht, bei der Gothaer zog mit Sylvia Eichelberg erstmals eine Frau in den Vorstand. Insgesamt haben derzeit nur wenige Versicherer jeweils zwei Frauen in den Führungsgremien.

Branchenübergreifend sind gerade einmal 23 Managerinnen in den Vorständen der 30 Dax-Konzerne vertreten. Vor einem Jahr waren es noch 29 Frauen, heißt es in einer aktuellen Untersuchung der gemeinnützigen AllBright Stiftung. „Was auch immer Aufsichtsräte dazu veranlasst, in der Krise nun sogar noch verstärkt auf Männer in den Vorständen zu setzen – es ist ein kurzsichtiger Reflex, der zeigt, wie wenig verankert die Vielfalt von Perspektiven an deutschen Unternehmensspitzen ist“, sagte Wiebke Ankersen, Co-Geschäftsführerin der AllBright Stiftung.

Immerhin: Mit Allianz-Vorständin Laura Gersch gehört die 36-Jährige derzeit zu den jüngsten Versicherungsmanagerinnen in Deutschland. Allerdings sei es noch „ein weiter Weg vor uns mit Blick auf Chancengerechtigkeit. Aber warum ist es wichtig, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen? Weil diverse Teams grundsätzlich erfolgreicher sind als homogene Teams, das sollten wir uns immer vergegenwärtigen. Zudem sind 50 Prozent unserer Bevölkerung Frauen. Daher macht es allen Sinn der Welt, dass Frauen auch auf allen Ebenen mitentscheiden, wie wir Produkte passend und marktfähig gestalten und wie wir mit den Kundinnen und Kunden interagieren“, betonte sie jüngst im VWheute-Interview.

„Hinzu kommt, dass die Hälfte der Absolventen in vielen Studiengängen Frauen sind. Wenn wir immer davon reden, dass wir in Führungspositionen ein Nachwuchsproblem haben, sollten wir auch auf diese 50 Prozent des Pools setzen, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht“, so Gersch.

„Frauen sind vielleicht manchmal noch Pionierinnen, aber auch wir bei der Debeka machen große Schritte. Diversität macht Unter­nehmen erfolgreicher, weil vielfältige Sichtweisen zu qualifizierten Debatten und damit besseren Entscheidungen führen.“

Annabritta Biederbick, Debeka-Vorständin

Finanziell scheint es sich laut einer Analyse von Ernst & Young jedenfalls zu lohnen: So verdienen Frauen in Vorständen von börsennotierten Unternehmen in Deutschland im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen. Bei MDax-Unternehmen fällt die Differenz bei der jährlichen Gesamtdirektvergütung mit über 100.000 Euro am größten aus.

Weibliche Vorstände von SDax-Unternehmen verdienen im Schnitt 70.000 Euro mehr als ihre männlichen Kollegen. Bei Dax-Unternehmen ist der Unterschied vergleichsweise gering: So verdiente ein weibliches Dax-30-Vorstandsmitglied im Jahr 2019 im Mittel 2,93 Mio. Euro, bei den Männern waren es 2,9 Mio. Euro – ein Unterschied von 30.000 Euro.

Autor: VW-Redaktion

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