Allianz-Chefökonom Subran fordert Strukturreformen nach Covid-19

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Im Jahr 2019 ist das weltweite Geldvermögen um 9,7 Prozent auf 192 Billionen Euro angestiegen. Gleichzeitig ist das Wohlstandsgefälle zwischen reichen und armen Ländern gewachsen. Speziell in Deutschland gab es neben dem Rekordwachstum bei Vermögen auch einen deutlichen Anstieg der Verbindlichkeiten. So lauten die Kernaussagen des elften „Global Wealth Report“, den die Allianz nach einer Analyse von 57 Ländern aktuell vorgestellt hat.

Weder Corona noch Handelskonflikte und Rezessionen oder soziale Unruhen konnten den weltweiten Anstieg der Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr bremsen. Zusätzlich sorgten die breit angelegten geldpolitischen Lockerungen der Zentralbanken für einen kräftigen Anstieg der Aktienmärkte um 25 Prozent. In der Anlageklasse Versicherungen und Pensionen wurde allein ein Plus von 8,1 Prozent realisiert. Dabei spielten, ganz im Gegensatz zu bisherigen Entwicklungen, die Schwellenländer hinter den etablierten, reichen Ländern nur die zweite Geige. „Um jeweils rekordverdächtige 11,9 Prozent“ nahm das Brutto-Geldvermögen der Haushalte in Nordamerika und Ozeanien zu, wie die Allianz berichtet.

Allianz-Ökonom greift Politik an

Angesichts weltweiter geld- und fiskalpolitischen Hilfspaketen rechnet Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz, mit einer Fortsetzung dieses Trends: „Im Moment hat die Geldpolitik die Vermögen gegen Corona quasi immunisiert, aber wir sollten uns nichts vormachen. Null- und Negativzinsen sind ein süßes Gift. Sie untergraben die Vermögensbildung und verschärfen die soziale Ungleichheit, da Vermögenseigentümer satte Mitnahmegewinne einstreichen können. Das ist nicht nachhaltig. Den Tag retten ist nicht die Zukunft zu gewinnen. Dafür brauchen wir mehr denn je Strukturreformen nach Covid-19, um die Grundlagen für ein inklusives Wachstum zu schaffen“, schreibt der Ökonom der Politik ins Stammbuch.

Mit Blick auf Deutschland stellt der Bericht fest, dass mit einem Anstieg der Brutto-Geldvermögen der hiesigen Haushalte um 7,2 Prozent im Jahr 2019 „der stärkste Anstieg seit der Jahrhundertwende“ realisiert wurde, sich aber immer noch unter dem westeuropäischen Durchschnitt bewegt. Jedoch stiegen auch die Schulden der deutschen Haushalte um 4,6 Prozent, ebenfalls ein Rekordwert. Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 57.100 Euro rangiert Deutschland international auf Platz 18.

Und eine weitere, deutsche Besonderheit hat der diesjährige Global Wealth Report ans Tageslicht befördert: Zwar bleiben Bankeinlagen weiterhin das beliebteste Sparprodukt der Deutschen, aber sie beginnen, sich risikoreicheren Anlagen wie Aktien oder Investmentfonds zuzuwenden, wie es im Bericht heißt. Mit Erfolg, wie Michaela Grimm, Mitautorin der Studie feststellt. Der Bestand an ausländischen börsennotierten Aktien in den Händen deutscher Sparer hat in den letzten sechs Jahren einen Wertzuwachs von 65 Prozent erzielt, und damit den Weltaktienindex mit einem Plus von 42 Prozent klar geschlagen. So geht internationale Diversifizierung mit Erfolg: „Kluges deutsches Geld, in der Tat“, so Grimm abschließend.

 
(vwh/ak)


Bild: Die Allianz stellt den elften „Global Wealth Report“ vor. (Quelle: Alexander Kaspar)

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