US-Pensionen verspielt? Allianz wehrt sich gegen klagende Investoren von AGI-Pleitefonds
Der Allianz drohen in den USA milliardenschwere Schadenersatzklagen von Pensionskassen, die mit ihren Fonds während des Corona-Crashs im März dramatische Verluste erlitten haben. Die in New York eingereichten Schadenersatz-Klagen summierten sich Ende der vergangenen Woche bereits auf vier Mrd. Dollar. Allianz Global Investors (AGI) erklärt, dass den Investoren das hohe Risiko bewusst sein hätte müssen.
Einzelne Fonds haben sich in der Coronakrise unterschiedlich entwickelt. Die zehn besten Mischfonds schafften es, im Zeitraum zwischen 16. Februar und 23. März nur zwischen 1,4 und 8,2 Prozent ins Minus zu rutschen. Der MSCI World, wichtigster weltweiter Aktienindex, verlor in diesem Zeitraum jedoch 31 Prozent. Reine Aktienfonds, vor allem die aktiv verwalteten, konnten die zweistelligen Kursrückgänge im ersten Quartal mit der darauffolgenden Aktien-Rallye wieder abfedern.
Das Portfolio von Pensionsfonds ist normalerweise stark diversifiziert. Zuletzt investierte einer der größten Player massiv in Gold. Dennoch wurden auch diese Investoren von der Coronakrise kalt erwischt. Die Vermögenssparte Allianz Global Investors musste zwei Fonds mit der aggressivsten Anlagestrategie im März nach hohen Verlusten liquidieren. Bereits im Juli hatte ein Pensionsfonds für Lehrer aus Arkansas Klage eingereicht, vergangene Woche schloss sich die Mitarbeiter des Betreibers der New Yorker Verkehrsbetriebe, der Metropolitan Transport Authority (MTA), der Klage an. Der Fonds hatte für 200 Mio. Dollar in die geschlossenen Allianz-Fonds investiert, um die Betriebsrenten-Ansprüche der 70.000 Mitarbeiter zu erfüllen. Auch Blue Cross Blue Shield, einer der großen US-Krankenversicherer, will AGI zur Rechenschaft ziehen. Im Halbjahresbericht aus dem August schließt die Allianz nicht aus, dass noch weitere Investoren Klage einreichen könnten.
Die Kläger werfen dem Unternehmen nun vor, bewusst von der Strategie abgewichen zu sein, die Hedgefonds mit Optionen gegen einen kurzfristigen Absturz an den Finanzmärkten abzusichern. In der Klageschrift heißt es, Allianz Global Investors habe eine „wetterfeste“ Anlagestrategie versprochen, aber dann aus Eigennutz auf eine Erholung am Markt gesetzt“. Auch die US-Wertpapieraufsicht SEC ermittelt.
Die Antwort der Allianz: „Auch wenn die Verluste bedauernswert sind, sind die Vorwürfe der Kläger rechtlich und faktisch unzutreffend“. Der Versicherer werde sich dagegen zur Wehr setzen. Schließlich handle es sich bei den Pensionsfonds um professionelle Anleger, die Fonds mit einem höheren Rendite-Risiko-Profil gekauft hätten. Sie sollten bis zu zehn Prozent höhere Renditen bringen als der S&P-500-Index. Mit einem der Fonds erlitten die Käufer laut den Klagen einen Verlust von 97 Prozent. Eine eigene Untersuchung der Allinaz war im Juli zu dem Schluss gekommen, dass die Verluste „nicht das Ergebnis einer fehlerhaften Portfolio-Investmentstrategie oder Fehlern im Risikomanagement“ gewesen seien.
Autor: VW-Redaktion