Überdauert das Homeoffice-Modell die Coronazeit?

Quelle: Bild von Lukas Bieri auf Pixabay

Leere Flure und verwaiste Büros: Mit der Corona-Pandemie ist Homeoffice bei vielen Versicherern vorübergehend zur Tagesordnung geworden. Doch wie nachhaltig ist der Trend? Glaubt man einer Umfrage des Ifo-Instituts, wollen 54 Prozent der befragten Firmen weiter auf Heimarbeit setzen. Bei der Allianz denkt man wohl gar über kleinere Büroflächen nach.

So arbeiten bei der Allianz SE derzeit immer noch 75 Prozent aller Mitarbeiter von zu Hause, in Deutschland seien es 70 Prozent, teilte die größte europäische Versicherung auf Anfrage der Münchener Abendzeitung (AZ) mit. Zudem gehe der Versicherer davon aus, dass zumindest in diesem Jahr mindestens 40 Prozent der Belegschaft ihren Aufgaben vom heimischen Schreibtisch aus nachgehen. Und die Pläne scheinen weiter zu gehen: Laut Bericht gebe es beim Versicherungskonzern gebe Überlegungen, dass eine Verkleinerung der Büroflächen „eine der Auswirkungen eines neuen, hybriden Arbeitsmodells sein wird“.

Selbst Konzernchef Oliver Bäte scheint in diesen Tagen bevorzugt vom heimischen Schreibtisch zu arbeiten. So ging er jüngst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters davon aus, dass sich die Büroflächen auf längere Sicht um ein Drittel reduzieren ließen. Erhebliche Kosteneinsparungen erhofft sich der Allianz-Vorstandsvorsitzende auch bei den Reisekosten Einsparungen von rund 50 Prozent. „Wir brauchen die ganzen Reisen nicht mehr“, wird Bäte zitiert.

Nicht ganz so forsch zeigt man sich allerdings bei der Munich Re: Maximal die Hälfte der Mitarbeiter der Münchener Konzernzentrale seien derzeit im Büro, heißt es beim Rückversichrer. Ganz auf die Präsenz der Mitarbeiter verzichten will man aber bei der Munich Re aber nicht. Die Quote werde schrittweise erhöht, um eine „geregelte Rückkehr ins Büro sicherzustellen“, berichtet die AZ.

Corona: Zwei von drei Angestellten bevorzugen Homeoffice

Die Kontaktbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie führten zu einer massiven Verlagerung vom Büro ins Homeoffice. Laut einer Umfrage der SDK stimmen 65 Prozent der 1.500 befragten Angestellten der Aussage zu, dass sie insgesamt lieber zu Hause als im Büro arbeiten. 41 Prozent meinen jedoch, dass sich die Arbeit daheim negativ auf die Karriere auswirken würde. Zudem wird die Produktivität im Homeoffice von jedem zweiten Befragten als Schwachpunkt eingestuft. Dabei gibt es aber einen deutlichen Unterschied, ob jemand bereits Erfahrung als Heimarbeiter sammeln konnte oder nicht. „Viele Stressfaktoren fallen weg, wie zum Beispiel lärmende Kollegen oder ein anstrengender Arbeitsweg. Die berufliche Freiheit wird allerdings teuer erkauft“, sagt Oliver Schwab, Leiter Firmenvertrieb bei der SDK.

Ebenfalls interessant: Laut einer aktuellen Umfrage von Swiss Life Deutschland wurde Corona trotz Lockdown, Homeoffice, Homeschooling und getrübten Wirtschaftsaussichten nicht als eine massive Einschränkung des eigenen Lebens wahrgenommen. Ganz im Gegenteil: Im April 2020 fühlten sich 63 Prozent der Befragten selbstbestimmter als zuvor. Im Herbst 2019 waren es noch 54 Prozent. In der Stadt (64 Prozent) ist der Selbstbestimmungsgrad insgesamt am höchsten und stieg immerhin um elf Prozentpunkte. Wesentlich geringer ist der Anstieg auf dem Land (61 Prozent). Hier stieg das Gefühl nur um vier Prozentpunkte.

Außerdem ist eine deutliche Mehrheit laut Umfrage von Swiss Life Deutschland zuversichtlich, dass ihre Selbstbestimmung in den nächsten zehn Jahren gleich bleibt (44 Prozent) oder sogar zunimmt (29 Prozent). Hier gibt es zumindest einen leichten Anstieg zum Vorjahr um jeweils zwei Prozentpunkte. Nur 28 Prozent sind pessimistisch und befürchten weniger Autonomie.

Im internationalen Vergleich fühlen sich die Menschen in Österreich (64 Prozent) am selbstbestimmtesten, gefolgt von Deutschland (63 Prozent), der Schweiz (61 Prozent) und Frankreich (59 Prozent). Nur bezüglich der mittelfristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sind die Franzosen deutlich pessimistischer: 52 Prozent befürchten in den nächsten drei Jahren einen negativen Einfluss, in den anderen Ländern ist es nur rund ein Drittel.

Glaubt man einer Umfrage der Neuen Assekuranz Gewerkschaft (NAG) unter 1.700 Versicherungsangestellten, habe sich eine überwältigende Mehrheit der Befragten sehr positiv über ihre Erfahrungen mit dem Homeoffice geäußert und für einen entsprechenden Anspruch ausgesprochen.

„Viele Arbeitgeber haben sich bislang den Wünschen der Beschäftigten nach gelegentlichem Arbeiten von Zuhause aus mit Argumenten verweigert, die durch die Corona-Krise widerlegt worden sind. Diesen Geist bekommen sie nun nicht wieder in die Flasche zurück. Wir von der NAG stehen den Beschäftigten bei ihrem Wunsch zu zeitgemäßer Flexibilität und den Arbeitnehmervertretungen der Assekuranz in allen Fragen zum mobilen Arbeiten mit Rat und Tat zur Seite“, konstatiert Gaby Mücke, Vorsitzende der Neue Assekuranz Gewerkschaft.

Quelle: Statista

Und Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund ergänzt: „Das ist eine hervorragende Basis, um mehr über die Auswirkungen des Pandemie-bedingten Großversuchs Homeoffice für Versicherungsbeschäftigte zu erfahren“.

Autor: VW-Redaktion

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