Oster über strategische Partnerschaften : „Weder N26, noch Clark hat die gemeinsame Kooperation eingestampft“

Christopher Oster, Clark-CEO. Quelle: Clark

Gut in der Performance aber mit Schwierigkeiten bei Kooperationen. Das ist wohl eine faire Bewertung der Clark-Geschichte seit Gründung im Jahr 2015. Im Interview mit der Versicherungswirtschaft hat Clark-CEO Christopher Oster über Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft gesprochen. Auch kritischen Fragen weicht er nicht aus.

VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT: Clark ist seit 2015 als Versicherungsmanager auf dem Markt. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?

CHRISTOPHER OSTER: Mit Blick auf die letzten fünf Jahre sehen wir eine Entwicklung in allen Bereichen: Über200.000 Nutzer haben mit unserer App bislang über eine Million Versicherungsverträge digitalisiert. Unser Markteintritt in Österreich im April markiert den nächsten Meilenstein unserer konsequenten Wachstumsstrategie. Mittlerweile arbeiten über 200 Mitarbeiter an unseren vier Standorten in Frankfurt am Main, Berlin, Wien und Püttlingen. Clark wurde Ende letzten Jahres vom Branchenmagazin Gründerszene zum wachstumsstärksten Digitalunternehmen Deutschlands gekürt. Wir haben uns also in kürzester Zeit vom „New Kid on the Block” zu einem wichtigen digitalen Akteur in der Versicherungsbranche entwickelt.

VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT: Seit 2020 bietet Clark seinen Service in Österreich an. Wie ist dort die Marktlage und in welche weiteren Länder wollen Sie expandieren?

CHRISTOPHER OSTER: Österreichische Verbraucher haben im Schnitt 6,1 Versicherungsverträge und zahlen jährlich rund 2.000 Euro Versicherungsprämien. Unsere App hilft ihnen dabei, alle Tarifdetails und Laufzeiten im Blick zu behalten und die passenden Angebote aus über 70 Versicherungsgesellschaft zu finden. Wir arbeiten in Österreich – wie auch in Deutschland – eng mit den Versicherungsgesellschaften zusammen und freuen uns, dass uns die österreichischen Versicherer schon im Vorfeld großes Vertrauen entgegengebracht haben. Wir blicken zufrieden auf die ersten Monate im österreichischen Markt zurück. Die Akzeptanz bei den österreichischen Kunden übertrifft bisher unsere Erwartungen.

VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT: Wenn Clark so stark wächst, wäre dann ein Börsengang nicht der nahe liegende nächste Schritt?

CHRISTOPHER OSTER: Es mag sein, dass für einige stark wachsende Start-ups ein Börsengang durchaus interessant sein kann. Wir legen unser Augenmerk aber aktuell auf die weitere Expansion im europäischen Markt im Rahmen klassischer VC-Finanzierungen.

VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT: Traditionelle Versicherer und Banken ziehen vermehrt wieder an einem Strang. Können solche Kooperationen langfristig gut gehen? – Schließlich ist das Projekt zwischen Allianz und Dresdner Bank kläglich gescheitert.

CHRISTOPHER OSTER: Das ist letztlich eine Frage, die immer nur für den Einzelfall beantwortbar ist. Viele Kooperationskonzepte können heute meiner Meinung nach nur dann funktionieren, wenn sie voll digital gedacht sind und dem Kunden einen echten Mehrwert bieten. Denn am Ende geht es immer darum: Welche Vorteile bietet die Lösung dem Kunden? Werden seine Bedürfnisse adäquat adressiert? Genau diese Nutzerzentrierung verfolgen wir mit unserer App. Unser eigenes organisches Wachstum ist daher unser erklärter Fokus.

VERSICHERUNGSWIRTSCHAFT: Durch eine Kooperation kann man auch merken, dass man den anderen doch nicht braucht. Die Direktbank N26 hat das Versicherungsfeature von Clark eingestampft und will stattdessen eigene Policen anbieten.

CHRISTOPHER OSTER: Weder N26 noch Clark hat die gemeinsame Kooperation „eingestampft“. Wir führen seit 2017 eine vertrauensvollePartnerschaft mit N26 in Deutschland – und diese bleib tauch weiterhin bestehen. Dass sich gerade erfolgreiche Partnerschaften weiterentwickeln und Raum für neue Ideen und Wege schaffen, ist normal. Wir als Clark haben uns dazu entschieden, noch stärker auf unsere eigene App zu setzen und sind daher mit N26 übereingekommen, dass wir die Integration abändern und Kunden ab jetzt direkt über N26 zu ihrem Clark-Account weitergeleitet werden. Auch N26 hat ein paar Ideen im Versicherungsbereich, die Bereiche betreffen, in denen Clark selber gar nicht aktiv ist. Insofern ist es völlig normal, dass sich Partnerschaften über die Zeit auch verändern. N26 und wir haben vor kurzem unsere Kooperation sogar geografisch ausgebaut: Seit Juni können auch in Österreich N26-Kunden die Clark-App über eine Weiterleitung in ihrem N26-Account in Anspruch nehmen. Das zeigt, dass sowohl wir als auch N26 grundsätzlich mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden sind.

Wenn Sie wissen wollen, warum die ING-Diba und die PSD-Bank Hannover Clark als Kooperationspartner verloren gegangen sind und warum die Trennung von der Sparkasse Bremen erfolgte, sollten Sie die aktuelle Versicherungswirtschaft lesen. Im Gespräch spricht Oster zudem über die Zukunft von Bancassurance und Expansion.

Die Fragen stellte David Gorr.